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Bioethanolfabrik Zeitz Bioethanolfabrik Zeitz: Mehr Biosprit aus Korn

Von Torsten Gerbank 04.12.2018, 14:45
Jürgen Böttcher (links) und Martin Kneitschel stehen am Fundament für den neuen Anlagenteil. Kneitschel ist seit 1. April Geschäftsführer der Crop.Energies Bioethanol GmbH in Zeitz.
Jürgen Böttcher (links) und Martin Kneitschel stehen am Fundament für den neuen Anlagenteil. Kneitschel ist seit 1. April Geschäftsführer der Crop.Energies Bioethanol GmbH in Zeitz. René Weimer

Zeitz - Mehr Sicherheit für 130 Arbeitsplätze in Zeitz, neue Absatzchancen für Getreidebauern der Region, größerer Entscheidungsspielraum für zwei am Stadtrand ansässige Unternehmen, höhere Wertschöpfung: Die zur Südzuckergruppe gehörende Crop.Energies Bioethanol GmbH in Zeitz investiert in ihren Standort weitere gut 20 Millionen Euro und erreicht damit gleich mehrere Effekte.

Die Riesensumme fließt in einen neuen Anlagenteil zur Aufbereitung von Rohstoffen. Der soll es ermöglichen, im Werk künftig deutlich mehr regionalen Weizen zu verarbeiten. Und das in einer Anlage, in der bislang ausschließlich Rübendicksaft zu Bioethanol verarbeitet werden konnte. Rübendicksaft ist ein Zwischenprodukt bei der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben.

Zucker- und Bioethanolfabrik wollen künftig besser auf aktuelle Gegebenheiten und Marktsituationen reagieren

Mit der Investition, so Jürgen Böttcher, Technischer Direktor der Crop.Energies AG, und der Zeitzer Geschäftsführer Martin Kneitschel, können am Ende sowohl die Zucker- als auch die Bioethanolfabrik künftig besser auf aktuelle Gegebenheiten und Marktsituationen reagieren. Das heißt, wenn es zum Beispiel aktuell günstiger ist, aus Dicksaft Zucker zu produzieren, kann die Bioethanolfabrik ohne Drosselung der Produktion weiter arbeiten, weil sie auf den Rohstoff Weizen zurückgreifen kann.

Der Umbau versetzt das Werk aber auch in die Lage, für die Neutralalkoholproduktion am Standort einen spezielleren Rohstoff herzustellen, der die Absatzchancen für dieses Produkt weiter verbessern soll. Neutralalkohol ist besonders reiner, geruchs- und geschmacksarmer Alkohol. Er wird im Wesentlichen in der Spirituosen-, in der Pharma-, aber auch in der Kosmetikindustrie genutzt. Reinalkohol aus Weizen ist prädestiniert dazu, zu Weizenkorn weiterverarbeitet zu werden.

In der Zeitzer Bioethanolfabrik arbeiten drei Anlagen

In der Zeitzer Bioethanolfabrik arbeiten drei Anlagen. In einer werden seit 2005 Mais, Weizen und Gerste zu Bioethanol verarbeitet. Die Anlage bleibt von der Investition ebenso unberührt wie jene Anlage, die 2015 in Betrieb ging und aus dem am Standort produzierten Bioethanol den besonders reinen Alkohol herstellt. Angebaut wird an die sogenannte Annex-Anlage, die 2008 in Betrieb ging. Annex bedeutet „Anhang“. Der Name rührt daher, dass die Anlage ursprünglich als „Anhang“ zur erstgebauten Produktionstechnik gedacht war. Die Annex-Anlage hat eine Produktionskapazität von 60.000 Kubikmetern Bioethanol im Jahr.

Mit der größeren Verarbeitungsmenge an Weizen kann künftig als weiteres Produkt auch mehr hochwertiges Proteinfuttermittel hergestellt werden. Aus etwa drei Tonnen Getreide werden etwa ein Kubikmeter Bioethanol und eine Tonne Futtermittel gewonnen. Das erspare Sojaproteinimporte aus Südamerika. Bei der Verarbeitung entsteht zudem Kohlendioxid, das am Standort verflüssigt und unter anderem an die Lebensmittelindustrie geliefert wird.

Erneuerbare-Energien-Richtlinie überarbeitet und verabschiedet

Möglich wurde die Investition auch mit einer Entscheidung des Europaparlaments. Das hat die Erneuerbare-Energien-Richtlinie überarbeitet und verabschiedet. Demnach soll sich im Verkehrssektor der Anteil erneuerbarer Kraftstoffe bis 2030 auf 14 Prozent erhöhen. Davon, so Böttcher, können bis zu sieben Prozent aus sogenannter „Anbaubiomasse“ stammen. Zur „Anbaubiomasse“ gehören Zuckerrüben und Weizen, aus denen Bioethanol gewonnen wird, das Kraftstoffen beigemischt wird.

So gibt die Europäische Union einem in Zeitz sitzenden Unternehmen eine gehörige Portion Sicherheit dafür, dass sich eine Investition am Ende lohnt. Bislang ist für den Neubau die Bodenplatte gesetzt. Die Technik wird im kommenden Jahr installiert, soll im Oktober in Betrieb gehen. Laut Böttcher und Kneitschel gibt es rund 120 Punkte, über die die neue Technik an die bestehende Anlage angeschlossen wird.

››Informationen im Internet: www.cropenergies.com (mz)