Wittenberger Jobcenter Wittenberger Jobcenter: Neues Programm soll Langzeitarbeitslosen helfen

sackwitz - Die Arbeitslosigkeit sinkt seit langem, Arbeitgeber stimmen Klagelieder an, weil es ihnen nicht mehr so leicht gelingt, Fachkräfte zu gewinnen - vom Nachwuchs, von Auszubildenden also, ganz zu schweigen. Von dieser Entwicklung profitieren viele, weil Löhne steigen, weil bessere Arbeitsbedingungen dafür sorgen sollen, Personal zu halten und zu finden - nur eine Gruppe bislang kaum: die der Langzeitarbeitslosen. Ihnen gegenüber, räumt Steffen Rotte, Geschäftsführer des Wittenberger Jobcenters ein, gibt es eine Reihe von Vorurteilen. Sie seien wenig belastbar, nicht motiviert, nicht flexibel genug. „Aber das wandelt sich allmählich“, meint Rotte.
Initiativen zur Integration von Langzeitarbeitslosen gab es schon mehrere, eine neue, großzügig geförderte läuft seit Anfang Mai - auch im Jobcenter Wittenberg. Bis zu hundert Arbeitslose können laut Rotte in das Bundesprogramm aufgenommen werden, es stehen rund dreieinhalb Millionen Euro dafür zur Verfügung. Allein: Die Resonanz ist noch nicht so groß wie erhofft. Lediglich acht Langzeitarbeitslosen konnte auf die Art bislang ein Job verschafft werden, heißt es aus dem Jobcenter. Fünf weitere Einstellungen seien in Vorbereitung, 40 Arbeitgeber hätten ihr grundsätzliches Interesse bekundet. „Wir brauchen“, sagt Rotte denn auch, „Arbeitgeber ohne Vorurteile, die diesen Menschen eine Chance geben.“
Solche wie Martina Hammer, Geschäftsführerin des Hotels „Sackwitzer Mühle“ in der Dübener Heide. Ihr kommt das neue Programm gerade recht, nicht zuletzt deshalb, weil sie wie viele andere Unternehmen dieser Branche Schwierigkeiten hat, Personal zu finden: „Das ging schleichend“, erzählt sie: „Bis Anfang 2000 gab es noch viele Bewerbungen. Auch für Lehrstellen.“ Inzwischen so gut wie keine mehr. Kein Wunder: Die Arbeit sei nicht eben leicht - und hart besonders an den Wochenenden.
Sandra Breier stört das nicht. Die Mutter zweier Kinder aus Bad Schmiedeberg hat in der „Sackwitzer Mühle“ jetzt eine Chance bekommen - dank des Bundesprogramms. Mitte September trat die 36-Jährige ihre Arbeit an: „Ich bin sehr froh darüber“, betont die junge Frau, die bislang noch nicht allzu viel Glück hatte auf dem Arbeitsmarkt. Sie ist gelernte Kinderpflegerin und kann bislang nur auf zeitlich befristete Jobs verweisen. Im Hotel „Sackwitzer Mühle“ beginnt sie in der Reinigung, soll aber bald auch andere Aufgaben übernehmen, in der Küche, im Service. „Sandra Breier ist höflich und freundlich, ich möchte sie gerne weiter qualifizieren“, bemerkt die Chefin, die im Übrigen beim Jobcenter bereits eine zweite Stelle über das neue Programm angemeldet hat.
Das bietet beiden Seiten etliche Vorteile - über den Lohnkostenzuschuss hinaus. Die Teilnehmer werden von einem Coach begleitet. Der heißt in dem Fall Franziska Winter und schaut einmal die Woche in der „Mühle“ vorbei. Bei Bedarf können, auch während der Beschäftigung, direkt am Arbeitsplatz also, Qualifizierungen zum Ausgleich möglicher Defizite gefördert werden. Überdies besteht die Möglichkeit, das leidige Mobilitätsproblem anzugehen. Ohne Fahrzeug zur „Sackwitzer Mühle“ zu gelangen, ist ziemlich schwer. Sandra Breier wurde vom Wittenberger Jobcenter auch in dieser Hinsicht unterstützt - mit Finanzhilfe beim Kauf eines Autos. (mz)