Aromatischer Erfolg Aromatischer Erfolg: Landwirt setzt auf französischen Knoblauch

Pirkau - Landwirt Torsten Müller zieht ein paar Knoblauchknollen aus dem Boden, nimmt die Erde und lässt sie durch die Finger rieseln. „Es könnte wirklich mal regnen, dann lässt sich der Knoblauch viel besser ernten. Am Wochenende kam ja in Zeitz ordentlich was runter, aber bei uns blieb es bei ein paar Tröpfchen“, sagt er und hofft. Denn die aromatischen Knollen könnten eigentlich vom Feld. Groß sind sie gewachsen, viel größer als im Vorjahr, dem Premierenjahr, freut sich Müller.
Denn erst seit dem vergangenen Jahr macht der Pirkauer auch in Knoblauch. Waren es im Vorjahr noch 1.800 Quadratmeter, die bei ihm mit dem Lauchgewächs bestellt waren, hat er in diesem Jahr die Anbaufläche fast vervierfacht und den Knoblauch im vergangenen Herbst auf 7.000 Quadratmeter gesteckt.
„Ich hätte letztes Jahr nie gedacht, dass der Knoblauch so gut angenommen wird"
„Ich hätte letztes Jahr nie gedacht, dass der Knoblauch so gut angenommen wird. Selbst aus Halle haben Leute angerufen. Im August waren wir praktisch schon ausverkauft“, berichtet der 30-Jährige, der den Landwirtschaftsbetrieb mit klassischer Feldwirtschaft vor drei Jahren vom Vater übernommen hat.
Damals war er auch auf der Suche nach Ideen , welche landwirtschaftlichen Kulturen mit dem fortschreitenden Klimawandel gut klarkommen, welche Produkte aber auch bei den Kunden gefragt sind. Cousin Lukas Harnisch, der zu der Zeit Agrarwissenschaft studierte und eine Bachelorarbeit über den Knoblauch schrieb, gab dann den Anstoß für das würzige Experiment.
Knoblauch in den Supermärkten zu fast hundert Prozent aus China und Spanien
Bei der Arbeit wurde nämlich zum einen deutlich, dass der Knoblauch in den Supermärkten zu fast hundert Prozent aus China und Spanien stammt. Zum anderen stellte Student Lukas aber auch die These auf, dass die Böden und klimatischen Bedingungen in der Region durchaus für die Kultivierung der Gewürz- und Heilpflanze geeignet seien.
Und so probierte man eben gemeinsam und mit Erfolg den Knoblauchanbau. Dabei hatte der Pirkauer in diesem zweiten Knoblauch-Jahr durchaus mit einem kleinen Rückschlag zu kämpfen. Denn die späten Nachtfröste im Mai haben dafür gesorgt, dass der gut ausgetriebene Knoblauch gewissermaßen in eine Schockstarre fiel und sich gut drei Wochen in Sachen Wachstum nichts drehte.
„Aber zum Glück ist nichts komplett erfroren."
„Aber zum Glück ist nichts komplett erfroren. Wir arbeiten hier mit einer französischen Sorte und die kann Fröste eigentlich nicht so gut vertragen“, sagt Torsten Müller. Insofern sei er sehr zufrieden, wie sich die Knollen entwickelt haben. Ganz anders hat es beispielsweise bei seiner Wintergerste ausgesehen. Die Ernte dieser Feldfrucht hat Torsten Müller gerade abgeschlossen und muss dabei etwa 50 Prozent Ertragsverluste hinnehmen.
Die Spätfröste hatten dafür gesorgt, dass große, schon entwickelte Ähren einfach weg gefroren sind. „Es ist die schlechteste Wintergerstenernte, die wir je hatten“, meint der Pirkauer, der mit elf Feldfruchtsorten breit aufgestellt ist. Vielleicht kann der Hafer, der gleich neben dem Knoblauch wächst, manches kompensieren. Denn der stehe gut und könne vielleicht als hochwertiger Schälhafer an eine Haferschälmühle verkauft werden. Auch der Haferanbau, der in der Gegend eher seltener passiert, ist ein Experiment. Es habe sich einfach gezeigt, dass diese Getreideart mit der Hitze mit am besten klarkommt, meint der Pirkauer.
„Bei uns ist alles Handarbeit und Bio, denn nichts ist gespitzt“
Den ersten Knoblauch haben Torsten Müller und seine Helfern testweise schon vor ein paar Tagen geerntet. Einige Knollen hängen schon im Räucherofen, denn neben der natürlichen scharfen Variante bietet Müller, der für den Vertrieb seiner Produkte mit dem Nonnewitzer Geflügelhof Zimmermann kooperiert, seinen Kunden auch die geräucherte milde Variante an.
„Bei uns ist alles Handarbeit und Bio, denn nichts ist gespitzt“, klärt Torsten Müller auf. Das sprießende Unkraut zwischen den Lauchreihen ist bestes Zeichen dafür. (mz)
