Wechsel im Brauhaus Wechsel im Brauhaus: Generationswechsel mit Rolle rückwärts

Wittenberg - Im Wittenberger „Brauhaus“ ist am Donnerstag der Generationswechsel vollzogen worden. Der bisherige Betriebsleiter Ulf Töpfer ist jetzt auch Alleininhaber des Hauses. Der 49-Jährige folgt damit wie berichtet Peter Fasbender nach, der am gestrigen 11. Januar seinen 75. Geburtstag feierte. Mit Fasbender zieht sich auch Mitinhaberin Ilka Crahmer aus dem Betrieb zurück, zu dem neben dem Brauhaus auch der benachbarte frühere „Goldene Adler“ gehört.
Er habe nicht vor, wesentlich etwas zu verändern, sagte Töpfer, der bis auf Weiteres auch sein eigener Betriebsleiter sein wird, am Donnerstag auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz. Ein paar neue „Themen“ wolle er allerdings schon setzen nach dem Reformationsjubiläumsjahr. So soll die DDR - über die gerade aufgelegte HO-Speisekarte für die „Adlerschänke“ hinaus - in der Erlebnisgastronomie des Hauses künftig eine gewisse Rolle spielen.
Zum Beispiel im 1512 errichteten Keller, wo bis dato kleine Theaterstücke Dritter aufgeführt werden, etwa „Erotisches zur Nacht“. Künftig ließen sich dort vielleicht auch „Zeitreisen“ in die jüngere Vergangenheit veranstalten - ob mit oder ohne Sindermann-Porträt, da ist sich Töpfer noch nicht so sicher.
Möglicherweise werde man gemeinsam mit dem Haus der Geschichte auch einschlägige Wochenend-Pakete anbieten, etwa Panzerfahren in Kossa - oder auch nur Trabant. „Nach 2017 müssen wir gucken, wie wir daran (an den Erfolg, Anm. d. R) anknüpfen“, so Ulf Töpfer, der selbst immerhin noch rund 20 Jahre in der DDR gelebt und „gespeist“ hatte.
„Sind Sie ein ,Ostalgiker’“, hatte die MZ ihre vergleichsweise junge Online-Gemeinde anlässlich der neuen „HO-Gaststätte“ gefragt - und die Antwort lautet: Ja! 75 Prozent stimmten der Aussage zu, 16 Prozent nicht. 528 User beteiligten sich bis Donnerstagnachmittag.
Gelernter Maschinen- und Anlagen-Monteur, war der Wittenberger vor etwa 25 Jahren über einen Nebenjob, „Gläserabräumer“, in die Gastronomie eingestiegen. Die Mitarbeit im - später abgebrannten und bis heute als Ruine dastehenden - „Landhaus Kropstädt“, der eigene Imbisswagen in Treuenbrietzen, die „Wittenberger Bierwiese“ im Hans-Heinrich-Franck-Club oder auch das „Alabama“ sind einige Stationen Töpfers, der ans Brauhaus mit dessen Übernahme durch Fasbender und Crahmer vor acht Jahren kam.
Der laut Töpfer „größte privat geführte“ Betrieb seiner Art in Wittenberg beschäftigt derzeit etwa 40 feste Angestellte, deren Zahl saisonal aufgestockt wird. Zusammen mit dem historischen „Goldenen Adler“, der vor gut zwei Jahren hinzukam, verfügt das „Brauhaus“ über 32 Doppel- und vier Einzelzimmer.
Die etwa 250 Sitzplätze allein im Hof des Gebäudeensembles aus dem 16. Jahrhundert hätten 2017 bei weitem nicht ausgereicht, so Töpfer, und trotz eines „leichten Rückgangs“ sei auch der „Vorlauf für 2018 sehr gut“.
Gebaut wird 2018 übrigens auch an dem 1521 für den damaligen Bürgermeister Beyer (Beyer-Hof!) errichteten Haus, das zu DDR-Zeiten Wohnzwecken diente und erst sehr spät und nach einer umfassenden Entkernung Gastronomie mit Brauhaus wurde. Erneuert würden die Fassaden der Häuser Markt 6 und Markt 7, sagte deren Eigentümer und Vermieter Hans-Jürgen Crahmer.
Für Peter Fasbender, der gemeinsam mit Hans-Jürgen Crahmer weiter in der Veranstaltungsgastronomie tätig sein will, ist das Kapitel „Brauhaus“ damit abgeschlossen. Fast. „Vielleicht werde ich ja mal zu Brauhausführungen gerufen“, sagte der Jubilar und tischte der versammelten Journalistenschar zum Abschied noch ein paar launige Anekdötchen aus seinem superlangen Berufsleben auf. Nicht alle Gratulanten warteten mit ihrem Besuch bis zum offiziellen Fest am Nachmittag. (mz)