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Wer kümmert sich um Schäden? Wer kümmert sich um Schäden?: Zum Schloss Kropstädt passt kein Schlüssel

Von Irina Steinmann 24.07.2019, 09:29

Kropstädt - Für das Märchenschloss Kropstädt ist kein Happy-End in Sicht. Unverändert gibt es keine Handhabe gegen den im Ausland - in der Schweiz - lebenden Eigentümer. Dies erklärte nach einem Ortstermin in der vergangenen Woche auf MZ-Anfrage der Chef der Bauordnung des Landkreises, Rolf Häuser.

Die Untere Denkmalsbehörde, die in seinen Verantwortungsbereich fällt, hat die Angelegenheit auf dem Tisch, nachdem der Förderverein Schlosspark und Gutshof Kropstädt im März an den Ministerpräsidenten geschrieben hatte.

Rohr geplatzt

In dem Brief wiederholt der Verein unter Vorsitz des Kropstädters Karl-Heinz Keller seine Sorgen wegen des Gebäudes, das während des Leerstands nach dem letzten Verkauf einen Wasserschaden durch berstende Heizungsrohre erlitten hatte, was seinerzeit - im Januar 2017 - auch zu einem Feuerwehreinsatz führte.

Allein: Ein Schaden lässt sich nicht nachweisen. Nicht von außen jedenfalls, sagt Häuser - und einfach mal eben aufbrechen, um nachzuschauen, verbiete sich nach bundesdeutschem Recht. „Wir haben keinen Anlass, einen Schlüsseldienst zu holen.“

Denn es gebe gar keine Indizien geschweige denn Beweise für einen Wasserschaden. Von außen mache das Gebäude im Gegenteil einen ordentlichen Eindruck. „Es sind weder Fenster kaputt noch fehlen Dachziegel“, nennt Häuser die wichtigsten Merkmale. „Das Dach ist tipptopp“, sagt er und verweist damit quasi auf Selbstheilungskräfte von Gebäuden nach einem einmaligen Wasserschaden: „Die Feuchtigkeit diffundiert nach außen“ - und irgendwann ist das Haus wieder trocken.

Keller und seine Mitstreiter vermuten unterdessen bleibende Schäden nach der Havarie. Es sei „kaum möglich, solche Konstruktion trockenzulegen“, befürchtet der Verein mit Blick auf die Holzdecken und Dielungen.

„Das Schloss ist nun schon zweieinhalb Jahre verschlossen. Es wurden weder Türen noch Fenster geöffnet. Fachleute sagen, dass ein Zustand, so wie er hier existiert, keine 5 Jahre übersteht! Es wird zur Schimmelbildung kommen. Nässe dringt in die Bausubstanz ein, es kommt zur Salpeterbildung“, heißt es in dem Schreiben an den Ministerpräsidenten.

Der Verein „macht Schäden im Inneren geltend“, ohne zu wissen, ob es sie wirklich gibt, umreißt Häuser das Dilemma für den Landkreis, der wie alle Behörden bekanntlich nur bei Gefahr in Verzug selbst an Privateigentum tätig werden darf. Vor diesem Hintergrund liegt eine Enteignung, die der Verein in seinem Schreiben anregt und auf einen „Präzedenzfall“ in Thüringen verweist, erst recht im Bereich des Irrealen.

Man habe mit Keller ausgemacht, dass der Verein eventuell neu auftauchende Schäden am Schloss meldet, so Häuser.

Bisher sind den Angaben zufolge alle Versuche der Stadt Wittenberg und jetzt auch des Kreises, mit dem Eigentümer in Kontakt zu treten, ins Leere gelaufen. „Wir bekommen einfach keine Antwort“, klagt Häuser, der darin im Übrigen auch ein generelles Problem sieht: Es sei schwierig, nein, unmöglich, im Ausland lebende Käufer von Immobilien in Deutschland zu deren Unterhalt zu zwingen, und dies gelte selbst für EU-Länder untereinander.

Schön und leer

Der anhaltende Leerstand „eines der besten Schlösser, die wir haben“, wie Rolf Häuser nach dem Ortstermin mit der Oberen Denkmalbehörde und der Stadt Wittenberg in Kropstädt konstatierte, sei extrem unbefriedigend - nicht nur für die Kropstädter, die das Schloss „über Jahrzehnte in vorbildlicher Nutzung“ erlebt haben.

Dass der schweigende Schlossherr ein überaus pünktlicher Steuerzahler in Wittenberg sein soll, bleibt ein schwacher Trost.

Über die Brücken

Schloss Kropstädt gehörte bis 1998 dem Landkreis, der es an privat verkaufte. Vor dem erneuten Verkauf 2016 beherbergte es ein Hotel mit Tagungsräumen - und auch ein Trauzimmer der Stadt Wittenberg. Anders als das Gebäude ist der umgebende große Park mit tollen alten Bäumen städtisches Eigentum.

Sanierungsbedürftig sind die Brücken zwischen dem kommunalen und dem Privateigentum. Die Stadt ließ sie wegen des Zustands bereits vor längerer Zeit sperren, wer eine Sanierung bezahlt, ist weiter unklar. Inzwischen hat sich auch in diesem Punkt der Landkreis eingeschaltet. Die Stadt Wittenberg bestätigte nach knapp einer Woche lediglich, dass ein Ortstermin stattgefunden und man sich auf eine „Prüfung“ verständigt habe. (mz)