90-prozentiger Ausfall wegen Corona 90-prozentiger Ausfall wegen Corona: So dramatisch ist Lage der Kita-Essensversorger

Zeitz - Die Schulen geschlossen, die meisten Kindertagesstätten auch. Küchen, die normalerweise das Essen für Kinder zubereiten, spüren die Auswirkungen sofort. „Uns fehlen täglich zwischen 1.000 und 1.100 Esser“, sagt Matthias Taube, Geschäftsführer der Menüküche Theißen. Die wirtschaftliche Lage in dem kleinen Unternehmen ist angespannt. Jeden Tag werden etwa noch 400 bis 500 Essen produziert. „Vor allem für Senioren, Arztpraxen und Unternehmen“, fährt Taube fort.
Schließungen nach Corona: „zig Essen wurden telefonisch abgemeldet“
So wird in Theißen auch während der aktuellen Krise weiter gekocht. Dafür werden etwa fünf bis sechs Leute in der Küche gebraucht, weiterhin sieben bis acht Fahrer zur Auslieferung und mindestens zwei, drei Angestellte im Büro.
„Am Montagmorgen war es besonders schlimm, da stand unser Telefon nicht mehr still, zig Essen wurden telefonisch abgemeldet und weitere per Mail“, erzählt Taube weiter. Ab nächster Woche gibt es vorläufig nur noch ein Essen. Die Herstellung von Salaten und Kaltmenüs wird vorübergehend eingestellt.
Schließungen aufgrund von Corona verursachen auch Personalprobleme
Diesbezüglich bereits eingegangene Bestellungen werden storniert. „Wir haben auch personelle Probleme, denn einige unserer Beschäftigten müssen jetzt zu Hause bleiben und ihre Kinder betreuen, denn die Einrichtungen haben ja geschlossen“, sagt Taube. Er wolle in den nächsten Tagen staatliche Hilfen beantragen.
Das hat die Burgendlandküche in Zeitz schon getan. Denn auch hier gibt es gravierende Ausfälle. Normalerweise werden über 3.000 Essen zubereitet, doch jetzt ist es nur noch ein Bruchteil. „Bei der Agentur für Arbeit erreicht man telefonisch leider niemanden. Aus diesem Grund haben wir online bereits einen Antrag auf Kurzarbeitergeld gestellt“, sagt Geschäftsführer Fred Eibisch.
Hoher Ausfall der Essensbestellungen bei den Küchen
Er spricht von einem 90-prozentigen Ausfall der Essenbestellungen. Doch das sei noch nicht alles. Die Küche beliefere von Zeitz aus Kitas und Schulen im gesamten Burgenlandkreis, des Weiteren bis Gera und Schmölln in Thüringen.
„Wirtschaftlich ist das derzeit der totale Wahnsinn. Wir fahren für ein oder zwei Essen, manchmal sogar für ein Frühstück, welches nur 90 Cent kostet, sehr weite Wege. Ich beschäftige zwar die Leute, aber verdiene längst keine Geld mehr“, fährt Ebisch fort. Die Küche zu schließen wäre derzeit viel unkomplizierter als sie offen zu halten. „Wir haben im Juni 2013 das Hochwasser überlebt, die jetzige Lage toppt alles. Wir bangen um unsere Existenz“, so der Geschäftsführer.
Kaum noch Lieferdienste: Im Ausnahmefall wird essen auch an die Tür gebracht
Zahlreiche Beschäftigte des Unternehmens seien schon zu Hause, ergänzt Christian Schlotauf, Betriebsleiter der Burgenlandküche in Zeitz. Das fange zum Beispiel bei den Frauen an, die normalerweise in Schulen und Kindertagesstätten das Essen ausgeben. Diese treffe es besonders hart, denn die meisten Frauen sind nur wenige Stunden beschäftigt.
Auch die Männer, die das Essen ausfahren, bekommen den wirtschaftlichen Einbruch zu spüren. Denn manches Auto bleibt jetzt auf dem Hof. Bei den aktuellen Auslieferungen achte man bei den Beschäftigten auf Selbstschutz. „Bei der Lieferung klingeln wir und stellen das Esse dann vor die Tür. Doch das geht nicht überall, viele Senioren sind gehbehindert und manche können nicht aufstehen“, sagt Schlotauf.
Dann werde das Essen auch in die Wohnung gebracht. Zum Unternehmen gehört auch eine Kantine, die hat ihre Öffnungszeiten eingeschränkt, ist aber noch von 8 bis 12 Uhr geöffnet.
Dramatische Lage und Einbussen der lokalen Essensversorger wegen Corona
„Für mich ist das schon der zweite herbe Schlag im Zusammenhang mit dem Coronavirus“, sagt Dana Landgraf. Die Unternehmerin aus Predel betreibt die Fleischerei Landhan, gleichzeitig ein Catering-Unternehmen, das im Hyzet-Kultur- und Kongresszentrum die Küche mit Essen für Schulen und Kindergärten versorgt.
„Zuerst ist das große Catering für den regionalen Wirtschaftstag weggebrochen, weil dieses Event abgesagt wurde. Und jetzt noch die Mittagessen, das trifft mein Unternehmen sehr hart“, sagt Dana Landgraf. Auch Familienfeiern werden abgesagt und reißen ein wirtschaftliches Loch. „Ich habe Kurzarbeitergeld beantragt“, sagt Landgraf. (mz)