Brutaler Handtaschenraub Brutaler Handtaschenraub: Zeugen für ihre Zivilcourage ausgezeichnet
Weißenfels/MZ. - Ausgezeichnet wurden am Mittwoch Nicole Kuhlmann und ein weiterer Zeuge, der seinen Namen in der Öffentlichkeit nicht genannt haben möchte, für ihre Courage bei der Suche nach einem Gewalttäter. Beide waren maßgeblich daran beteiligt, dass ein brutaler Handtaschenraub vom 17. April in der Weißenfelser Jüdenstraße aufgeklärt wurde. Der 21-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Ehrung nahm der Präsident der Polizeidirektion Merseburg, Rainer Bauch, vor. Er hatte nach der Lagebesprechung spontan entschieden, die beiden Weißenfelser auszuzeichnen, nachdem der Fall am Dienstag aufgeklärt werden konnte.
Der Beschuldigte hatte eine 88-jährige Rentnerin mit der Faust ins Gesicht geschlagen, ihr die Handtasche mit 15 Euro Inhalt entrissen und war geflüchtet (die MZ berichtete). Die Verletzte bangt um den Verlust eines Auges und wird am Donnerstag in Halle nochmals operiert. Der Zeuge hatte mit seinem Auto auf einem nahe gelegenen Parkplatz gestanden und die Rentnerin kommen sehen. "Urplötzlich hörte ich es krachen, und die Frau lag am Boden. Als ich sah, dass der Jugendliche weglief, machte es bei mir klick", berichtete der Mann. Er rannte sofort hinterher, konnte den Täter aber nicht mehr stoppen. Der 21-Jährige lief weiter und begegnete Nicole Kuhlmann, wie sich später herausstellte. Aufgrund der Informationen wurde sofort ein Krisenstab gegründet, berichtete Kripo-Chef Emil Weiß. Es wurden die Geschäftsinhaber in der Jüdenstraße befragt, ob sie die noch unbekannte Zeugin kennen würden. So kam man auf Nicole Kuhlmann. Die Beteiligten fuhren nach Merseburg, um ein Phantom-Bild anzufertigen. "Das Phantombild glich fast dem Passbild. Die Zeugin konnte sich sehr detailliert erinnen", wunderte sich Bauch. "Ich kann mir Gesichter besser merken als Namen", meinte Frau Kuhlmann. Der Fall hatte die gesamte Bevölkerung bewegt, und etliche Anrufe gingen nach der Veröffentlichung des Bildes ein.
Die Polizei ermittelte danach fieberhaft im Bereich des Asylbewerberheimes. Sie befragten unter anderem eine Frau, die jedoch nur den Spitznamen kannte. Die Zeugin wusste allerdings, dass der Räuber vor zwei Jahren einen Autounfall in der Markwerbener Straße hatte. Diesem Hinweis gingen die Beamten nach und entdeckten die Identität. Sie suchten die Wohnung auf, trafen aber nur die Mutter des Täters an. Am nächsten Morgen standen zwei Beamte um 7.30 Uhr vor der Tür und nahmen den Mann mit. Nach den ersten Befragungen gestand der Weißenfelser. Er wollte sich mit der Beute von 15 Euro Rauschgift kaufen.
"Ich bin stolz, dass wir die Tat so schnell aufgeklärt haben", betonte Weiß. "Die Ermittlungen standen im Einklang mit der Hilfe der Bevölkerung. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten", bekräftigte der Weißenfelser Revierleiter Hans-Rüdiger Burmeister.