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Werkstatt mit Rennsportfaible Werkstatt mit Rennsportfaible: 120 Jahre Zweirad Dietrich

Von Alexander Baumbach 20.09.2013, 16:51
Eberhard und Thorsten Dietrich - Die Wörlitzer Firma Zweirad Dietrich feiert am Sonnabend den 120. Geburtstag.
Eberhard und Thorsten Dietrich - Die Wörlitzer Firma Zweirad Dietrich feiert am Sonnabend den 120. Geburtstag. Baumbach/Privat Lizenz

Wörlitz/MZ - Auf 120 Jahre Firmengeschichte kann Familie Dietrich am Sonnabend in Wörlitz zurückblicken. Dort eröffnete nämlich am 21. September 1893 Robert Dietrich seine Schlosserei mit Nähmaschinenreparatur - und durch Kaiserzeit, Nazideutschland und die DDR hindurch blieb die kleine Firma in privater Hand. Eberhard Dietrich hatte das Geschäft 1971 von seinem Vater Walter übernommen. Der führte es seit 1934 - und genoss eine Vertrauensstellung in Wörlitz. „Der hat als Schuljunge schon die Gaslaternen in der Stadt betreut“, berichtet Eberhard Dietrich.

„Ich bin ja selber schon als Kind hier herumgestromert. Da hat man sich einiges abgeguckt - und Spaß gemacht hat das ja auch“, berichtet der begeisterte Motorradfahrer. Damals waren vor allem die Reisebusse mit Besuchern des Wörlitzer Parks zu Gast im Hause Dietrich. „Die Spaziergänger waren beim Schnitzelessen, und die Omnibusse kamen zum Abschmieren hier her“, berichtet er.

Brüder Dietrich wurden 1960 Meister im Seitenwagen-Motocross

Durch ihn zog auch der Rennsport in die Werkstatt ein - mit seinem Bruder Walter wurde Eberhard Dietrich 1960 letzter gesamtdeutscher Meister im Seitenwagen-Motocross. Eine 500er Jawa trug das Geschwisterpaar zum Sieg, danach folgten bis 1986 noch elf DDR-Meisterpokale. „Wir haben auch schon früh Motorrad fahren gelernt. Als Elfjährige haben wir die auf die Wiese geschoben und sind dann da rumgefahren - den Begriff ,Schwarzfahren' kannten wir ja gar nicht“, erzählt er. Die fahrbaren Untersätze wechselten: Jawa, AWO, Simson. „Wir hatten durch den Sport auch immer ganz gute Verbindungen zu Ersatzteilen. Wenn andere Händler in Leipzig von 200 bestellten Ersatzteilen von Simson nur 40 bekamen, dann konnten wir direkt in Suhl manchmal sogar 195 Teile bekommen“, erzählt Eberhard Dietrich schmunzelnd.

"Bei der WM ist der Konkurrenzkampf schon sehr hart"

Der Sport ist heimisch geblieben im Hause Dietrich - Eberhards Nachfolger Thorsten Dietrich war acht Jahre in der Sportabteilung des österreichischen Motorradherstellers KTM beschäftigt, hat bei Weltmeisterschaften Fahrer betreut. Noch heute sind die Kontakte zum Hersteller hervorragend. „Wenn am Sonntag einer der Fahrer mit einem bestimmten Motorrad gewinnt, kann man am Montag bei mir genau diese Maschine kaufen“, berichtet er stolz. Ist bei der WM der Konkurrenzkampf schon sehr hart, freut er sich jetzt wieder über die regionale Motocross-Szene in der Heimat. „Hier im regionalen Bereich ist das noch familiär - da wird sich noch gegenseitig geholfen und abends das Bier zusammen getrunken“, sagt er.

Der Junior, der auch in der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, hat 2005 die Geschäftsleitung übernommen. „Aber die Zeiten haben sich geändert - früher war es wichtig, ein guter Mechaniker zu sein. Heute steht das Kaufmännische mehr im Vordergrund, und auch die Bürokratie muss man im Griff haben“, sagt er. Neben dem Verkauf von Motorrädern und Quads hat er sich den Renndienst auf die Fahnen geschrieben. „Fahrwerke sind unsere Spezialität, Federbeine, Umbauten - da bekommen wir aus ganz Europa Aufträge zugeschickt“, so Dietrich. Für die Zukunft hat er auch schon vorgesorgt - sein ältester Sohn heißt, genau wie der Ururgroßvater und Firmengründer Robert. „Noch stößt der Gedanke zwar auf wenig Begeisterung, aber man kann ja nie wissen“, sagt er.

Die Geschichte des Unternehmens ist eng mit dem Motorsport verbunden.
Die Geschichte des Unternehmens ist eng mit dem Motorsport verbunden.
Baumbach/Privat Lizenz