Alte Fotos schlagen neue Brücken
Zeitz/MZ. - Ein ganz besonderer Impuls für die Städtepartnerschaft zwischen Detmold und Zeitz soll sie sein, die Ausstellung, die am Samstag im Balkensaal des Zeitzer Schlossmuseums Moritzburg eröffnet wurde. Auch deshalb stellte das Lippische Landesmuseum Detmold eine Leihgabe aus der Sammlung Otto Rosenkranz mit Arbeiten früher Südamerika-Fotografen zur Verfügung, wie der Museumsdirektor Professor Dr. Rainer Springhorn bekräftigte.
Die Idee zu dieser Ausstellung wurde vor drei Jahren geboren, angeregt durch den Partnerschaftsverein Detmold-Zeitz. Großen Anteil am Zustandekommen, so Springhorn, habe die Lippische Museumsgesellschaft als Förderverein des Landesmuseums in Detmold. Ohne ihre Förderung wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen.
Mit Kunsthistoriker Peter Köpke kam der Fachmann dazu. "Er ist spezialisiert auf historische Fotografie", betonte Springhorn und fügte hinzu: "es war ein Glück, dass wir Peter Köpke mit einem Werksvertrag ins Boot nehmen konnten." Köpke schilderte, dass es Sammlungen historischer Fotografien, insbesondere aus dem 19. Jahrhundert als Anfangszeit der Fotografie, in Museen und Archiven gebe. Die Sammlung des Lippischen Landesmuseums wurde diesem 1926 von Otto Rosenkranz übergeben. Sie beinhaltet Fotografien namhafter, wenngleich in Europa oder zumindest Deutschland nicht unbedingt bekannter Fotografen, aber auch Arbeiten anonymer Foto-Dokumentaristen.
Schwierig sei es auch, erläuterte Köpke, alle Fotografien zuzuordnen. Einige wenige, wie Arbeiten von Juan de la Cruz Palomino, seien genau datiert und gekennzeichnet sowie mit einem schriftlichen Kommentar versehen. Andere wiederum bleiben bis auf die Erkennbarkeit des Motivs und eine mögliche zeitliche Zuordnung, anonym. Doch Köpke, der sich intensiv mit der Ausstellung befasste, konnte auch mit einigen schönen Erkenntnissen verblüffen.
Vor allem entstanden die Fotografien als touristische Motive, Reiseerinnerungen also, als Landschaftsdarstellungen, Städteansichten, das tägliche Leben zeigend; aber auch, um die bereits vorhandene Industrie und den Stand der Entwicklung zu zeigen und so vielleicht andere Investoren, Industrielle oder Reisende zu interessieren. In zwei Fällen sind die Fotografien historische Momentaufnahmen besonderen Wertes, so nach dem großen Erdbeben von Mendoza im Jahr 1861, bei dem von 14 600 Einwohnern 13 000 getötet wurden. Zu den besonders interessanten Fotografien, auf die Köpke auch in seinem Einführungsvortrag einging, gehört auch die der Ruinen der Kirche des Heiligen Franziskus, einziges erhaltenes Relikt aus der Kolonialzeit.
Fast jede Fotografie kann Köpke auf diese Weise mit Geschichte und Geschichten lebendig werden lassen. Leider kam sein höchst interessanter Vortrag akustisch nur schwer bei allen Zuhörern an.
Für die Fotografien im zweiten Geschoss des Museums kann man sich aber in den nächsten Wochen noch ausreichend Zeit nehmen. Und man darf gespannt sein auf neue gemeinsame Projekte der Partnerstädte auch und gerade in diesem Bereich und einen regen Austausch. Zumindest freute sich Detmolds Bürgermeister Rainer Heller (SPD), "mal wieder in Zeitz zu sein". Er war davon überrascht worden, ein Grußwort halten zu dürfen, nahm die Gelegenheit aber dennoch gern wahr, um Grüße aus der Stadt Detmold zu überbringen.