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Bluttat in Erfurt Bluttat in Erfurt: «Verstehen die Ängste in der Bevölkerung»

Von Klaus-Dieter Kunick 02.05.2002, 16:30

Weißenfels/MZ. - Auch im Landkreis Weißenfels sind die Menschen über das Blutbad von Erfurt erschüttert. Seit dieser Zeit geraten die Schützenvereine unter Druck, weil bekannt wurde, dass der Todesschütze von Erfurt seine Waffe legal als Sportschütze erlangte. Die MZ hörte sich dazu in einigen Vereinen im Landkreis Weißenfels um und unterhielt sich aus aktuellem Anlass mit Erich Forner, dem Vorsitzenden der Schützen-Gilde 1845 Prittitz, mit Hans Schubert, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Priviligierten Schützengilde Lützen, und mit Robby Clemens, dem Schatzmeister des Schützenvereins Hohenmölsen.

"Wir geben die Waffenbesitzkarte ab dem 18. Lebensjahr aus und wenn derjenige bei uns ein Jahr im Verein Mitglied gewesen ist", so Hans Schubert. Am Ende entscheide der Vorstand sehr sorgfältig, ob nach bestandener Sachkundeprüfung die Waffenbesitzkarte ausgegeben werde. Was aber einer im stillen Kämmerlein ausbrüte, das sich mitunter von heute auf morgen einstelle, das könne man nicht wissen. Diese Karte erst ab dem 21. Lebensjahr auszugeben, wie es Politiker fordern, davon halte er überhaupt nichts, da es nicht den Kern der Sache treffe.

"Mit 18 Jahren kann ich Auto fahren und könnte damit viel Unheil anrichten. Und in dem Alter darf man auch schon zu Wahl gehen", berichtete Schubert weiter. Mit 18 Jahren sei die Verantwortung durchaus ausgeprägt. Außerdem sei es so, dass man an illegale Waffen leichter herankomme, als an legale. Alle Waffen wegzuschließen, das gehe nun mal nicht. Der Verein würde sich ein Waffenlager zulegen, dass man nicht bewachen könne. Die Aufbewahrung der Waffen sei streng geregelt.

Auch Erich Forner plädierte dafür, die Waffenbesitzkarte ab dem 18. Lebensjahr weiterhin beantragen zu dürfen. "Schon beim Eintritt in den Verein wird das intakte Umfeld des künftigen Schützen genau überprüft", meinte er. Forner bestätigte, dass auch der Vorstand in Prittitz sich jeden genau ansehe, der eine Waffenbesitzkarte erhalte. Derjenige werde so zu sagen auf Herz und Nieren überprüft.

Auf eine ähnliche Verfahrensweise verwies auch Robby Clemens. Er halte nichts davon, die Waffenbesitzkarte erst ab dem 21. Lebensjahr auszustellen. "Was ist mit den Soldaten, die bei der Bundeswehr mit 18 Jahren Gewehre tragen?" - diese Frage stellte er in den Raum. Man sollte sich an einen Tisch setzen und das Für und Wider genau beraten, was zu tun sei. "Wir verstehen die Ängste in der Bevölkerung. Aber unser Verein geht mit einer hohen Verantwortung heran", erklärte Clemens.