Briefe lösen Welle der Hilfe aus
ZEITZ/MZ. - Eine E-Mail der Familie landete bei der MZ. Auch sie ein Hilferuf.
Mutter und Vater sind Hartz-IV-Empfänger. Die neunköpfige Familie muss von staatlicher Unterstützung und von 1 274 Euro Kindergeld leben. In die Vater-Jahn-Straße waren die Ritzers erst im März vergangenen Jahres gezogen. Zuvor war die Großfamilie in Zeitz-Ost zu Hause, auf knapp 80 Quadratmetern. Drei Kinder teilten sich ein Zimmer, die Eltern schliefen in der Stube. Zustände, die die Arbeitsgemeinschaft zur Betreuung Langzeitarbeitsloser (Arge) nicht länger mit ansehen wollte. Die Familie mit ihren zwei Jungen und fünf Mädchen, die noch bei den Eltern wohnen, fand nach schwieriger Suche ein neues Domizil bei der WBG. Nun lebt sie auf einer Fläche von rund 180 Quadratmetern. Der Vermieter hat extra für die Ritzers zwei Wohnungen auf einer Etage verbunden. "Hier sind wir glücklich", sagen Mutter Beatrix (41) und Vater Frank Ritzer (43) übereinstimmend. Schließlich teilen sich hier höchstens zwei Kinder ein Zimmer und die 18-jährige Vanessa hat ein eigenes. Nun der Schreck: Zum einen sind die Nebenkosten zu hoch, zum anderen hat die Arge mitgeteilt, dass der Familie nur 135 Quadratmeter finanzierter Wohnraum zustehen. Deshalb muss sie nun nachweisen, dass sie sich um eine angemessen große Wohnung bemühe. Bemühen müsse sich Familie Ritzer auch dann, wenn fast voraussehbar ist, dass die Anstrengungen umsonst sind, so der stellvertretende Geschäftsführer der Arge Burgenlandkreis Thomas Postleb auf Anfrage. Doch eben dieses Bemühen rechtfertige die Kostenübernahme. Mitarbeit ist auch in Sachen Nebenkosten gefragt. Vor allem, was den Wasserverbrauch anbelangt. Denn da liege die Familie pro Person sehr deutlich über den statistischen Durchschnittswerten. Aber die WBG sieht Möglichkeiten, die Situation zu verändern. Im Einvernehmen mit dem Mieter könnte zum Beispiel die Wanne im Bad gegen eine Dusche getauscht werden. Das könnte helfen, den Wasserverbrauch zu senken, so Kerstin Hubeny, Leiterin des WBG-Bereichs Wohnungswirtschaft. Auch sonst werden sich Mitarbeiter des Unternehmens intensiver um die neunköpfige Familie kümmern. Zusammen soll zum Beispiel ein Haushaltsplan aufgestellt werden, um einen besseren Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Außerdem gibt es Hilfen, um die Höhe der Ausgaben zu senken oder um bisher nicht erschlossene Einnahmequellen aufzutun.
Zum Beispiel, so Hubeny, solle geprüft werden, ob der Staat einspringen könne für Unterhaltszahlungen, die der leibliche Kindsvater bislang nicht geleistet hat. Erklärtes Ziel ist es, Familie Ritzer zu ermöglichen, in ihrer jetzigen Wohnung zu bleiben und ihre finanzielle Situation zu entspannen. Dass dies gelingt, davon ist Hubeny überzeugt. Vorausgesetzt, die Familie engagiere sich mit. Den Ritzers helfen will auch die Stadtverwaltung. Montag hat sie beim Sozialen Dienst einen Termin. Da solle es vor allem um Beratung gehen. Helfen könnten gewiss auch Arbeitsplätze. Beatrix Ritzer, gelernte Geflügelzüchterin, könnte stundenweise in Zeitz arbeiten. Ehemann Frank ist gelernter Maurer und sagt: "Wenn ich einen Job bekomme, dann nehme ich ihn." Ein Fahrzeug hat das Ehepaar nach eigenen Angaben allerdings nicht. Weg von Zeitz wolle die Familie nicht ziehen. Dazu sei die Bindung untereinander zu stark. Denn nicht alle Kinder würden ihren Eltern folgen, weil einige bereits eine schulische Ausbildung begonnen haben und in jedem Fall hier bleiben möchten.