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Medizinische Versorgung Wittenberg hat einen neuen Pneumologen

Michael Benzke hat sich in seiner Heimstadt Wittenberg den Wunsch einer eigenen Praxis erfüllt. Er ist einer von nur zwei Pneumologen im Landkreis.

Von Irina Steinmann 03.01.2022, 12:03
Michael Benzke in seiner Wittenberger Praxis. Der 40-Jährige ist Nachfolger von Diethilde Kubitscheck.
Michael Benzke in seiner Wittenberger Praxis. Der 40-Jährige ist Nachfolger von Diethilde Kubitscheck. Foto: FlischPic

Wittenberg/MZ - Der Schritt war von langer Hand geplant, am Ende bedurfte es aber einiger Zwischenstationen, bevor die Rückkehr nach Wittenberg auch beruflich vollzogen war: Zu Jahresbeginn hat Michael Benzke die pneumologische Praxis von Diethilde Kubitscheck übernommen, die nun im Ruhestand ist. Der promovierte Lungenarzt war dort zuvor bereits seit einigen Monaten als Angestellter tätig. Die Zeit zwischen den Jahren nutzte der an der Charité ausgebildete Mediziner, um die Praxis in der Collegienstraße 74 umzugestalten, dies betreffe insbesondere die EDV, sagte der 40-Jährige kurz vor dem Jahreswechsel im MZ-Gespräch.

Abi auf dem „Melanchthon“

Geboren 1981 in der Lutherstadt, wo auch seine Eltern leben, hatte sich Michael Benzke, wie er berichtet, bereits vor einigen Jahren nach einer Nachfolge-Möglichkeit erkundigt - der Sohn der Ärztin war sein Schulkamerad gewesen, damals auf dem Melanchthon-Gymnasium, wo er 2000 Abi machte. Dass junge Leute zum Studieren die Stadt verlassen müssen, das ist in Wittenberg seit mehr als 200 Jahren so und alles andere als ungewöhnlich - dass sie anschließend zurückkommen, ist dagegen keine Selbstverständlichkeit. Wäre das so, gäbe es beispielsweise den Rückkehrertag nicht, der pandemiebedingt gerade wieder ausgefallen ist.

Michael Benzke aber wollte unbedingt und hat davon auch seine Frau überzeugen können, eine Berlinerin. Seit 2020 lebt die fünfköpfige Familie nun in Wittenberg. „Ich freue mich. Das Zurückkommen ist sehr angenehm gewesen“, sagt der Mediziner, der über viele Jahre an der Charité arbeitete, und nimmt dabei sogar Ämter und Behörden nicht aus. Mehr noch: „Man hat nicht das Gefühl, man zieht in die Provinz zurück.“ Gibt es ein größeres Kompliment?

Dass er Lungenarzt werden wollte und nicht etwa, sagen wir mal, Kardiologe, das hatte sich dem Wittenberger schon früh erschlossen. Dass neben der klassischen Pneumologie von COPD über Tbc bis Tumor auch die Schlafmedizin - sowie die Allergologie - zu seinen Fachgebieten zählt, gehe letztlich sogar auf seine Zivildienstzeit zurück, so Benzke, der damals in einem Schlaflabor Dienst tat. Schlaf gelte gemeinhin als „Ruhezeit“, aber „dem ist ja nicht so“, verweist er etwa auf Hals-Rachen-Obstruktionen und deren Bezug zur Lunge. Letztlich handelt es sich um interdisziplinäre Angelegenheiten, und vom „Etagenwechsel“ hat sicher auch der Laie schon gehört - so heißt es, wenn aus der Allergie ein Asthma wird und spätestens dann ein Fall für den Pneumologen.

„Man muss sich in Kooperation begeben“, findet Michael Benzke, einer von nur zwei Praxis-Pneumologen im Kreis, dann sei das Arbeiten für alle angenehmer. Bei den hiesigen Hausärzten habe er sich schon vorgestellt, berichtet er von einem Treffen Anfang Dezember. Den beiden Kliniken, an denen er zuletzt tätig war auf seiner beruflichen Rückreise in die Heimatstadt, wird er weiter verbunden bleiben: Als nächstgelegene pneumologische Fachklinik sei das Treuenbrietzener Johanniter-Krankenhaus „das Haus, mit dem ich zusammenarbeiten werde“. Dem Paul Gerhardt Stift in Wittenberg bleibt er unterdessen als Mitarbeiter erhalten: Wie bisher werde er dort einige Stunden pro Woche als Oberarzt tätig sein.

Als Klinik-Mediziner, der er über viele Jahre eben auch gewesen ist, kam er zuletzt auch mit dem Thema Corona in Berührung. In Treuenbrietzen etwa zählte die allmähliche Entwöhnung der Covid-Patienten von der künstlichen Beatmung zu seinen Aufgaben. Und in der Praxis? Sieht es nicht besser aus, aber anders: Dort geht es um die Folgen der Pandemie.

Die Folgen von Covid

„Wir haben ganz viele Post-Covid-Fälle“, berichtet Michael Benzke aus seinem Alltag in der Praxis Kubitscheck, die nun seine ist. Menschen, die zwölf bis 18 Monate nach der Erkrankung über eine geringere Belastbarkeit oder über Atemnot klagen. „Frustrierend“ für Arzt und Patient sei das - und „was da noch auf uns zukommt“ gar nicht abzusehen, warnt Michael Benzke vor diesen gesundheitlichen Corona-Folgen auch für die Wirtschaft. Ein Thema, findet der Wittenberger Lungenarzt, das in den Medien noch gar nicht die Aufmerksamkeit gefunden habe, die ihm eigentlich zukommen müsste.

Die Praxis hat eine Homepage: www.pneumologie-wittenberg.de