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Weferlinger, Intercamp, Bastei Weferlinger, Intercamp, Bastei: Camp-Minimalisten feiern in Pretzsch

Von KARINA BLÜTHGEN 02.06.2014, 18:35
Mit Airbrush wird aus einem Weferlinger ein Kunstwerk, hier Teilnehmer aus dem Eichsfeld.
Mit Airbrush wird aus einem Weferlinger ein Kunstwerk, hier Teilnehmer aus dem Eichsfeld. ACHIM KUHN Lizenz

PRETZSCH/MZ - Gegen Mittag ist die Welt in Ordnung auf der Gruppenwiese. Hier und da wird noch Suppe gelöffelt, mancher macht ein Nickerchen. Wären da nicht die nostalgisch anmutenden Wohnwagen, man könnte die Fangemeinde für Camper wie du und ich halten. Was sich jedoch im Campingpark Lausiger Teiche immer Anfang Juni versammelt, sind besondere Liebhaber. Ihre Objekte der Begierde heißen Weferlinger, Intercamp, Bastei, Qek, Nagetusch und Dübener Ei.

Rekord bei Beteiligung

Detlef Möbus aus Rodleben, auf seiner Mütze steht „det“, organisiert die Treffen und kann bei der elften Zusammenkunft stolz vermelden, dass in diesem Jahr 44 Gespanne da sind. Mit zehn Wagen haben sie angefangen, inzwischen sind auch einige westdeutsche Oldtimer dabei. „Das ist ein absoluter Rekord“, ist er begeistert. Man duzt sich auf dem Platz. Wenn hier einer „Sie“ sagt, fällt er sofort auf. Siggi, der Siegfried Veit heißt, und Ehefrau Evi sind mit dem kleinsten Modell, dem LC 9-200, aus Schildau angereist. Er zeigt die Liegefläche in dem kleinen 200 Kilo schweren Wohnwagen: 1,95 mal 1,12 Meter, die sich mit wenigen Handgriffen in eine Sitzecke für vier bis fünf Personen verwandelt. „Man muss sich sehr mögen, wenn man darin schläft“, kommentiert Detlef Möbus schlagfertig die Größe.

Während moderne Wohnwagen und Caravan Annehmlichkeiten wie Dusche und sogar Fußbodenheizung bieten, sind Liebhaber der älteren Modelle ausgesprochene Minimalisten. „Der Qek etwa hatte nicht mal ein Ausstellfenster“, erzählt Möbus. „Dagegen war der Weferlinger schon privilegiert. Da konnte man ein Fenster aufmachen.“ Geliefert wurden die Wohnwagen mit Vorzelt, dadurch verdoppelte sich die Wohnfläche.

Österreicher mit Dübener Ei

Peter Schell kommt in seinem Dübener Ei sehr gut allein zurecht. Der 44-Jährige hatte die weiteste Anreise, er kommt aus dem österreichischen Graz. Über 930 Kilometer war er unterwegs und hat dabei ein Treffen vom Fanclub des Dübener Eis im Harz mit besucht. „Den Wohnwagen. Baujahr 1965, habe ich vor neun Jahren über Ebay gekauft“, erzählt er. Bisher hat er auch keine großen Reparaturen machen müssen. Eingeladen gewesen sei er schon öfter, dieses Jahr hat es erstmals mit der Fahrt zum Lausiger Teich geklappt. „Im Normalfall habe ich als Zugmaschinen einen alten Käfer, aber bei der Strecke?“, war er skeptisch.

Wann immer er Halt macht mit dem kleinen Wohnwagen, dessen Stromversorgung modern über Solarzellen läuft, wird er gefragt, ob Fotos gemacht werden dürfen. „Sogar die Polizei hat schon neugierig reingeschaut.“ Fünf Exemplare des Dübener Eis gibt es in Österreich, weiß Schell. Aufsehen erregt ein Gespann mit einem Oldtimer aus DDR-Zeiten immer, hat auch Detlef Möbus schon festgestellt. „Ja, auf Autobahnen wird man schon mal freundlich angehupt.“

Die meisten Kontakte hat er übers Internet aufgebaut. Die Seite wird regelmäßig besucht, über das weltweite Netz sind auch die Ideen zu den Treffen entstanden. Die Gespanne kommen aus Schwemsal, dem Allgäu und von Augsburg. Mancher hat seinen Wohnwagen aus den 60ern liebevoll restauriert, andere haben ihn zu einem wahren Kunstwerk gestaltet. Auch die Zugmaschinen offenbaren Oldtimer-Qualitäten. Vom Traktor über ein Trike bis zu Siggi Veits Wartburg Camping ist alles dabei.

Was es bei den Weferlinger-Treffen am Lausiger Teich nicht gibt, ist ein festes Programm. Keine Ausfahrten, keine organisierten Besichtigungstouren - wer etwas unternehmen will, fährt los, der Rest genießt die Ruhe im Campingpark, trifft alte Freunde oder Teile der Familie, die man lange nicht gesehen hat. Abends gibt es Gespräche am Feuerkorb, verrät Detlef Möbus. „Alles ist familiär und locker.“

Trabant als Zugmaschine

Einen Wohnwagen, erinnert er sich, bekam man zu DDR-Zeiten. „Es war zumindest nicht so schwierig, wie einen Trabant zu kriegen.“ Obwohl so ein Trabi nicht allzu komfortable Mobilität ermöglicht, gingen die Touren bis nach Ungarn. Auch Detlef Möbus nimmt den Wohnwagen für den Urlaub. „Da habe ich aber einen anderen, größeren“, meint er lachend.

Das Vorzelt verdoppelt bei den kleinen Wohnwagen die Fläche.
Das Vorzelt verdoppelt bei den kleinen Wohnwagen die Fläche.
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