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Dessau-Wörlitzer Gartenreich Wallwachhaus Limesturm: Was bei der Restaurierung entdeckt wurde

Die Restaurierung des vom Verfall bedrohten Wallwachhauses Limesturm ist abgeschlossen. Warum er im Gartenreich steht und was bei den Arbeiten entdeckt worden ist.

Von Andreas Behling Aktualisiert: 07.10.2024, 14:57
Wallwachhaus Limesturm
Wallwachhaus Limesturm (Foto: Andreas Behling)

Riesigk/MZ. - Der Limesturm, der unter den Wallwachhäusern im Dessau-Wörlitzer Gartenreich zu den besonders imposanten gehört, ist nach der umfassenden Restaurierung zu einem Schmuckstück geworden. Es fällt als farbenfrohes Gebäude auf. Doch so, wie sich der Limes am Elberadweg nahe am zu Riesigk gehörenden Schönitzer See präsentiert, entspricht es tatsächlich den nachweisbaren Befunden.

Diese sind auf einem Türsturz des Taubenhauses, wie es in der Region auch bezeichnet wird, zu erkennen. Von der wiedererstandenen Schönheit des vom Verfall bedrohten Bauwerkes haben sich unlängst beim „Tag des offenen Denkmals“ beinahe 100 Neugierige überzeugen können.

Die meisten Menschen, erinnert sich Robert Hartmann, Leiter der Abteilung Baudenkmalpflege der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, rollten im Fahrradsattel heran. Der Drahtesel ist wirklich das perfekte Verkehrsmittel, um zum Limesturm zu gelangen, denn der Weg, der von der Kreisstraße zwischen Riesigk und Wörlitz zur Wallüberfahrt führt, ist kiesig und etwas löchrig.

Bevor es auf die Wiesen geht, die zum Überschwemmungsgebiet der Elbe gehören, ragt der Turm mächtig empor. Wie sein Vorbild, das an den Grenzen des antiken Römischen Reiches zu finden war, ist er dreigeteilt. Über einem Kellergeschoss, in dem Vorräte gelagert werden konnten, gibt es eine Aufenthaltsstube. Noch eine Etage höher liegt der Wachraum. Es fehle an handfesten Quellen, merkt Hartmann beim kleinen Rundgang an, doch der Turm könne als eine der ersten Nachbildungen gelten.

Errichtet worden ist er laut Julia Ott-Stolze, die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Baudenkmalpflege ist, in den Jahren 1789/90. Das Erbauungsjahr lässt sich durch dendrochronologische Untersuchungen der Deckenbalken erschließen. Das verwendete Holz, so zeigten es die untersuchten Proben, wurde zum Teil etwa 18 Jahre zuvor geschlagen. Dass auf der Flussseite dicke Eichen an einem kleinen Gewässer stehen, erinnert nicht nur entfernt an die Grenzbefestigung der Römer. Nur ersetzen im Dessau-Wörlitzer Gartenreich die Eichen einen Palisaden-Zaun. Und abgewehrt werden müssen keine Barbaren, sondern Treibholz und Eisschollen, die sich bei einem Hochwasser dem Deich nähern könnten.

Um die Farbgebung zu belegen, wurde ein frei gelegter Bereich in seinem Ursprung als „Baufenster“ erhalten.
Um die Farbgebung zu belegen, wurde ein frei gelegter Bereich in seinem Ursprung als „Baufenster“ erhalten.
Foto: Andreas Behling

Die Rettung des Limesturmes für die nächsten Generationen nahm die Kulturstiftung nach der Übernahme des Objekts vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft im Frühjahr 2023 in Angriff. Die Baukosten beliefen sich am Ende auf etwa 700.000 Euro. Der Betrag war vom Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt worden. Die bauzeitlichen Fußbodendielen blieben nahezu komplett erhalten. Hingegen musste die gesamte Westfassade, die Wetterseite des Baues, entfernt werden.

„Es war allerhöchste Eile zu handeln“, schätzt Robert Hartmann ein. „Das Ganze war bereits ziemlich im Auflösen begriffen.“ Auch müsse im Gebäude irgendwann gezündelt worden sein. Man sei auf einen „tiefverkohlten“ Bereich gestoßen. Seine Kollegin spricht von einem „großen Puzzle“. Mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie sei „um jedes Stück Holz gefeilscht“ worden. So viel wie möglich sollte erhalten bleiben und wieder genutzt werden.

Im Keller allerdings – in einer der Ecken dort ist eine Feuerstelle integriert – ist ganz bewusst ein so genanntes Baufenster offengehalten worden. Dieser Bereich ist zum einen nicht gekalkt worden. Und an den Wänden verblieben einige Reste des bauzeitlichen Originalputzes.