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Weltgästeführertag Weltgästeführertag: Auf Melanchthons Spuren

Von Corinna Nitz 22.02.2018, 12:40
Diese professionellen Stadtspaziergängerinnen und Stadtspaziergänger haben sich am Mittwoch in Wittenberg am Weltgästeführertag beteiligt.
Diese professionellen Stadtspaziergängerinnen und Stadtspaziergänger haben sich am Mittwoch in Wittenberg am Weltgästeführertag beteiligt. Th. Klitzsch

Wittenberg - Philipp Melanchthon kommt auf den letzten Drücker. Wie immer, lacht einer der Wartenden. Es ist Mittwochnachmittag, in Wittenberg macht der Weltgästeführertag 2018 Station. Wer angenommen hat, dass sich einige, am Ende gar viele der über 6 000 im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland (BVGD) auf den Weg in die Lutherstadt machen, irrt.

So sei das auch nicht gemeint. Vielmehr laden professionelle Stadtspaziergänger der Region Einheimische und Gäste zu besonderen Rundgängen ein. In Wittenberg kommt an diesem 21. Februar auf jeden Teilnehmer ein Gästeführer. Welcher Luxus! Andererseits, so Melanchthon-Darsteller Michael Schicketanz, böte sich so die Möglichkeit, die Kolleginnen und Kollegen mal selbst zu hören.

Das bundesweite Motto dieses Tages lautet wie berichtet „Menschen, die Geschichte schrieben“. In Wittenberg wird es auf den „Lehrer Deutschlands“ zugeschnitten: „Melanchthon schrieb Geschichte und andere schrieben mit.“ Konsequenterweise ist die erste Station, welche die kleine, der Kälte trotzende Gruppe absolviert, die Schlosskirche. Im August 1518 hielt der Griechischprofessor aus Bretten dort seine Antrittsrede.

Die Vorbehalte waren zunächst offenbar groß: „Wer will schon einen 21-jährigen Südwestdeutschen, noch dazu mit Sprachfehler - und ohne Ausschreibung?“, fragt Schicketanz. Am Ende aber war alles gut, Melanchthon „kam, sagte und siegte“ und wurde zu einem der engsten Weggefährten Martin Luthers. Apropos: Dass er den Herrn Luther vermisst, ruft Hans-Joachim Münchow, selbst Wittenberger, aber an dieser Führung ebenso interessiert wie seine Frau. „Er muss sich ausruhen nach dem letzten Jahr!“, ruft Melanchthon zurück. Na klar.

Nächste Station ist der Beyerhof, respektive Markt 6. Als einstiger Hausherr Christian Beyer ist dort Klaus Pohl zu erleben. Wer ihm zuhört, kann den Eindruck gewinnen, dass dieser Kanzler und Ratsherr ein nicht gänzlich uneitler Mensch war. Nicht mal sein Geburtsdatum will er verraten. Dafür prahlt er mit der Anzahl seiner Kinder. Tsss!

Es sollen vier weitere Stationen folgen. Charmante und kenntnisreiche Auftritte sind zu erwarten von Anna von Sachsen (Martina Koppe, Dessau), mit einem Korb Birnen ist sie unterwegs, erzählen wird sie über die Melanchthonbirne, eine seltene Sorte, aber es gibt sie immer noch. Margarethe, Luthers jüngste Tochter, ist ebenso auf Achse wie der Kirchenreformer und Mediziner Caspar Peuker.

Last but not least beschert Oliver Friedrich eine Begegnung mit dem Pädagogen Johann Amos Comenius. Der ist zwar etwas aus der Zeit gefallen, doch dürfte er Melanchthon aufgrund seiner Reformbestrebungen des Schulwesens sehr nah gewesen sein.

Der Aktionstag des BVGD fand am Mittwoch vielerorts statt. Bereits am 2. März erwartet der BVGD eigenen Angaben zufolge rund 300  Teilnehmer zum 3. Deutschen Gästeführertag, der in Potsdam ausgerichtet wird. (mz)