Welttag des Buches Welttag des Buches: Der beste Zeitvertreib

wittenberg - Für den gestrigen Tag war Johanna Schleese gut gerüstet. Mit drei dicken Romanen verlässt sie am Mittwoch die Wittenberger Stadtbibliothek. „Das reicht für drei Wochen“, sagt die 84-Jährige. Mit dem ersten der historischen Romane will sie am nächsten Tag starten, dem Welttag des Buches. Der wurde gestern landauf landab gefeiert und Johanna Schleese schloss sich dem gerne an, in dem sie tat, was sie am liebsten tut: Lesen. „Ich greife mehrfach in der Woche zum Buch“, sagt die Rentnerin. Seit mehr als 20 Jahren ist sie ständiger Gast in der Stadtbibliothek und lobt die freundliche und kompetente Beratung der Mitarbeiterinnen. Die wissen längst genau, was Frau Schleese gerne liest und dementsprechend sind die Empfehlungen. So stieß sie auch auf die Historien-Romane von Iny Lorentz. „Da habe ich alles gelesen“, sagt die alte Dame, die sich für diesen ganz selbstverständlichen Zeitvertreib bevorzugt im Lesesessel einrichtet. Bibliothekschefin Katrin Hanß fehlt für solche Ausdauer momentan noch die Zeit. „Ich bin froh, wenn ich vor dem Schlafengehen ein paar Seiten schaffe“, sagt sie. Aktuell verbringt sie diese wertvollen Buchminuten mit „Versunken“, einem Triller von Sabine Thiesler.
Größte Auswahl im eigenen Haus
Der passt so recht zur Vorliebe der Frau vom Fach. Krimis, Thriller aber auch Reisebeschreibungen sind ihre bevorzugte Lektüre. Praktischerweise nimmt sie diese zur Ausleihe aus dem eigenen Haus mit. „Bücher sind ja auch eine Platz- und Geldfrage“, weiß sie und kauft privat vor allem bei Sachbüchern und Exemplaren, die sie unbedingt im Regal haben will.
In der eigenen Stadtbibliothek hat Katrin Hanß freilich die größte Auswahl. 86 000 Bücher stehen hier, derzeit werden sie ein wenig ausgemistet, denn „wir müssen immer wieder Platz für Neues schaffen“. Was mehr als fünf Jahre niemand leihen und lesen wollte, muss den Abschied nehmen.
So rigoros muss man beim heimischen Bücherregal nicht sein, so lange sich da noch Lücken finden. Heiko Barnetz könnte auch mal wieder zum Buch greifen, findet der Wittenberger anlässlich des Welttag des Buches. Immerhin lag seine letzte Lektüre schon drei Monate zurück, war aber dafür sehr intensiv. „Ich habe das Buch in anderthalb Tagen ausgelesen, sogar eine Stunde in der Wanne“ lacht er und weiß zwar Titel und Autor nicht mehr, hat den Inhalt aber noch parat.
Lektüreempfehlungen ohne Ende
Früher, da hatte er viel mehr Zeit zum Lesen. „Alles habe ich als Kind gelesen. Wenn die neuen Schulbücher da waren, habe ich sie am ersten Tag durchgelesen“ erinnert sich Barnetz. Und nun, als Erwachsener, haben sich die Prämissen dann doch etwas verschoben. „Jetzt konsumiere ich mehr visuell, schaue mir viele Dokumentationen an.“ Wenn sich ein richtig gutes Buch findet, dann greift er aber doch zu.
So wie auch Antje Brinkmann, die in der Thalia-Buchhandlung auf Suche ist. „Ich komme verdammt wenig zum Lesen“, ärgert sich die junge Frau. Das Kind hält sie davon ab und hat selbst noch nicht richtig Freude daran gefunden. Doch die Mutter gibt nicht auf. Gerade liest sie dem achtjährigen Sohn „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ vor und ist damit wieder bei der eigenen Lieblingslektüre aus Kindertagen angelangt. Bleibt ihr selbst Zeit, nimmt sie sich gerne Romane, die auf Tatsachen beruhen, vor und findet diese im Buchladen. „Ich schmökere mich durch die Klappentexte. Manchmal kann das aber auch schief gehen“, sagt sie.
Wer nun mal wieder Lust bekommen hat, auch nach dem Tag des Buches nach selbigem zu greifen, aber angesichts tausender Neuerscheinungen im Jahr überfordert ist, der kann sich Anregungen nicht nur im Buchladen sondern bei vielen deutschen Lesern holen. „Mein Herzensbuch“ heißt eine Aktion des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zum gestrigen Aktionstag. Da findet man Lektüreempfehlungen ohne Ende.
Informationen im Internet unter www.vorsichtbuch.de.(mz)