Weltumrundung Weltumrundung: In 311 Tagen um die Erde gelaufen
ANNABURG/MZ. - Was Robby Clemens da 2007 geleistet hat, verdient Hochachtung, in sportlicher wie in menschlicher Hinsicht. Denn der Lauf einmal um die Erde war nie nur Selbstzweck, sondern stets mit einem Wohltätigkeitsgedanken verbunden. So sammelte er beispielsweise Geld für Not leidende Kinder.
All das, was der in Leipzig Lebende zu berichten und zu sagen wusste, hätte wesentlich mehr Besucher ins Porzellan-Café locken müssen. Schon deshalb, weil aus dem Werdegang des Extremsportlers manch Übergewichtiger Hoffnung schöpfen kann. Begonnen hatte alles 1998, als Clemens mit Ende 30 bei einem Gewicht von 125 Kilo angekommen war. Eine Flasche Cognac nebst zwei bis drei Schachteln Zigaretten pro Tag waren eher die Regel als die Ausnahme. Als Luftnot beim Treppensteigen den Unternehmer zu seinem Hausarzt zwang, war dessen Diagnose: "Du säufst zu viel, du frisst zu viel und du bewegst dich zu wenig." Auch die gesundheitlichen Konsequenzen benannte der Arzt in deutlichen Worten. Davon aufgeschreckt, begann Robby Clemens, sein Leben völlig umzukrempeln. Von einem Tag auf den anderen gab es für ihn weder Glimmstängel noch Alkohol. Er kaufte sich Laufschuhe und ernährte sich ab da gesund. Die ersten Versuche, seine Fitness zu verbessern, endeten fast beim Notarzt. Nach einer Stadionrunde hätte er, wie er erzählte, ein Sauerstoffzelt gebraucht. Doch die Laufbekleidung war teuer und sollte sich amortisieren. Also machte er weiter und errang nach und nach kleine persönliche Erfolge.
Bereits 2000 war er soweit, dass er seinen ersten Marathon in Angriff nahm. Da brachte er noch 79 Kilo auf die Waage. 2001 legte er bei einem Lauf zugunsten krebskranker Kinder 493 Kilometer von Hohenmölsen bis nach Ludwigshafen zurück, 2002 waren es für die Mitteldeutschen Kinder-Krebsgesellschaften 520 Kilometer durch die Mitte der Republik. Oft begleiteten ihn Läufer mit ähnlichem Anspruch. Rene Gose zum Beispiel, der 2003 mit ihm 500 Kilometer durch den Irak für die im Krieg geschädigten Kinder lief und ihn ebenfalls in den Folgejahren bei seinen Touren von Athen nach Salzburg und von Friedrichshall nach Hohenmölsen begleitete. In diesen Jahren wuchs der Wunsch, einen World Run, eine Weltumrundung, zu wagen.
Am 3. Januar 2007 war es soweit. Gestartet wurde am Leipziger Gewandhaus. Vor Robby Clemens lagen mit über 13 000 Kilometer Piste mehr als 314 Marathons durch 27 Länder in 311 Tagen. Die Erlebnisse und Eindrücke auf der Strecke und an den Etappenzielen waren so vielfältig wie die Länder selbst und revidierten so manche in der Ferne zurecht gelegte Meinung. Ob in der Türkei oder Bangladesh, überall dominierte die Gastfreundschaft, und viele Menschen nahmen Anteil an seinem Lauf. In Syrien wurde die kleine Gruppe sogar vom Tourismusminister empfangen, und in Abu Dhabi überhäufte der Polizeipräsident sie mit Verpflegung und Geschenken. In Indien wiederum erwartete sie statt vieler junger Leute mit Laptops unter den Armen, die blanke Armut. Zu Besuch in einer Schule für Nomadenkinder erfuhren sie, dass diese es als Privileg ansehen, lernen zu dürfen. Nach einem Abstecher auf den afrikanischen Kontinent, nach Kairo, der Durchquerung Asiens, Nord-Amerikas und Europas lief Robby Clemens am neunten November 2007 durch das Brandenburger Tor.
Dem darauf folgenden Motivationsloch entstieg er mit neuen Projekten im Kopf. So will er im nächsten Sommer einen "Ossi-Lauf" bestreiten und in dementsprechendem Outfit von Oberhof nach Warnemünde laufen. 2012 dann soll es wieder eine große Herausforderung werden, getreu dem Frank-Schöbel-Lied "Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß". Ob allerdings seine Frau tatsächlich nach zwei Jahren am Ziel mit einem Kuss auf ihn wartet? Ganz sicher war er sich da am Freitag nicht.