Brücke nach Zürich Was Pfarrer Block nach seinem Weggang an Wittenberg vermissen wird
Genau zehn Jahre lang war Johannes Block Pfarrer in Wittenbergs Stadtkirche. Warum der 56-Jährige nun wechselt und was er vermissen wird.

Wittenberg/MZ - Nach ziemlich genau zehn Jahren nimmt Johannes Block Abschied von Wittenberg - nicht eben leichten Herzens, wie der bereits entpflichtete geschäftsführende Pfarrer der Stadtkirche betont: „Das würde ich in Wittenberg und bei Luther nie sagen.“ Dass er trotzdem geht, habe mit Türen zu tun, „die sich nicht auf Knopfdruck öffnen“.
Kernland der Reformation
Block, der am 2. Oktober 2011 in Wittenberg Pfarrer und am 3. Oktober 2021 ebendort verabschiedet wurde, wechselt wie berichtet nach Zürich in die Schweiz zur Kirche Fraumünster, „von einer Reformationsstadt in die andere Reformationsstadt“. Der Theologe ist gegenwärtig am Packen, muss sich „verkleinern“, wie er sagt und das Überschreiten einer Grenze der Europäischen Union vorbereiten, was im Detail, beim Transport eines Flügels etwa, nicht ganz einfach sei.
Block sagt auch: „Niemals geht man so ganz.“ Er hofft auf nichts weniger als einen Brückenbau von Zürich nach Wittenberg, vom „Kernland der schweizerischen Reformation ins Kernland der deutschen Reformation“. Den Pfarrer, der in Wittenberg spannende Zeiten erlebte, allen voran natürlich das Reformationsjubiläum, die Generalsanierung der Stadtkirche, das Klageverfahren zur Abnahme der „Judensau“, nicht zu vergessen die Pandemie, hat das Profil der Stellenausschreibung gereizt.
Mehr Prediger und Seelsorger sein, weniger Geschäftsführer, mehr Zusammenarbeit mit der Kirchenmusik, die andere Möglichkeiten hat, Öffentlichkeitsarbeit, das Entwickeln von Bildungskonzepten, das Predigen im Sinne der „dialektischen Theologie“, das habe ihn immer schon begeistert. Dass auch in der Schweiz nicht wenige Menschen die Kirche verlassen, ist ihm klar: „Das ist wie überall in Europa“.
In Wittenberg seien zwölf Prozent der Menschen evangelisch, in Zürich sind es vielleicht ein Drittel. „Die Religion wandert aus dem Leben der Menschen, leider“, konstatiert Block. Das habe wohl nicht zuletzt mit Individualisierung und der „Emanzipation von den Institutionen“ zu tun.
In Wittenberg hat der 56-Jährige, der aus Hameln stammt und zunächst, vor dem Theologiestudium, ein Studium der Rechtswissenschaft in Bonn begann, trotz der Kirchenferne vieler Menschen „ein anderes Ansehen“ von Kirche und Pfarrer gespürt. Vielleicht ein Nachklang der Wendezeit, vermutet Block. Er habe sich jedenfalls stets gut aufgenommen gefühlt in der Stadt, als „gern gesehener Mitspieler“.
Kontakte geknüpft
Das Reformationsjubiläum, das Johannes Block mitgestaltet hat und das er „einen tollen Sommer“ nennt, habe Wittenberg im Übrigen sehr gut getan. Die Stadt, findet der scheidende Stadtkirchenpfarrer, habe an Selbstbewusstsein gewonnen.
Dass er sich auf die neue Aufgabe in Zürich freut, ist ihm anzumerken, ebenso aber, dass ihm Wittenberg auch fehlen wird: Block nennt als Beispiele das Predigerseminar, das Lutherhaus, die Cranach-Stiftung, die sanierte Stadtkirche, die gesamte Stadt - und die kurzen Wege hier. Anfang kommender Woche erfolgt der Umzug, für Anfang November ist der Begrüßungsgottesdienst in Fraumünster terminiert.
Und: So ganz fremd wird sich der Pfarrer in Zürich nicht fühlen. Er kennt sich aus, schließlich hat er dort, Anfang der 1990er Jahre, zwei Semester Theologie studiert. Kontakte der Gemeinden seien ebenfalls bereits geknüpft.