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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Schlitten und Schneeschieber

Von Angelika Andräs 29.01.2012, 18:47

Zeitz/MZ. - "Jetzt brauche ich keinen Winter mehr", schimpfte Susanne Pieler, die auf einem Parkplatz in der Zeitzer Innenstadt den Schnee vom Auto schob. Protest kam postwendend von Söhnchen Maximilian (6): "Aber ich! Ich freue mich ja so." Irgendwo dazwischen bewegten sich die Reaktionen am Samstag, als der leichte Schneefall vom Morgen gegen Mittag noch stärker wurde. Autos fuhren Schritt, Kinder stürmten mit Schlitten aus Hauseingängen, Fußgänger schlichen oder stapften gut eingepackt durch den Flockenwirbel. Vor dem einen oder anderen Haus griff auch jemand zum Schneeschieber. Doch auf den öffentlichen Fußwegen und in der Fußgängerzone von Zeitz gab es auch Sonntag vom Winterdienst noch keine Spur. Sehr zum Ärger vieler Passanten.

Rüdiger Bendel stand der Schreck noch ins Gesicht geschrieben: Eigentlich hatte er doch nur von der Beethovenstraße in die Anna-Magdalena-Bach-Straße einbiegen wollen. Die Drehung um die eigene Achse war nicht geplant. "Da will ich ausweichen und dann ist hier alles vereist." Und schon war er wieder zu hören, der Ruf nach dem Winterdienst. Zu sehen war davon in den Mittagsstunden des Samstags nicht nur wegen des heftigen Schneefalls nichts. Allerdings hatten die beiden Einsatzfahrzeuge der Stadtreinigungs- und Servicebetrieb Zeitz (SSBZ) GmbH ihre Runde schon ab 4 Uhr morgens absolviert. "In Zeitz-Ost haben wir die Straßen so gegen 8 Uhr gemacht", bestätigte Holger Fischer vom SSBZ. Am frühen Morgen waren auch die Fahrzeuge der Zorbauer Bundes- und Landesstraßenmeisterei unterwegs, die für die Bundes- und Landesstraßen zuständig ist. Die Fahrt über die B 180 und B 2 in Zeitz bestätigte das. Allerdings gab es unterwegs immer wieder Kritik von Fußgängern: Ob Wendischer Berg, ob Albrechtstraße, Rahnestraße: "Nicht geräumt und nicht gestreut", ereiferte sich Roland Seidel am frühen Nachmittag, "ein paar Private haben was gemacht, die Wohnungsgenossenschaften auch. Alles was öffentlich und Stadt ist - nichts." Daran hatte sich auch gam Sonntag nichts geändert. In der Fußgängerzone schlitterten begeisterte Kinder. Nicht ein Krümchen Splitt stoppte sie. Daniela Küfer schrie glücklicherweise nur vor Schreck auf: Die 33-Jährige war in der Wendischen Straße ausgerutscht und gestürzt. Während sie darüber lachen konnte, schimpfte ein älterer Anwohner. Wenn das die Folgen der Privatisierung des SSBZ durch die Stadt seien, sehe er schwarz.

Richtig ist, dass der Handstreudienst des ehemaligen städtischen Eigenbetriebes nicht unterwegs war. Den Einsatz muss natürlich die Stadt als Auftraggeber an die nunmehr GmbH auslösen. "Der Einsatz von Fahrzeugen ist am Freitag für das Wochenende ausgelöst worden", bestätigte Fischer, "die erste Handtour erst für Montag." Die Frage, ob denn die Fußwege noch hätten gemacht werden können, wenn die Stadtverwaltung das am Samstag oder selbst Sonntag noch ausgelöst hätte, beantwortete Fischer ohne Zögern mit Ja. Warum das nicht in Auftrag gegeben wurde, konnte auch Pressesprecher Sebastian Nicolai am Sonntag nicht klären und erklären. In einem war er sich aber sicher: "Es wird am Montag in der Dienstbesprechung Thema sein und klare Festlegungen dazu geben."

All das scherte aber viele kleine und große Menschen an den zwei freien Tagen wenig. Sie freuten sich schlicht über die weiße Pracht und ein paar Sonnenstrahlen am Sonntag. "Es hätte ja doch was gefehlt, ein Winter ganz ohne Schnee", meinte Hannelore Thiel und schaute ihrem Enkel Benjamin hinterher, der an der Hand seiner Mutter seinen ersten Schnee erlebte. Und auch für den Winterdienst gab es am Ende noch Lob: Am Sonntagabend waren dann sogar Anliegerstraßen geräumt.