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"Wir wollen keine Ausländer" "Wir wollen keine Ausländer": Umstrittener Gartenfunktionär aus Wittenberg tritt zurück

Von Marcel Duclaud 20.06.2016, 17:19
Der Eingang der Kleingartenanlage Am Trajuhnschen Bach
Der Eingang der Kleingartenanlage Am Trajuhnschen Bach Thomas Klitzsch

Wittenberg - Horst Kubasic hat hingeworfen.  Der Mann, der mit dem Satz „Wir wollen keine Ausländer“  einen Sturm der Entrüstung entfacht hat, ist nicht mehr Vize-Vorsitzender der Wittenberger Gartenanlage „Am Trajuhnschen Bach“. Das bestätigte Vereinschef Frank Pannicke auf MZ-Anfrage. „Er ist zurückgetreten. Das war seine eigene  Entscheidung.“

Dass die Gartensparte derart in den Fokus der Öffentlichkeit geriet - unter anderem wollten  mehrere TV-Sender das Thema aufgreifen - hat die Verantwortlichen überrascht. „Ich bin fast rückwärts aus der Tür gefallen, als ich von den Rassismus-Vorwürfen gehört habe“, sagte Pannicke. 

Er hatte später dementiert, dass Ausländer nicht willkommen seien. „Wir haben kein Problem mit Ausländern. Gerade ist ein Garten an eine junge türkische Familie vergeben worden.“  Wer seinen Pflichten nachkomme, der könne gern in die Gemeinschaft „Am Trajuhnschen Bach“ aufgenommen werden, versicherte  Pannicke und wiederholte, was er am Tag nach den Vorwürfen sagte: Kubasic habe sich unglücklich ausgedrückt und das Problem mit Ali Ismais seien nicht seine fremdländischen Wurzeln, sondern der Fakt, dass er nicht in Wittenberg  wohne.  Dass die Übergabe von Gärten künftig  anders geregelt werden soll, kündigt  der Vereinsvorsitzende  außerdem an: „Auf der Basis von Händeschütteln werden wir das nicht mehr machen.“

Pannicke hofft, dass bald wieder Ruhe einkehrt in die  Kleingärtner-Idylle. Vorher allerdings steht mindestens noch ein Gespräch mit der Stadt an. Das hatte der Oberbürgermeister angekündigt. Der „nicht tolerierbare Vorfall“ solle geprüft werden - gemeinsam mit dem Kreisverband der Gartenfreunde und Vertretern des Vereins. „Wir gehen davon aus, dass sich die betroffenen Kleingärtnerorganisationen aufgrund der von ihnen als Verein verfolgten gemeinnützigen Zwecke konstruktiv, sachlich und lösungsorientiert in die avisierten Gespräche einbringen werden“, heißt es von der Stadt.

Unterdessen haben sich andere Gärtner zu Wort gemeldet, um ein Gegenbild für die Lutherstadt zu entwerfen. Etwa   Klaus Nunweiler, Vorsitzender der Anlage „Am Stadtgraben“. Ausdrücklich sagt er: „Wir sind weltoffen. Bei uns kann jeder einen Antrag stellen, um Mitglied zu werden.“ 

Das wird auch auf einem  Aushang in der Anlage dokumentiert.  Zurzeit seien zwar sämtliche 111 Gärten belegt, unter anderem von Menschen mit vietnamesischen und polnischen Wurzeln. Und auf der Warteliste befinden sich zwei Syrer. Einen Garten erhalte, wer sich an die Regeln halte, so Nunweiler.   (mz)