Wittenberg Wittenberg: «Silly» heute noch handgemacht
wittenberg/MZ/BA. - Darunter viele Fans der Generation, die "Silly" noch mit Frontfrau Tamara Danz kennen, aber auch jüngere. "Aktive Erinnerungen an ,Silly' als DDR-Band hab ich nicht", erzählt etwa Sven Copitzky. Die "Puhdys" und "Karat" kenne er schon eher - aber um eben auch bei "Silly" mitreden zu können, sei er zum Konzert gegangen. "Die alten Sachen hat man ja schon gehört, die neueren Lieder finde ich nicht so gut", sagt er.
Begeistert ist hingegen Silvana Winkler-Schneider. Die Bergwitzerin ist mit ihrer Freundin auf die Schlosswiese gekommen. "Es ist einfach super. Als ich gehört hab, dass die nach Wittenberg kommen, hab ich mich mit der Musik beschäftigt - vorher kannte man ja nur ,Bataillon d'amour'. Es ist eine tolle Musik", erzählt sie. Als Vorband war "P:lot" aus Köln für gut 30 Minuten Musik nach Wittenberg gereist, das Publikum bedachte die Jungs mit höflichem Beifall, harrte aber ungeduldig des Moments, in dem Jäcki Reznicek, Ritchie Barton und Uwe Hassbecker mit den "ständigen Gastmusikern" die Bühne betraten. Kaum zu glauben, dass die Musiker im 34. Jahr der Bandgeschichte immer noch mit so viel Elan und offensichtlicher Freude zu den Instrumenten greifen. Aber wie in vielen ihrer Songs gehen hier wohl Freude und Wehmut Hand in Hand - drei der Gründungsmitglieder sind mittlerweile verstorben. Am bekanntesten wohl Rockröhre Tamara Danz, die 1996 an Brustkrebs starb. Schlagzeuger Herbert Junck folgte ihr 2005 in den Musikerhimmel, Bassist Matthias Schramm schloss 2007 in einem Potsdamer Krankenhaus für immer die Augen. Anna Loos "nur" als Ersatz für Danz zu sehen, ist für Carola Hiller zu kurz gegriffen. "Sie ist klasse als Schauspielerin und Sängerin - und eben kein Ersatz, sondern eine Veränderung für die Band", meint sie. Sie freue sich vor allem, dass die Truppe nach allen Veränderungen den Sprung geschafft habe und noch immer eine "große Nummer" ist.
Vom "Erinnert" über die "Verlorenen Kinder" ging es bis zur aktuellen CD "Alles Rot". Eine Reise durch poetische Texte und handgemachte Melodien. Thomas Kuhn hatte allerdings den Eindruck, dass die jüngeren Titel nicht auf viel Gegenliebe im Publikum stießen. "Die Zuhörer waren ja schon etwas lahm, aber wir haben dafür mitgemacht", erzählt der Fan. Mit Eva Graßmel sitzt er hinterher noch lange auf der Wiese. "Das ist doch ein wunderbares Konzert gewesen, wenn man sagen kann, man würde jederzeit noch mal hingehen", fasst sie zusammen.