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Bauernforum Bauernforum: Die Erben vom Kleefeld

Von YVETTE MEINHARDT 21.06.2012, 17:19

WÜRCHWITz/MZ. - Jared Kieling ist bei seinem Besuch in Deutschland eher zufällig beim Bauernforum im Weingut Triebe gelandet. "Ich bin überrascht, auf welch hohem Niveau hier über die Probleme der Landwirtschaft diskutiert wird und über welches Fachwissen die Landwirte verfügen", sagt der Verleger aus New York. Eben jene philosophischen Fragen machen nicht an Ländergrenzen halt, betreffen Europa genauso wie Amerika.

Rund 600.000 Hektar Ackerfläche und weitere 200.000 Hektar Grünland wurden seit der Wende den ostdeutschen Bauern entzogen. "Das wäre die ganze Landwirtschaftsfläche von Thüringen", sagt Agraringenieur Frank Quaas aus dem Altenburger Land. 1990 gab es zwischen Schmölln und Altenburg rund 5.000 Beschäftigte in der Landwirtschaft, heute sind es nur noch 500. Und Bernd Apel vom Kreisbauernverband Altenburg fügt hinzu: "Von rund 1.000 traditionellen Bauernhöfen werden nur noch 50 von Landwirten bewohnt und bewirtschaftet."

Die Diskussion beim Bauernforum zum Würchwitzer Kleefest ist in vollem Gange. Die beiden Landwirte versichern, dass sie ihre Verantwortung im Umgang mit der Natur ernst nehmen. Und widersprechen damit einem Film von Andreas Winkler. In seinem Streifen mit beeindruckenden Naturaufnahmen macht er vor allem die moderne Landwirtschaft für das Artensterben verantwortlich. So zeigt er Bilder von großflächigen Monokulturen und moderner Technik, die gnadenlos über Gelege von Brutvögeln rollt. "Nein, ich bin kein Gegner der Landwirte, sondern möchte sie für den Naturschutz sensibilisieren", entgegnet Andreas Winkler in der folgenden Diskussion. Er selbst betreibt eine Landwirtschaft im Nebenerwerb mit etwa 15 Hektar und wisse daher, von was er spricht. Lothar Meyrich verfolgt diese Diskussion sehr aufmerksam. "Ich fahre oft als Entwicklungshelfer nach Südamerika, doch wenn ich das so höre, brauchen wir nicht den Amazonas zu retten, sondern ein tragfähiges Konzept für nachhaltigen Umweltschutz in Deutschland." Dem widerspricht Rasmus Reinhardt energisch. "Wir wollen uns nichts mehr von oben aufdiktieren lassen, diese Zeiten sind zum Glück vorbei", so der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Zeitz-Hohenmölsen.

Emotionen kochen hoch, Verbindungen von Politik und Landwirtschaft, von Industrie und Profitsucht werden diskutiert. Auch über Windkraft und Solaranlagen streiten sich die Gemüter. Die Landwirtschaft mit all ihren modernen Facetten. "Wir fühlen uns dem Erbe von Johann Christian Schubart, dem Edlen vom Kleefeld verpflichtet", unterstreicht Apel noch einmal . "Wir haben keine Toleranz gegenüber genveränderter Pflanzen, aber große Achtung vor der Natur." Und schließlich seien das Altenburger Land und der südlichste Zipfel von Sachsen-Anhalt schon über Jahrhunderte verbunden, das fängt in der Landwirtschaft an, reicht über die Architektur der Höfe über Milbenkäse bis zum Kleefest. So kommen die Altenburger Bauern immer wieder gern nach Würchwitz und umgekehrt.