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Jugendclubs Zwei Betreiber sind raus in Wittenberg

Für Apollensdorf und das „nebenan“ in der Altstadt gibt es ab 1. Juli neue Betreiber.

Von Irina Steinmann 28.05.2021, 20:12
Nach dem heutigen Samstag in der bisherigen Form zu: das „nebenan“ in der Jüdenstraße
Nach dem heutigen Samstag in der bisherigen Form zu: das „nebenan“ in der Jüdenstraße (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - Im Rennen um die künftigen Träger der Wittenberger Jugendclubs haben zwei alteingesessene Akteure den Kürzeren gezogen. Weder der seit Jahrzehnten in Apollensdorf tätige „Miniclub - Ganz groß“ noch der immerhin bereits seit rund fünf Jahren in der Lutherstadt tätige christliche Verein EC Sachsen-Anhalt werden ihre Einrichtungen weiterführen können: Der Jugendclub Apollensdorf und der Treff „nebenan“ in der Jüdenstraße werden per 1. Juli von einem Dritten übernommen.

Vier von acht an Auswärtige

Dies ist der Ausgang des Interessenbekundungsverfahrens, das bereits vor Wochen entschieden worden ist, dessen Ergebnisse die Stadt Wittenberg allerdings erst jetzt in Form einer Informationsvorlage für die politischen Gremien und alle interessierten Bürger veröffentlicht hat. Demnach gehen vier der insgesamt acht ausgeschriebenen „Arbeitsfeldpakete“, darunter eben auch die Clubs in Apollensdorf und in der Altstadt, an einen erfahrenen Träger aus Berlin-Brandenburg.

Es handelt sich um das Sozialpädagogische Institut Berlin (SPI), eine der Arbeiterwohlfahrt verbundene Stiftung. SPI habe im Verfahren die mit Abstand höchste Punktzahl erreicht, hieß es am Donnerstag auf MZ-Anfrage aus dem Sachgebiet „Soziale Stadt“. Bewertet wurden laut Kerstin Moos beispielsweise die Umsetzbarkeit des pädagogischen Konzepts, die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern und „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit“.

Man schließe „gute Verträge mit guten Trägern“, fasste Petra Trollius, Stellvertreterin von Sachgebietsleiter Tim Gräbitz, die Auswahl zusammen. Der Jury hatten den Angaben zufolge Vertreter von Stadt- und Kreisverwaltung sowie des Jugendhilfeausschusses (Kreis) und des Kulturausschusses (Stadt) angehört. Neben SPI sind Arbeiterwohlfahrt (wie bisher: „Albatros“), Johanniter und Volkssolidarität (wie bisher: „Techna“) die künftigen Partner der Stadt Wittenberg für die Jugendclubs.

Die Johanniter übernehmen per 1. Juli die Jugendarbeit in Piesteritz (Arbeitsfeldpaket 1) sowie in einem weiteren „Paket“ Mochau, Schmilkendorf, Abtsdorf und Kropstädt. An SPI gehen neben Apollensdorf und „nebenan“ die Einrichtungen in Pratau, Seegrehna, Straach sowie Reinsdorf, Nudersdorf und Boßdorf.

Die Betreiberverträge seien fertig und würden demnächst unterzeichnet, hieß es seitens der Stadtverwaltung. Die letzte Vorstellung der Träger im Jugendhilfeausschuss war für den vergangenen Donnerstag vorgesehen, mit Einwänden wurde zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht mehr gerechnet. Der Landkreis hat in der Jugendarbeit ein gewichtiges Wort mitzureden und übernimmt künftig auch 90 Prozent der Personalkosten (die MZ berichtete).

Vom Tisch ist derzeit die zunächst von jungen Leuten im Ort angestrebte Selbstverwaltung des Jugendraums in Boßdorf, hier werde es nun wie in anderen Orten einmal die Woche ein offenes Angebot einer Fachkraft geben, so Trollius. Bei Interesse wäre aber weiterhin zusätzlich auch Selbstverwaltung möglich, hieß es. Griebo wird wie in der Vergangenheit zunächst von Apollensdorf aus quasi mitbetreut.

Auch hier würde die Stadt aber nachjustieren, wenn sich doch entsprechender Bedarf ergeben sollte. Mit der Neuordnung der Jugendclub-Landschaft möchte die Stadt Wittenberg eigenen Angaben zufolge in allen Ortschaften ein stabiles und gerechtes Angebot für junge Leute schaffen. Man sei sehr froh, dass SPI auch in die Orte gehe. Zwecks Austausch und Qualitätssicherung wurde laut Moos eine AG Jugendarbeit mit allen beteiligten Trägern eingerichtet, die sich quartalsweise trifft, das nächste Mal im Juni.

Enttäuschung im Ort

Enttäuscht über die Wahl der Stadt zeigte sich Apollensdorfs Ortsbürgermeisterin Angela Menzel (CDU), die seinerzeit Gründungsmitglied des „Mini-Clubs“ war. „23 Jahre sind perdu“, sagte sie. Es gebe, auch im Ortschaftsrat und bei den Vereinen, zudem die Befürchtung, dass die „gute Zusammenarbeit“ mit dem Jugendclub bei Festen im Ort der Vergangenheit angehören könnte. Wie es wirklich kommt, bleibe freilich abzuwarten, so Menzel.

Wie es fürs „nebenan“ kommt, steht laut Tabea Hartmann fest: Der bisher christlich getragene Club mit meist nichtreligiösen Besuchern wechselt ins Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft in der Bachstraße und „wir wollen so viele wie möglich mit rübernehmen“, sagt die Leiterin, die selbst in eine andere Einrichtung wechseln wird. Im „nebenan“, wo in dieser Woche viel gefeiert wurde, ist schon heute Schluss und nicht erst am 30. Juni. „Wir müssen den Umzug vorbereiten“, sagt Hartmann. (mz)