Burgcafé Haynsburg Burgcafé Haynsburg: Abschied der Wirtsleute in Sicht
Haynsburg/MZ. - Doch, doch, ein Grund zum Anstoßen ist es für Cornelia und Reinhard Türpisch schon. Vor zehn Jahren eröffneten sie das Burgcafé auf der Haynsburg als Pächter der gleichnamigen Gemeinde. "Wir nennen es immer spaßeshalber einen Aprilscherz, weil wir am 1. April 1992 eröffneten", sagt die Chefin. Doch obwohl die Geschäfte im Burgcafé, Pension und Hotel gut gehen, verabschieden sich Türpischs in diesem Jahr aus der Burg. Bürgermeister Hoyer schickte ihnen die Kündigung per 30. September.
Damals suchten sie eine neue Existenz. Beide stammen aus der Landwirtschaft, sahen darin nach der Wende keine Zukunft mehr. Weil mit der Haynsburg Tourismus angekurbelt werden sollte, wurden Betreiber für ein Burgcafé gesucht. Zunächst nur an Wochenenden geöffnet, stieg der Bedarf an Gastronomie in der Burg. Aus Kaffee und Kuchen wurde ganztägig warme Küche. Aus zunächst nur einem Gastraum wurden nach und nach mehrere. "Die Gäste haben das Burgcafé gut angenommen. Schritt für Schritt haben wir Geld aus den Umsätzen in den weiteren Ausbau gesteckt", denkt sie zurück und schaut sich um. Euphorisch seien sie damals an die Sachen herangegangen. Der zweite Gastraum, das Ritterzimmer für Feiern von 30 Personen folgte. Die ersten Zimmer der Pension im ehemaligen Facharbeiter-Wohnheim der LPG - 14 Zimmer entstanden innerhalb von zwei Jahren dort. Anfangs wohnten dort Monteure, was für Türpischs ein gutes Geschäft war. Als die ausblieben, suchten sich die Wirtsleute mit Kindergruppen eine neue Zielgruppe.
Aus den Zimmern der Haynsburg, die ehemals eine Jugendherberge werden sollten, dafür aber nicht ausreichten, machten Türpischs ein Hotel (elf Zimmer mit 22 Betten). Bei der Hotelklassifizierung erhielten sie dafür drei Sterne. "Für die Bauernstube haben wir dann einen Existenzgründerkredit aufgenommen", erzählt Frau Türpisch die Geschichte weiter. Ihnen lag etwas daran, den Besuchern der Burg gastronomisch etwas zu bieten. Ob es mit ihrem Erfolg zusammenhing, Türpischs können es nur vermuten. Doch es begann eine Zeit der Meinungsverschiedenheiten mit dem Haynsburger Bürgermeister. Neben der fünfstelligen Mietsumme, die sie mittlerweile monatlich zu zahlen hatten, sollten sie weitere Kosten für bauliche Veränderungen übernehmen, die im Mietvertrag nicht vereinbart waren. Die Streitigkeiten gingen bis vors Gericht. Dort hätten sie zwar Recht bekommen. Doch der ständige Gegenwind in der Gemeinde machte sie mürbe. Das seien Geschäftsbedingungen, unter denen sie nicht mehr arbeiten wollen. Ihrem Wunsch, den Pachtvertrag aufzuheben, wurde nicht entsprochen. Die Kündigung zum 30. September flatterte ins Haus.
Jetzt suchen Türpischs einen Nachmieter für das Burgcafè, der in ihren Vertrag einsteigt. Ob sie einen finden, wissen sie nicht. Doch sie hören Ende September auf der Haynsburg auf. "Wir akzeptieren den Rausschmiss", sagt Frau Türpisch, meint aber gleichzeitig, dass es ihre schönsten zehn Jahre in der Burg. Zu verzichten brauchen ihre Gäste dann aber nicht auf Türpischs Küche und Gastronomie. "Wir werden dann den Landgasthof ,Zur Kempe'' im benachbarten Breitenbach als Familienbetrieb weiterführen", sagt Türpisch. Seine Frau, die die Kniffe ihrer Kochkunst von ihrem Schwiegervater, dem heute 81 Jahre alte Willi Türpisch, einem begnadeten Hobbykoch lernte, wird in Breitenbach die Küche übernehmen.