Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Barbarossa interessiert sich für die Zeitzer Linse
ZEITZ/MZ. - Gemeinsam mit Fabian und Stefan Thomm ist die Regisseurin und Drehbuchautorin Anne Worst wieder in Zeitz unterwegs. Geschichtsinteressierte und MDR-Zuschauer werden sich erinnern: Im Winter drehte sie hier die Reportage über Zekiwa und die Kinderwagenindustrie in der DDR.
Jetzt folgt sie der Spur der "Zeitzer Linse": In den 50er und 60er Jahren filmte eine kleine Gruppe um den Kameramann Günter Brauer aktuelles Zeit(z)geschehen aus dem damaligen Kreis Zeitz.
Diese kurzen Filmimpressionen wurden in den Kinos Capitol und Freundschaft vor dem "Augenzeugen" und dem Hauptfilm gezeigt und so zur "Zeitzer Wochenschau". Günter Brauer ist nun auch Dreh- und Angelpunkt der Dokumentation, die in der Barbarossa-Geschichtsreihe ausgestrahlt werden soll. Er erzählt in der Reihe "Meine Geschichte" seine Geschichte: Wie 1959 die "Zeitzer Linse" ins Leben gerufen wurde, um im Auftrag des Kulturbundes für den zehnten Jahrestag der DDR das regionale Leben zu filmen. Ein knappes Jahrzehnt später wurde Brauer während der 1000-Jahr-Feier 1967 in Zeitz angesprochen und gebeten, Filme aus dem Osten für den Westen zu drehen. Und als eine solche Sequenz dann im Westfernsehen lief, rief das die Staatssicherheit auf den Plan: Die "Zeitzer Linse" wurde aufgelöst, das Filmmaterial beschlagnahmt und Brauer verhaftet.
Irgendwann landeten die Filmbänder im Museum Schloss Moritzburg. Erst vor fünf Jahren lud Bernd Christen in seine Bockwitzer Musikkneipe "Sehsong" ein und erinnerte mit Filmen und Geschichten an dieses Zeitzer Kapitel. Inzwischen ist Filmproduzent und Kameramann Michael Rischer dabei, das Material zu sichten, zu digitalisieren und zu einem "Zeitz-Film" zu nutzen. Anne Worst will mit ihrem Beitrag die Geschichte der "Zeitzer Linse", so vor allem aber die Lebensgeschichte von Günter Brauer beleuchten. Gemeinsam mit dem Kamerateam ging es zu den beiden ehemaligen Kinos in Zeitz, "Capitol" in der Judenstraße und "Freundschaft" in der Rahnestraße, und zum Treffpunkt des Linse-Teams. Ein Interview mit Günter Brauer vervollständigt den Streifen. Brauer freut sich nicht nur, dass seine Geschichte und die der "Zeitzer Linse" erzählt wird. Für ihn geht es auch um das Bewahren von Geschichte überhaupt, etwas gegen das allgegenwärtige Vergessen zu tun. So viel Geschichte stecke in den Häusern in Zeitz, meinte er, das müsse man festhalten.
Eine Aufgabe, der sich auch Anne Worst stellt, die es offensichtlich immer wieder einmal nach Zeitz zieht. Na klar: "Im Winter habe ich in Zeitz gefroren, war das kalt, jetzt erlebe ich die Hitze, bin ich bei hochsommerlichen Temperaturen hier." Sozusagen Zeitz zu jeder Jahreszeit - dann bleibt noch Raum für neue Filmideen.
Die "Barbarossa"-Folge über Günter Brauer läuft am Dienstag, 17. August, 21.15 Uhr im MDR.