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Zwei Mal um die ganze Wel

Von ULF ROSTALSKY 05.02.2009, 18:43

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Grund genug, Verein und dessen Steckenpferd einmal stärker in den Mittelpunkt zu rücken. "Treffpunkt Bibliothek" war die Plattform dafür. Seit drei Jahrzehnten gibt es die Veranstaltung bereits, im Zwei-Monats-Rhythmus wird so ziemlich alles unter die Lupe genommen, was interessant zu sein scheint. Am Mittwoch lud Bibliotheksleiterin Veronika Keutel neben den Wanderfreunden auch Naturpark-Chef Thomas Klepel ein. "Wir wollen Ihnen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren und mit Besuchern ins Gespräch zu kommen."

Vom wanderbaren Deutschland reden die Liebhaber der Freizeit auf Schusters Rappen. Das hat die Bibliotheksleiterin aufhorchen lassen. Auch weil es ein alles andere als normaler Begriff sei. Veronika Keutel stöberte in den Beständen des Hauses, suchte nach Anregungen für den Wanderfreund. Ihre Ausbeute sei keinesfalls klein gewesen, so die Fachfrau. Sie zückte den Jubiläumsband zum 125. Jahrestag des Deutschen Wanderverbandes, konnte den Besuchern aber auch nahe legen, die 100 schönsten Wanderwege Deutschlands in Angriff zu nehmen. Zwar findet sich die Dübener Heide im Jahresheft 2008 noch nicht. Doch das sei wohl nur eine Frage der Zeit, meinte Hartwig Fritzsche.

Der Chef der Gräfenhainichener Heidefreunde sprach in der Bibliothek viel von Ausdauer und Geduld. Denn was heute mit 65 Mitgliedern recht ordentlich aussehe, habe eher beschaulich angefangen. Anfang der Neunziger habe die Ortsgruppe gerade einmal zwölf Mitglieder gezählt. "Den Durchbruch gab es erst 1998", so Fritzsche, der neben dem Wandern auch ein Faible für Statistik hat. Den 99. Deutschen Wandertag 1999 in der Dübener Heide praktisch vor der Haustür, sei vieles anders geworden. Die Mitgliederzahlen stiegen schnell an. "Aber das Durchschnittsalter auch. Es liegt bei 69 Jahren", legt Fritzsche den Finger in die Wunde. "Wir brauchen mehr junge Leute."

Dass die durchaus viel erleben können, liege auf der Hand. Gut 90 Veranstaltungen von Wanderungen bis zu Heidekränzchen gibt es jährlich. Auf Schusters Rappen sind die Gräfenhainichener auf den höchsten deutschen Bergen, den ältesten und jüngsten deutschen Städten unterwegs. Die Jüngste liege mit Ferropolis doch vor der Tür, hieß es mit einem Augenzwinkern. Alle Wanderkilometer aneinandergereiht, umrundeten die Gräfenhainichener von 2003 bis 2008 mehr als zwei Mal die Erde. "Das muss uns erst mal einer nachmachen", erklärten die Wanderfreunde, die sich dem Naturpark verbunden fühlen. "Natürlich sind wir dabei, wenn es um Pflege und Erhaltung geht", betonte Fritzsche. Von allein komme nichts. Die Grillhütten in Mescheide seien ein Beleg dafür. Das Ständchen brachten sich die Gräfenhainichener selbst: Sie stimmten ihr Heidelied an.