Amerikaner lernen mit an der Christophorusschule
DROYSSIG/MZ. - Am Christohorusgymnasium Droyßig weht gleich neben der schwarz-rot-goldenen Fahne das Sternenbanner. Mit der Fußballweltmeisterschaft hat das ausnahmsweise nichts zu tun. Die Flagge der Vereinigten Staaten hängt zur Begrüßung der Gäste aus Amerika am Fenster. Seit Anfang Juni weilen 18 Schüler aus der Timberlane Regional High School aus Plaistow bei New Hampshire an der Bildungseinrichtung in freier Trägerschaft. Die Zehnt- und Elftklässler werden von Doug Madsen begleitet. Der Deutschlehrer ist zum fünften Mal vor Ort. "Der Kontakt zur Droyßiger Schule kam über den Leiter des Goetheinstitutes in Boston Jörg Frey zustande", erzählt er. Der Schüleraustausch läuft über das Programm Gapp (German American Partnership Program). Wer von der High School die Partnerschule in Droyßig besuchen möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen. "Bedingung ist, dass die Schüler wenigstens zwei Jahre Deutschunterricht vorweisen können. Außerdem müssen mindestens 80 Prozent der Deutschnoten eine Zwei ausmachen", sagt Doug Madsen und die Schüler sollten Interesse für andere Kulturen zeigen.
"Die Gegend hier ist sehr interessant", schwärmt der Lehrer aus Amerika. Vor allem, weil man von Droyßig aus eine gute Anbindung hat. So waren die Jugendlichen in der ersten Woche schon in Leipzig.
In Weimar wandelten sie auf den Spuren von Goethe und Schiller. Werke der beiden Klassiker haben die Mädchen und Jungen aus den Vereinigten Staaten schon im Deutschunterricht kennengelernt. Auf dem Stundenplan steht eine Version von Faust. In Zeitz schauten sich die Jugendlichen beispielsweise das unterirdische Gangsystem und die Michaeliskirche einschließlich der Stele zum Gedenken an Oskar Brüsewitz an. Vieles kannten die Jugendlichen von Bildern und so war öfters der Ausruf "Ah, das haben wir doch schon im Unterricht gesehen" zu hören.
Um zu sehen, wie Gleichaltrige an einem deutschen Gymnasium lernen, drücken die Amerikaner an der Christophorusschule die Schulbank. Meist neben Jugendlichen, bei denen sie für die Zeit ihres Aufenthalts in Droyßig wohnen. Wie die 16-jährige Kaitlyn Cote, die bei Denise Penndorf in Zeitz unterkam. "Ich war vor einem Jahr zum Austausch in Amerika", erzählt die Gymnasiastin, die damals von Kaitlyns Familie herzlich aufgenommen wurde. Seitdem stehen die beiden Teenies in Verbindung. Das Mädchen aus Amerika findet es bemerkenswert, mit welchem Respekt die Schüler am Christophorusgymnasium ihren Lehrern begegnen. Dass der Unterricht meist in einem Klassenraum stattfindet und nicht ständig gewechselt wird, gefällt ihr weniger. "Ganz toll ist, dass die Schüler in den Pausen raus dürfen", sagt sie weiter. Das bleibt den amerikanischen Schülern aus Gründen der Sicherheit verwehrt. An der High School sind die Türen verschlossen. Auch der Stundenplan an deutschen Schulen ist nicht so eintönig. "Bei Kaitlyn verläuft ein Unterrichtstag wie der andere. Der Ablauf der Fächer ist immer derselbe", erzählt Denise Penndorf. So werden die Fächer jeden Tag in derselben Reihenfolge unterrichtet. Kaitlyn und Denise verstehen sich sehr gut und teilen gemeinsame Interessen. Beide shoppen gern, mögen Pub-Besuche und lieben Kino. "Wichtig ist das interkulturelle Lernen", meint Matthias Pisch. Der Lehrer unterrichtet am Christophorusgymnasium Wirtschaft und Englisch. Er hat die Erfahrung gemacht, dass die Schüler nach solchen Begegnungen viel motivierter ans Erlernen der Fremdsprache gehen. "Weil sie erkennen, warum sie eigentlich Englisch lernen."