Von wegen Sommerschlaf
Wittenberg/MZ. - Diana Pielorz sitzt in ihrem kleinen Büro, nur wenig Tageslicht fällt herein, die Geschäftsführerin der "Phönix Theaterwelt Wittenberg" knipst Neonlicht an. Es ist ihr erster Tag nach dem Urlaub und sie macht keinen Hehl daraus, dass sie die Auszeit bitter nötig hatte. "Der Akku war ganz schön weit runter", sagt die zierliche dunkelhaarige Frau, die im Hauptberuf bei der Stiftung Leucorea arbeitet. Das ist ihr Brot-Job, der andere hat die Dimension eines Hobbys längst gesprengt. Aber das war ja von Anfang an klar, wenn man sich so ein Theater aufhalst.
"Man muss Realist sein", sagt Diana Pielorz über diese zweite Tätigkeit, deren Lohn "Bestätigung" heißt und "Freude", wenn das Haus voll ist - und die auf der anderen Seite die "Enttäuschung" über leere Ränge kennt. Niemand ist der Publikumsgunst so stark ausgeliefert wie ein Theater, das auf eigene Rechnung arbeitet. Was bei der Gestaltung des Spielplanes eine Gratwanderung bedeutet in einer Kleinstadt, wo die Decke potenzieller Zuschauer per se dünn, die großen Bühnen anderer Städte nicht weit entfernt sind und sich die Aufgeschlossenheit der Mehrheit für Experimente in Grenzen hält - von sorgsam gehegten Animositäten gegenüber dem "Mitteldeutschen Landestheater" ganz zu schweigen.
Zudem sieht eine Spiel-Planung mit kleiner, ehrenamtlicher Mannschaft und ohne eigenes Ensemble "anders aus als in einem großen Haus, wo schon ein Jahr vorher alles feststeht", so Diana Pielorz. Aber natürlich sind auch im "Phönix" die Pflöcke für die ersten Monate der neuen - zweiten - Spielzeit 2005 / 6 eingeschlagen. Das Spiel beginnt am 11. September mit Puppentheater ("Olli, der kleine Angsthase"). Noch im September kehrt Saal-Füller Reinhard Lakomy ins "Phönix" zurück (24.). Für Oktober hat sich die Kabarettistin Gisela Oechelhaeuser angesagt (14.). Es wird Tanztheater geben - sogar modernes - und, so hofft Diana Pielorz, Puppentheater für Erwachsene. Zurückgefahren werde die Sparte Schauspiel, die in der ersten Spielzeit allgemein auf eher wenig Resonanz stieß. (Die Wahl der guten alten "Feuerzangenbowle" für diese Rubrik zeugt von einem gewissen Sicherheitsbewusstsein, das man den Verantwortlichen nach Lage der Dinge nicht vorwerfen kann.)
Das "absolute Highlight im Herbst" aber wird "Der Barbier von Sevilla" sein, aufgeführt vom "Nordharzer Städtebundtheater" (6. Oktober). Für diese "traditionelle(!)" Inszenierung sucht die "Phönix Theaterwelt" noch weitere Sponsoren neben der Sparkasse, die bereits Mittel zugesagt habe. Denn auf die Eintrittspreise umlegen, so Diana Pielorz, ließen sich die Kosten für eine so aufwendige Produktion nicht. 60 Leute auf der Bühne, dazu das Orchester: "Es wird turbulent zugehen" an diesem Tag im "Phönix", wo man sich ansonsten auf die Mühen der Ebene einstellt, nachdem die Neugierde des Neuanfangs gestillt ist.
Unterdessen gehen die Bauarbeiten im Haus auch und gerade in der Spielpause weiter. Fürs Bauen ist Hausherr Thomas Pielorz zuständig. Acht Ein-Euro-Kräfte werkeln zur Zeit an verschiedenen Ecken und Enden im Haus an dem, was Pielorz "werterhaltende Maßnahmen" nennt. Zudem wurde gerade der Bühnenboden abgeschliffen und auch der Dachschaden über dem Ballettsaal von einer Firma beseitigt. Die größte und wichtigste Baustelle sei zur Zeit aber der Parkplatz, der allerspätestens im Oktober fertig sein soll. Und dann erzählt Thomas Pielorz noch die Geschichte von den Schornsteinfegern, die dem "Phönix" tatsächlich Glück bringen: Am 15. September werden ebenso viele Bezirksschornsteinfegermeister in schwarzer Arbeitstracht und ein Schornsteinbauer in der Wichernstraße auftauchen und als Geschenk den dringend benötigten neuen Schornstein mitbringen.
Pielorz' Handy klingelt. Die Ein-Euro-Kraft im Theater-Büro meldet einen Wassereinbruch im Foyer. Das Problem ist nicht neu, sagt Thomas Pielorz gefasst, aber das heißt natürlich nicht, dass man es nicht irgendwann lösen müsste.
"Phönix" sucht "Sitzpaten", die einen Platz sponsern und dafür lobend erwähnt werden. Ein Jahr kostet 50 Euro. Mehr Infos: Tel. 03491 / 42 07 02