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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Ärger am Straßenberg

Von UTA KUNICK 12.08.2011, 17:59

HOLLSTEITZ/MZ. - Ulrich und Elvira Böhme sind stinksauer. "Wir verstehen nicht, warum es keine Tempo-30-Zone in Hollsteitz geben soll", sagt das Ehepaar. Was Böhmes erst recht nicht verstehen: Der Gemeinderat hat sich gegen diesen verkehrsberuhigten Bereich ausgesprochen. Ausgerechnet das Gremium, das die Interessen der Bürger vertreten soll, meint der 69-Jährige und schüttelt verständnislos mit dem Kopf.

Das Ehepaar wohnt am Straßenberg, direkt an der Ortsdurchgangsstraße, die von der B 180 abzweigt. Als der Kreuzungsbereich ausgebaut wurde, erhielt der obere Teil der Straße eine Asphaltdecke. Die geht in eine Holperstraße über. Das dorftypische Pflaster musste erhalten bleiben. Doch die Anlieger sind genervt. Wenn die Fahrzeuge den Übergang von der glatten Asphaltdecke zum mittelalterlichen Pflaster nehmen, verursacht das Lärm. Erst recht, wenn sie mit 50 Stundenkilometern über die Holperstraße brettern, die fünf Grundstücke weiter wieder in Asphalt übergeht. Extrem belastend wird es, wenn 40-Tonner oder Fahrzeuge mit leeren Hängern den Straßenberg passieren. Dann scheppert es und es wird besonders laut.

"Als wir das erste Mal hier zu Besuch waren, haben wir gedacht, ein Zug kommt vorbei", erzählt Familie Jungkind, die im baden-württembergischen Philippsburg lebt und gerade bei den Panthalers zu Besuch ist. Nachts bei offenem Fenster schlafen, geht nicht mehr, erklären Panthaler, Böhme und Betti und Helmut Hold (zwei weitere Anlieger) unisono. Ab vier Uhr ist die Nacht vorbei und nachmittags geht der Krach mit dem Berufsverkehr ab 15 Uhr weiter. Was den Anwohnern auffällt: die Anzahl der Fahrzeuge mit Weißenfelser Kennzeichen hat zugenommen. Seitdem die Straße nach Oberschwöditz gemacht wurde, nehmen viele die Abkürzung über Hollsteitz. Eine Tempo-30-Zone würde eine erhebliche Entlastung bringen, sind sich Böhme und die anderen einig. Dabei geben sie sich nicht der Illusion hin, dass sich jeder auch daran hält, "aber wenn 30 gilt, fahren sie wenigstens 50 und damit wäre uns schon geholfen." Eckhard Osang, Bürgermeister der Gemeinde Kretzschau (Fraktion Aktive Bürger), ist ein Befürworter der Tempo-30-Zone. "Weil es dann einfach oben im Ort ruhiger zugehen würde", sagt er. Doch im Gemeinderat, wo Osang der einzige Vertreter aus Hollsteitz ist, fand der Beschluss mit drei Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und fünf Stimmenthaltungen keine Mehrheit. "Wir haben uns schon Gedanken gemacht", erklärt Gemeinderat Jörg Grajek auf Anfrage der MZ. In der Tempo-30-Zone gilt rechts vor links. Das heißt, dass jeder, der aus einer Nebenstraße kommt, Vorfahrt hat. "Jede Straße ist gleichrangig. Das sorgt für Verwirrung und erschien uns so gefährlich", so Grajek. Osang akzeptiert die Entscheidung. Der Beschluss wurde demokratisch gefasst. Ihn noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen, mache keinen Sinn. Jetzt sei die Verwaltung in der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst gefragt. "Sie hat mit den Bürgern den Schriftverkehr geführt und muss nun prüfen, ob es nicht noch andere Möglichkeiten gibt", erklärt Osang und nennt als Beispiel ein Geschwindigkeitslimit nur für diesen Bereich.

Im Ordnungsamt scheint die Sache aber schon vom Tisch. "Für uns gibt es keinen Handlungsbedarf mehr", sagt Georg Tettenborn, Leiter Sachgebiet Ordnung. Die Verwaltung könne sich nicht über den Beschluss des Gemeinderates hinwegsetzen, lautet seine Begründung. Es sei denn, der Bereich stellt einen Unfallschwerpunkt dar. Das sei aber nicht der Fall. Die verärgerten Anwohner vom Straßenberg geben sich damit nicht zufrieden. Sie wollen ein weiteres Schriftstück an die VG aufsetzen. "Es steht immer noch ein vor-Ort-Termin aus, wegen dem sich das Ordnungsamt mit uns in Verbindung setzten wollte", macht Ulrich Böhme eine Forderung auf. Zur Bestätigung holt er ein Schreiben vom 1. März 2011 vor, das die Unterschrift von Georg Tettenborn trägt.