Hotellerie Was der neue Wittenberger Hotelchef mit dem „Best Western“ vorhat
Nach Stationen in Magdeburg und Brehna will der frühere Direktor des Luther-Hotels Danny Huhn sein neues Haus wieder zu einer Anlaufstelle für die Stadtgesellschaft machen.

Wittenberg/MZ - Das Wittenberger Vier-Sterne-Hotel „Best Western“ hat einen neuen Direktor. Seit 1. November wird das Haus in der Collegienstraße von Danny Huhn geführt. Huhn ist Wittenberg-Rückkehrer, im April 2019 war er unfreiwillig aus den Diensten des Luther-Hotels ausgeschieden, einem Drei-Sterne-Haus. Zu den Gründen, die damals zu seiner Entlassung als Direktor führten, sagt er heute: „Haken dran“, er sei „ohne Groll“. Ohne die Erfahrungen, die er dort binnen zehn Jahren habe sammeln können, wäre er heute nicht dort, wo er jetzt ist, so der 42-Jährige.
Huhn fordert mehr „Mut“ bei Entwicklung der Stadt
Für den gebürtigen Wittenberger bedeutet die verantwortungsvolle und herausfordernde Leitung eines Vier-Sterne-Hauses auch das Ende des Pendler-Daseins, das er anschließend geführt hatte als Direktor zweier großer Hotels, parallel in Magdeburg und in Brehna. Denn Wittenberg verlassen hatte er ja nicht, im Gegenteil ist er hier gut vernetzt. „Es freuen sich unheimlich viele Menschen“, dass er wieder da sei, sagt der Vater zweier Kinder, der Sohn ist erst anderthalb. Schon in seiner vorherigen Wittenberger Hotel-Karriere war Huhn einer von jenen gewesen, die weit über den Tellerrand des eigenen Hauses hinausblicken. Dass er mit seiner Tätigkeit auch etwas für die Stadt bewegen möchte, hat er mehr als einmal bewiesen und das soll auch jetzt wieder so sein. Wittenberg, findet er, müsse mehr „Mut haben“, moderne Wohnungen anbieten und Flächen für Start-Ups, denn „wir brauchen junge Menschen“. Wir, die Lutherstadt.
Was sein eigenes Haus angeht, das „Best Western“, das sich vor einigen Jahren den Beinamen „Soibelmanns“ zugelegt hat, so wolle er es wieder zu einem Treffpunkt der Wittenberger Gesellschaft zu machen. Weit reicht der Blick ins nächste Jahr, das Jahr nach Corona, hoffentlich. Fest geplant sind demnach bereits ein „Welcome-Day“ am 7. Mai, der Wittenberg den ersten Biergarten beschert, auf der Hofterrasse, und auch das zweite Wittenberger Adventswochenende soll sich künftig immer am „Best Western“ abspielen, mit Kunsthandwerk und Live-Musik - und für einen guten Zweck. Sonntägliche Teestunden sind ebenfalls vorgesehen. Alles Dinge, die „diese Ecke beleben“, die östliche Collegienstraße, die ungeachtet der renommierten Nachbarschaft, Lutherhaus und Leucorea, hie und da schwächelt.
Regionale Küche und ein eigener Weinexperte
Abseits solcher Veranstaltungen hat Danny Huhn auch im Haus selbst einiges vor und in die Wege geleitet, die das Best Western neben der eigentlichen Geschäftstätigkeit im besten Sinn zu einem „Ort für die Stadtgesellschaft“ machen sollen. Nachdem er den Koch, den 32-jährigen Stefan Gerlach, aus Magdeburg mitgebracht hat, könne man jetzt wieder à la carte essen. Der Schwerpunkt liege auf regionaler Küche, auch Wild, wie überhaupt die Zusammenarbeit mit heimischen Lieferanten gepflegt werden soll, etwa mit der Zahnaer Fleischerei Knoll. Lang ist’s her, dass man im Best Western mit der Molekularküche experimentierte. Neben Gin-Bar und Whisky-Bar will Huhn der Stadt demnächst auch den ersten Jung-Sommelier präsentieren, am 15. Januar fange der Wittenberger Weinexperte bei ihm an und sei dann auch stellvertretender Restaurantleiter.
Dass das „Best Western“ die bevorstehenden Feiertage überwiegend mit Einheimischen verbringen wird, hat natürlich mit der Pandemie zu tun. Das gilt für die beiden - ausgebuchten - Weihnachtsessen und auch für Silvester. Und für einen Teil der Gäste in den Zimmern: junge Leute, die ihre Eltern besuchen.
Dass auch das Best Western nur allmählich aus dem Corona-Tal auftaucht, versteht sich. Mit einer Auslastung von derzeit etwa 40 Prozent stehe man zwar gar nicht mal so schlecht da, sagt Danny Huhn. Die traditionell belegungsschwächste Zeit im Wittenberg-Tourismus - Januar, Februar, März - stehe aber noch bevor. Coronabedingt rechne er mit Kurzarbeit bis März. Dann aber, zeigt sich Huhn zuversichtlich, werde man einen Strich ziehen können - unter all die Zumutungen der Vergangenheit.
Der Fachkräftemangel wird die gesamte Branche freilich länger beschäftigen. Im Best Western mit 136 Betten sind 39 Menschen beschäftigt, darunter fünf Azubis. Auf hausinternen Nachwuchs setzt der Direktor gegen den Personalmangel. In so einer kleinen Stadt, findet Huhn und nimmt dabei das Luther-Hotel durchaus nicht aus, müssten die Hoteliers übrigens zusammenhalten: Im Aufbau ist ein Stammtisch.