Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Reporter mit Leib und Seele
DROSSDORF/MZ. - Heinz Florian Oertel, eines der bekanntesten Gesichter des DDR-Fernsehens, ist am 5. Mai um 17.30 Uhr zu Gast in Droßdorf. Klaus-Dieter Kunick sprach mit dem ehemaligen Sportreporter, der unter anderem von 17 Olympischen Spielen, von acht Fußballweltmeisterschaften und natürlich von der Friedensfahrt berichtete.
Ursprünglich wollten Sie am 26. April kommen, nun die Terminverschiebung auf den 5. Mai, was kam denn dazwischen?
Oertel: Die Gesundheit. Ich muss einige medizinische Untersuchungen über mich ergehen lassen, die nicht einfach zu verschieben sind.
Sie sind 83 Jahre, wie halten Sie sich denn fit?
Oertel: Jeder kennt doch den Spruch: "Wer rastet, der rostet". Man sollte aber nicht erst im Alter anfangen, sich fit zu halten. Zeit meines Lebens galt für mich die Devise, mich zu bewegen, Sport zu treiben. Und vor allem habe ich all die Jahre gesund gelebt. Das halte ich für wichtig, ich habe beispielsweise nie geraucht.
Zu Zeiten der Friedensfahrt haben Sie schon aus Zeitz berichtet, sind Ihnen denn Zeitzer Sportler noch in Erinnerung?
Oertel: Natürlich, da fällt mir spontan der gebürtige Zeitzer Manfred Kaiser ein. Ein bekannter Fußballer, der einst bei Wismut Aue spielte. In Erinnerung sind mir außerdem die Fußballer von Chemie Zeitz geblieben, die zwei Jahre lang in der DDR-Oberliga mitspielten.
Wo Sie auftreten, sorgen Sie für volle Säle. In Droßdorf sind beispielsweise alle 250 Plätze schon vorbestellt, es gibt lediglich noch Stehplätze. Wie erklären Sie sich denn Ihre Popularität?
Oertel: Na ja, da müssen Sie die Leute fragen (lacht). Menschen im Alter von 50 Jahren und Ältere wissen mit meinem Namen etwas anzufangen, Jüngere werden eher passen. Ich vermute, dass meine Art und Weise gefällt, sicher auch das bescheidene, freundliche und lockere Auftreten. Popularität bei Hörern und Zuschauern erreicht man aber auch durch Fach- und Detailwissen. Ich habe stets versucht, nicht nur das sportliche Geschehen zu übertragen, wichtig war mir zudem eine Beschreibung der äußeren Umstände, der Stimmung vor Ort oder der Gestik und Mimik der Sportler.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Oertel: Zwischen 7 und 8 Uhr stehe ich auf und frühstücke anschließend. Danach nehme ich mir viel Zeit zum Zeitung lesen und gehe anschließend raus in die Natur, Spaziergänge sind da angesagt, Wandern. Noch vor kurzem nahm ich monatlich zudem etwa sieben, acht Einladungen wahr. Das habe ich jedoch etwas eingeschränkt, denn das ist auch eine Kraftfrage.
Gibt es ein Sportereignis, das Ihnen ganz persönlich in Erinnerung geblieben ist?
Oertel: Bei fast jedem Menschen ist es doch so, dass das erste wichtige Ereignis im Leben unvergesslich bleibt, der erste Kuss beispielsweise. Mir bleiben die ersten Olympischen Spiele in Helsinki 1952 in Erinnerung und da ganz besonders der Läufer Emil Zatopek. Binnen zehn Tagen errang er drei olympische Goldmedaillen, wo gibt es denn das heute noch? Hinzu kam seine Freundlichkeit, er war liebenswert, ehrlich, das sind Charaktereigenschaften, die ich nicht vergesse und die ich sehr schätze.
Welche Sportart verfolgen Sie im Fernsehen besonders ausgiebig?
Oertel: Am Fußball hängt mein Herz nicht allein, ich sehe unter anderem Skispringen, Leichtathletik und Radfahren gern. Welt- oder Europameisterschaften schaue ich mir natürlich im Fernsehen an. In meinem Alter habe ich doch viel Zeit, um das zu verfolgen, wie zum Beispiel die Ski-Weltmeisterschaften in Oslo. Vom Holmenkollen habe ich ebenfalls schon berichtet. Alle Sportarten anschauen, geht natürlich nicht.
Sie haben sieben Bücher geschrieben, im Buch "Gott sei Dank" rechnen Sie mit der Schwatzgesellschaft ab. Welches Buch stellen Sie in Droßdorf vor?
Oertel:"Halleluja für Heuchler", in dem ich mich mit dem Thema Heuchelei auseinander setze. Nicht nur im Sport, sondern allgemein.
Gibt es denn Unterschiede in der heutigen Sportberichterstattung gegenüber früher?
Oertel: Die gibt es. Heutzutage schreitet die Kommerzialisierung immer weiter und schneller voran. Das Geld spielt eine immer größere Rolle, Geld verdirbt den Charakter. Das Geld nimmt im Sport eine so große Rolle ein, das kann man nicht mehr stoppen, das ist eine Lawine, die alles mitreißt und den Sport immer mehr verdirbt.
Verraten Sie den Lesern der MZ Ihre Lebensmaxime?
Oertel: Die lautet: "Weniger ist mehr". Diese Einstellung habe ich allerdings schon seit 60 Jahren. Immer mehr zu besitzen, das macht den Menschen kaputt.
Die Veranstaltung beginnt um 17.30 Uhr im Gemeindezentrum. Die Platzreservierungen behalten ihre Gültigkeit.