Wiedersehen der Ex-Abiturienten
Gräfenhainichen/MZ/ur. - "Nein, hier hatten wir nichts zu tun. Hier mussten wir nicht hin." Siegmund Trochowski gehörte zu den Leuten, die zu später Stunde alles genau in Augenschein nahmen und manches Unbekannte entdeckten. 1966 hatte der jetzt in Berlin lebende Trochowski sein Abitur in der Heidestadt gemacht, die Zeit ist nicht nur ihm in Erinnerung geblieben. "Uns verbindet sicher alle eine ganze Menge", erklärte auch Ulrich Richter. Der Lehrer hat ebenfalls in Gräfenhainichen die Schulbank gedrückt, 1976 seine Abschlussprüfungen bestanden. Und er ist nicht der einzige im Lehrerkollegium des Gräfenhainicher Gymnasiums, der an der alten Wirkungsstätte die Seiten gewechselt hat, wie sich beim Treffen der Ehemaligen im Heideschmaus heraus stellte. Auch Roland Franke, heute Schulleiter, legte 1979 in der damaligen EOS "Erich Weinert" sein Abitur ab. "Den kennen wir doch noch in Jeans und Jesuslatschen."
Unkompliziert gingen die Ehemaligen miteinander um, Freude über das Wiedersehen ließ Förmlichkeiten keine Chance. "Wir wollen einfach mal schauen, wer so da ist, was es Neues gibt." Der Wolfener Bernd Steingrübner war bis 1971 in Gräfenhainichen Schüler und gehört zu den mittlerweile gut 3 000 Frauen und Männern, die in der Heidestadt gelernt haben. "Wenn die alle kommen, haben wir ein echtes Platzproblem", erklärte Roland Franke. Doch er wisse schon, dass es so viele wohl nie werden würden.
Seit Jahren gibt es das Treffen der Ehemaligen bereits, zu DDR-Zeiten wurde es immer am Gründonnerstag durchgeführt. "Dürfen wir heute wegen der neuen Gesetze und des dann anstehenden Osterfestes nicht mehr", bestätigt Franke. Seitdem treffen sich die Ex-Schüler jeden letzten Sonnabend im April eines geradzahligen Jahres. 2006 allerdings musste das Treffen ins Wasser fallen. "Vielleicht kommen nach vier Jahren Pause deshalb ein paar Leute mehr", orakelte der Schulleiter, der dem Anfang des Treffens noch nie viel abgewinnen konnte. "Da kommt alles zäh in Gang." Doch am Sonnabend konnte er dann doch noch zufrieden sein mit der Resonanz.
Die Abiturienten von einst kamen zum "Heideschmaus", sie nahmen dafür auch längere Anfahrtswege in Kauf. Und es waren eben nicht nur die Älteren. Obwohl Roland Franke glaubt, dass der Segen der modernen Kommunikation mit Handy, SMS und Computer dem Treffen nicht gerade gut bekomme. "Die jungen Leute bleiben heute in Kontakt, wissen voneinander. Das war bei uns anders. Telefon hatte kaum einer, Briefe schreiben war nicht jedermanns Sache. Da hat man sich auf ein Treffen gefreut." Sicher, sagen Sindy Herrmann aus Radis und die heute in Thüringen lebende Sandra Grune, die 1993 das Gymnasium hinter sich ließen: Der Kontakt sei tatsächlich nie abgerissen. "Aber die Leute treffen, mit ihnen reden. Das ist schon etwas anderes."