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Alte Mälzerei Alte Mälzerei: Der "Wenden"-Wirt zog in die alte Brauerei

Von Angelika Andräs 10.06.2003, 18:11

Zeitz/MZ. - Helmut Rackwitz ist Hohenmölsener. Einer, den es aber immer wieder nach Zeitz zog und zieht, und der auch einige "Ecken" von Zeitz über die Jahre nie so ganz aus den Augen verloren hat. Den "Wenden" zum Beispiel, auch als das "Fass" an der Ecke Weberstraße / Schützenstraße bekannt. Heute befindet sich dort das Weinhaus Zeißer. Und dann auch die Mälzerei in der Kalkstraße. Um die tat es ihm lange Jahre Leid.

Umso größer war seine Freude, als er jetzt die Eröffnung des aufwändig sanierten und rekonstruierten Gebäudes miterlebte. Rackwitz stand im ersten Obergeschoss, jetzt ein großer, von Balken getragener Raum. Doch problemlos konnte er ansagen, wo sich früher einmal welches Zimmer befunden hatte. "Hier dieses Fenster gehörte zur Küche, das war das Schlafzimmer meiner Großeltern, das ein Fremdenzimmer." Zum einen Giebel hin sei der Trockenboden gewesen. Als er das sagte, musste Rackwitz doch lachen: "Da war ich nicht so oft, da sollten wir nicht spielen."

Alle Zimmer gingen auf den Innenhof. Gegenüber war die Toilette. Nach vorn, zu einer Giebelseite zu, wohnte noch eine andere Familie. Gut vier Jahre, erinnert sich der inzwischen selbst über 70-Jährige, war er hier gewissermaßen zu Hause, wenn er die Großeltern - häufig - besuchte. "In der alten Brauerei, wie wir immer sagten", meinte er.

Großvater Emil Rackwitz war Gastwirt in Zeitz. Von 1899 bis 1934 stand er im "Wenden" an der Theke. Als er die Gaststätte altershalber aufgab, bekam er die Wohnung in der Mälzerei von Oettler zur Verfügung gestellt. Auch der "Wenden" hatte ja zu Oettler gehört. Bis 1938 lebten die Großeltern hier. 1937 starb die Großmutter, erzählte Rackwitz, ein Jahr später der Großvater. Da sah er die Mälzerei zum letzten Mal ganz aus der Nähe, als sie die Wohnung ausräumten.

Geguckt habe er aber immer mal, wenn er in Zeitz gewesen sei, meint er. Nach dem "Wenden" und nach der alten Brauerei. Und das tat mitunter sehr weh. Dann habe er sich gefreut, als im "Wenden" wieder Leben einzog, das Haus gemacht wurde. Und nun ist auch die Mälzerei saniert und gerettet. "Ich freue mich sehr, dass die Stadt dieses Haus wieder in Ordnung gebracht hat und es wieder genutzt werden wird", meint Rackwitz.