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Ausbildung Ausbildung: Öl an den Fingern ist kein Problem

Von Rolf Kern 02.07.2002, 15:25

Tagewerben/MZ. - Der kräftige Händedruck zum Abschluss des Gespräches irritiert schon, die unlackierten Fingernägel weniger. Denn die junge Frau erlernt einen Beruf, der für ihr Geschlecht eher untypisch ist. Die Weißenfelserin Kathrin Schulz hat die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker ergriffen, und Öl an den Fingern gehört nun mal zum Geschäft. Sie lernt derzeit beim Suzuki-Autohaus Gollek im Gewerbegebiet von Tagewerben an der B 91.

"Aus Interesse an Autos, Motorrädern und Technik kam ich zu diesem Beruf", meint die 18-Jährige. In der 7. und 8. Klasse hatte sie beim Autohaus Gollek ein Praktikum absolviert.

Nach dem Abschluss an der Beuditz-Sekundarschule wurde es beruflich ernst für sie. Kathrin Schulz hatte einige Bewerbungen abgeschickt und wurde bei der Firma Gollek angenommen. "Von uns hat sie den Zuschlag bekommen, weil sie sich schon bei den Praktika interessiert gezeigt hat. Ich habe mit Mädchen gute Erfahrungen gemacht", betont Inhaberin Manuela Gollek. Sie bedauert, nicht mehr weiblichen Auszubildenden eine Chance geben zu können.

Als kleines Mädchen hatte Kathrin Schulz ihrem Vater Uwe über die Schulter geschaut und geholfen, wenn es um die Reparatur seines Wagens ging. Später schaffte sie sich ein Moped an. Uwe Schulz fährt selbst einen Suzuki-Geländewagen und dadurch machte die Kreisstädterin Bekanntschaft mit der Automarke. Basteln, ausbauen, tunen und reparieren sind zur Freude der Familie kostenlos. Jetzt muss sie oft körperlich hart zupacken. "Alles kein Problem", lacht die zukünftige Mechanikerin. Wenn sie ihren Beruf nach insgesamt dreieinhalbjähriger Ausbildung abgeschlossen hat, will sie erst einmal Erfahrungen sammeln. "Das Kinderkriegen hat noch ein bisschen Zeit", richtet die junge Frau einen Blick in die Zukunft.

Freunde, Bekannte und Verwandte waren völlig überrascht, als sie ihre Entscheidung zur Berufswahl bekannt gab. "Die haben mir das gar nicht zugetraut." Neue Bekannte glauben, die 18-Jährige will sie veralbern, wenn es um das Thema geht. Die Kunden sind ebenfalls überrascht, wenn sie von einer jungen Frau bedient werden. Sie hat sich in dem Betrieb gut an die Männermannschaft angepasst. Als einziges Mädchen in der Berufsbildenden Schule in Halle ist es manchmal nicht ganz einfach. Zwei Wochen lernt Kathrin Schulz dort, ehe es für vier Wochen wieder in den Betrieb geht.

"Sie hat sehr gute Zeugnisse, besser als manch ein Junge. Sie arbeitet sehr zuverlässig und ist sehr ehrgeizig", unterstreicht Manuela Gollek. Regelmäßig nimmt Kathrin Schulz an Spezialisierungslehrgängen teil. Privat ist sie auch der Technik "verfallen". Sie fährt eine 125-er Kawasaki und einen selbst verdienten Suzuki. Derzeit hat sie Urlaub, und nächste Woche geht es an die Ostsee. Selbst fahren wird sie dorthin jedoch nicht. Das übernimmt ihr Vater.