Antifa-Demonstration in Tröglitz Antifa-Demonstration in Tröglitz: Demonstranten provozieren Einwohner

Tröglitz - „Kühe, Schweine, Ostdeutschland“, „Wir sind hier aus purer Feindschaft gegen eure Dorfgemeinschaft“ - die Provokationen und verbalen Attacken, die Einwohner von Tröglitz am 1. Mai zu hören bekamen, waren nichts für Zartbesaitete. Demonstranten eines antifaschistischen Bündnisses waren, begleitet von einer Hundertschaft der Polizei, durch den Ort gezogen. Unter dem Motto "Raus aus der Scheiße, rein in die Stadt" haben sie gefordert, Asylbewerber nicht im ländlichen Raum, sondern in „lebenswerten Vierteln von Großstädten“ unterzubringen. In Tröglitz, so hallte es aus einem Lautsprecher am Beginn der Demonstration, hätten Flüchtlinge nichts verloren, weil sich ein Großteil der Tröglitzer nicht benehmen könne. Zwar konnte Bündnissprecher Stephan Maßdorf nicht ausschließen, dass es auch in den Zentren größerer Städte Ausländerfeindlichkeit gibt, aber dort sei die Gefahr geringer, dass „handfest zugeschlagen“ werde.
Um die Durchführung der Veranstaltung hatte es zunächst ein Tauziehen gegeben. Denn nach der Anmeldung für den Nachmittag hatte der Burgenlandkreis verfügt, dass sie am Vormittag stattfinden soll. Diese Entscheidung wurde vom Oberverwaltungsgericht Magdeburg gekippt, nachdem der Anmelder der Demo gegen die Verfügung in Widerspruch gegangen war. Daraufhin sagte der Ortschaftsrat das für den Nachmittag geplante Maibaumsetzen samt Familienfest ab. Eine Entscheidung, die von vielen Tröglitzern bedauert wurde. „Das wäre doch mal wieder was Positives für Tröglitz gewesen“, sagte Christa Einzle (86).
Die Zahl derer, die Parolen grölend durch Tröglitz zogen, bezifferte die Polizei mit rund 270. Nach Angaben des Veranstalters kamen sie vor allem aus Berlin, Leipzig und Halle. Tröglitzer, die die Demonstration beobachteten, filmten und fotografierten, reagierten oftmals mit Kopfschütteln. Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht. „Dass die sich nicht schämen, die Tröglitzer pauschal so zu verunglimpfen“, sagte Christine Krüger aus Tröglitz. Beleidigt sei sie ob der verbalen Angriffe allerdings nicht. „Ich nehme die nicht ernst, die sind noch jung“, sagte sie mit Blick auf den Demonstrationszug, der vor allem aus jungen Leuten bestand.
In Tröglitz war am Osterwochenende die geplante Asylbewerberunterkunft von Unbekannten angezündet worden. Seit zum Jahreswechsel bekannt wurde, dass in Tröglitz Asylbewerber untergebracht werden sollen, hat es im Ort immer wieder sogenannte Abendspaziergänge gegen die Unterbringung gegeben. Sie waren von einem NPD-Mann aus Zeitz angemeldet worden. Zu den Spaziergängen kamen längst nicht nur Tröglitzer. Um den Spaziergängen Paroli zu bieten, gab und gibt es in der Tröglitz-Burtschützer Kirche sonntags Friedensgebete. Die Teilnehmer fordern eine herzliche Willkommenskultur für Asylbewerber und sind bereit zu helfen, Asylbewerber in Tröglitz zu integrieren. Nach derzeitigem Stand sollen die ersten Asylbewerber Anfang Juni kommen. (mz)
