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Wochenmarkt in Wittenberg Wochenmarkt in Wittenberg: Ruhige Premiere mit neuem Betreiber

Von Marcel Duclaud 10.01.2019, 11:46
Katrin Schiel kümmert sich künftig um den Wittenberger Wochenmarkt. Am Mittwoch war wegen des Wetters nicht allzu viel los.
Katrin Schiel kümmert sich künftig um den Wittenberger Wochenmarkt. Am Mittwoch war wegen des Wetters nicht allzu viel los. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Bei den frischen Eiern, die aus Ragösen bei Belzig kommen, bildet sich eine Schlange, trotz Schneeregen und fieser Kälte. „Bei normalem Wetter ist die doppelt so lang“, bemerkt Gottfried Brauckhoff, der eigens wegen der Eier zum Wittenberger Wochenmarkt auf den Arsenalplatz kommt - mittwochs aller zwei Wochen.

Der Braunsdorfer gehört, wie viele andere, zu den Stammkunden. Er freut sich auf den Termin, nicht zuletzt deshalb, weil man gut einen Plausch dort halten kann: „Man trifft diesen und jenen und kann ein bisschen reden.“ Händler und Kundschaft kennen sich. Das ist nicht zuletzt bei Kevin Hasler zu spüren: „Na meine Hübsche, wie geht’s“, begrüßt der junge Mann aus Lübben, der Kuchen und Brot im Angebot hat, eine ältere Dame, die ihm gerade ein gutes neues Jahr wünscht.

Der Markt ist eine Institution, Mittwochvormittag belebt sich die Innenstadt sichtlich. „Er ist bestens eingeführt. Harald Herget hat gute Arbeit geleistet“, sagt Katrin Schiel, die eine weite Anreise hinter sich hat. Sie kommt aus Dresden, die Fahrt war gestern angesichts widriger Straßenverhältnisse kein Vergnügen. Schiel gehört zur Deutschen Marktgilde - die Genossenschaft ist seit diesem Jahr Betreiberin des Wittenberger Wochenmarktes.

Der erste Markt des Jahres am Mittwoch war quasi eine Premiere. Allerdings hat sich wenig verändert, lediglich etliche Händler fehlen, was aber mit den schwierigen Witterungsverhältnissen zu tun habe.

Katrin Schiel war im Dezember schon mal da, jetzt ist sie wiedergekommen, um den Kontakt mit den Händlern zu suchen. „Ich gehe zu jedem Wagen.“ Wittenberg, erklärt sie, bietet einen erstaunlichen Wochenmarkt: „Wir freuen uns sehr, den übernehmen zu dürfen und versprechen, alles zu tun, damit Händlermix und Händlerdichte erhalten bleiben.“

Dass an Veränderungen gedacht ist, räumt die Dresdnerin ein, die sollen aber nur behutsam erfolgen. „Wenn der Markt was abwirft, wir leben ja von den Standgebühren, dann können wir auch investieren.“

Sie spricht etwa von „gestalterischen Akzenten“, die die Verbundenheit des Marktes mit der Region demonstrieren. Übertrieben werde aber nichts: „Schön ist ja gerade, dass jeder Händler ein Unikat ist.“ Dass die im Übrigen gehegt und gepflegt werden müssten, betont die Vertreterin der Marktgilde ausdrücklich. „Vor einigen Jahren standen die Händler Schlange, das ist vorbei.“ Es fehle oft an der Nachfolge.

Was sie sich vorstellen kann, sind etwa einheitliche Schürzen oder einheitliche Skirtings - mit einem Lutherkopf und dem Schriftzug der Lutherstadt Wittenberg. Auch Thementage seien denkbar, beispielsweise ein Kürbismarkt.

„Aber jeden Monat kann es das nicht geben, das ist nicht zu schaffen. “ Die Marktgilde betreut von der Niederlassung Dresden aus 31 Märkte - der Wittenberger ist Nummer 31. Die Gilde sei im Gespräch mit dem Stadtmarketing, so Schiel.

Auch etwa zur Frage eines Samstagsmarktes. „Das schieben wir aber erst einmal.“ Wichtig ist ihr Werbung für frische und regionale Ernährung, für Wochenmärkte wie den Wittenberger, „damit sie die Digitalisierung überstehen“. Schließlich handele es sich auch um eine bedeutende soziale Plattform. Das sehen Publikum und Händler ebenso.

Allerdings machen letztere aus ihrer Skepsis, was die „einheitliche Gestaltung“ betrifft, keinen Hehl. „Das funktioniert nicht“, sagt etwa Kevin Hasler, der mit seinen Backwaren oft auf Berliner Märkten unterwegs ist. „Wir müssten sicher viel ändern. Das ist kostenintensiv.“ Nach Wittenberg kommt er aber gerne.

Wie auch Sead Zakomac mit seinen Delikatessen wie Oliven und Käse: „Wir sind bestimmt schon 15 Jahre hier und leben von unserer Stammkundschaft.“ Müsste wegen einer einheitlichen Gestaltung zu viel geändert werden, dann würde für ohn der regelmäßige Besuch beim Wittenberger Wochenmarkt in Frage stehen. (mz)

Frische Eier und Gemüse aus Ragösen bei Belzig sind beliebt in Wittenberg. Am Stand von Michael Wolter bilden sich nicht selten Schlangen.
Frische Eier und Gemüse aus Ragösen bei Belzig sind beliebt in Wittenberg. Am Stand von Michael Wolter bilden sich nicht selten Schlangen.
Thomas Klitzsch
Jörg Haselhuhn hat unter anderem Spreewälder Gurken im Angebot.
Jörg Haselhuhn hat unter anderem Spreewälder Gurken im Angebot.
Klitzsch
Kommt mit Backwaren aus Lübben: Kevin Hasler.
Kommt mit Backwaren aus Lübben: Kevin Hasler.
Th. Klitzsch