Wittenberg Wittenberg: Lichtzauber beliebter als Donnerschlag
WITTENBERG/MZ. - Der Verkauf von Silvesterknallern laufe gut, berichtet Sabine Jahn, die Leiterin des Wittenberger Edeka-Marktes im Carat-Park. "Es macht wie jedes Jahr Spaß, und wir sind ja kampferfahren", erzählt sie. "Besonders die teuren Sachen gehen dieses Jahr gut, zum Beispiel die Batteriefeuerwerke", ergänzt Abteilungsleiterin Jana Klus. Vor dem Verkaufsstart am Mittwoch habe man ein Show-Feuerwerk veranstaltet, bei dem sich interessierte Kunden ihre Favoriten unter den Knallern und Raketen aussuchen konnten. Dass die Wirtschaftskrise sich auf die silvesterliche Kauflaune auswirkt, kann Sabine Jahn nicht bestätigen. "Der Umsatz ist gleich geblieben. Nur was die Kunden kaufen, hat sich geändert", berichtet sie.
Christian Fehlinger schwimmt da gegen den Strom - er erwirbt mit seiner Familie lieber Altbewährtes. "Ich kaufe ein paar Raketen für ungefähr 30 Euro. Ich mag Lichteffekte, es muss nicht knallen", erzählt er. In den vergangenen Jahren hat er auch nicht mehr oder weniger für Feuerwerk ausgegeben. Am Ende werden die Fehlingers aber doch ein paar Batterien kaufen - die Oma greift zum Portemonnaie.
In einem Punkt will die Marktleitung nicht vom Bewährten abrücken: "Bei den Alterskontrollen sind wir strikt. Unsere Mitarbeiter lassen sich im Zweifel den Ausweis zeigen", erklärt die Managerin. An den beiden verkaufsoffenen Tagen werden rund 2 500 Kunden mit Feuerwerk versorgt. Die dabei umgesetzten Mengen an Sprengstoff sind nicht gerade klein. "Hier vorn im Verkaufsbereich dürfen wir nur maximal 150 Kilogramm Ware haben - und um die Lagermenge möglichst gering zu halten, bekommen wir drei Teillieferungen", erklärt Jana Klus. Eine Kontrolle durch das Ordnungsamt wurde auch schon durchgeführt, Feuerlöscher sind aufgestellt und ein Wachmann überblickt mit Argusaugen den Verkaufsstand.
Bis zum Ladenschluss um 14 Uhr kann man am Freitag noch im Carat-Park das eigene Knaller- und Glitzersortiment vervollständigen. Zeitgleich wird auch bei Olaf Dietrich vom Gräfenhainicher Edeka-Neukauf in der Pfortenstraße der Verkauf von Böllern beendet sein. Auch bei ihm gehen Feuerwerks-Batterien gut weg. "Der Renner sind aber wie in jedem Jahr die Mischbeutel mit Knallern und Raketen", erzählt er. Beim Kauf der explosiven Ware sollte man die Finger von Artikeln lassen, die nicht das Prüfsiegel des Bundesamtes für Materialprüfung tragen. Hinter der Abkürzung "BAM" darf außerdem in Klammern höchstens eine römische "II" stehen - alles weitere sei für Otto Normalbürger ohne spezielle Sprengausbildung tabu, erklärt Andreas Bräse von der unteren Waffenbehörde des Landkreises. Wer seine Finger mag, solle dieselben von Billigwaren aus Fernost lassen. Und natürlich solle man den gesunden Menschenverstand auch zum Jahreswechsel walten lassen. "Dass man nicht in der Nähe von Krankenhäusern oder Altenheimen herumknallert, gebietet allein schon die Nächstenliebe", erklärt der zweifache Familienvater. Und auch Schreckschusswaffen mit einem Aufsatz für Feuerwerk dürfen ohne einen "Kleinen Waffenschein" nicht außerhalb von umzäuntem Privatgelände mitgeführt werden.
Eine Zeitbeschränkung zum Knallern sieht der Gesetzgeber nicht vor - so dürfe man am 31. Dezember von 0 Uhr bis zum Neujahrstag um Mitternacht Feuerwerk der Klasse II abbrennen.
Er selbst werde nur sehr wenig Geld ausgeben, um für die Kinder ein wenig Feuerzauber zu entfachen. "Groß knallen muß es nicht, aber es soll schön aussehen", sagt Bräse. Wunderkerzen stünden daher weit oben auf dem Silvester-Einkaufszettel. Ganz anders sieht das eine Passantin in der Wittenberger Innenstadt. "Ich gucke mir das gerne an und hab meinen Spaß, aber selbst brauche ich das nicht", erklärt sie. Das Geld für Knaller lieber zu spenden, darüber habe sie noch nicht nachgedacht.