Wittenberger Elbwiesen Wittenberger Elbwiesen: Kunterbunter Himmel beim Drachenfest

WITTENBERG/MZ - Die Flugmanöver sind genial. Mal hoch hinauf, mal ganz dicht über dem Erdboden sausen die Lenkdrachen dahin, scheinen zur Musik zu tanzen. Plötzlich bleiben sie fast stehen, wippen vor und zurück. Alle Blicke sind auf die Gebilde aus Karbon und Polyester gerichtet, kaum jemand beachtet die Akteure an den Seilen, die mit ihren Bewegungen das schwerelose Tanzen der Drachen erst möglich machen. „Trick out“ nennt sich der Wettbewerb, der am Samstagnachmittag das Publikum beim 13.?Drachenfest auf den Wittenberger Elbwiesen verzaubert.
Selber bauen ist angesagt
Einer derer, die nicht nur Drachen fliegen, sondern auch selbst bauen, ist Peter Maternus. Der 41-jährige Sportfachverkäufer aus Bergisch-Gladbach frönt diesem Hobby seit 2004. „Da habe ich auch angefangen zu fliegen“, erzählt er. Zum selber Bauen der Drachen kam er über den Preis, „das war mir alles zu teuer. Ich habe bei Null angefangen. Und so, wie ich sie entwickelt und weiter entwickelt habe, bin ich dann geflogen.“ In zehn Jahren habe er zwölf Drachen gehabt, sein Favorit ist derzeit das Modell „Buteo“, ein sogenannter Street Kite (siehe „Von Bambus und...“). „Aber es wird immer schwieriger, noch besser zu bauen“, findet er.
Maternus ist einer von etwa 300 Drachenflug-Aktiven, die am Wochenende auf den Wittenberger Elbwiesen den Himmel bunt machen. Über zehn Mal so viele kommen an den drei Tagen, um zuzusehen oder selbst das Drachenfliegen auszuprobieren. Mancher bringt seinen Drachen mit, andere bauen sie sich vor Ort unter Anleitung selbst oder kaufen einen. Perfektes Wetter mit Windstärke drei und einigen Böen lässt selbst große Figuren abheben. Ob Schildkröte oder Oktopus, hier geht alles in die Luft und wird umso mehr bestaunt.
Freie Fantasie
„Ein Maulwurf in der Luft ist besser als ein Maulwurf im Garten“, sagt Steffen Gaubatz und zeigt auf seine fliegende Figur, die aus Trickfilmen bekannt ist. Schon zu DDR-Zeiten hat er Drachen gebaut, da noch ganz klassisch mit Holzleisten. Seit der Wende, seit leichte Materialien zu bekommen sind, kann er seiner Fantasie freien Lauf lassen. Auch er hat mit Lenkdrachen angefangen. Der Blick in den Maulwurf offenbart eine leere Hülle mit vielen Schnüren zur Verspannung. „Damit er nicht platzt“, erklärt Gaubatz. Uwe Klimke, Vorsitzender von „Ready to Fly Wittenberg“ im SV Leibnizdruck Gräfenhainichen und Hauptorganisator, ist zufrieden. „Geschätzt sind an den drei Tagen etwa 3?500 Besucher hier gewesen“, resümiert er die 13.?Auflage des Drachenfestes. Es ist, darauf ist er stolz, das größte in Ostdeutschland. „Viele nehmen Urlaub, um hierher zu kommen. Es wird sicher ein 14. geben.“
