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Ausstellung in Wittenberg Von Florenz bis London – Wie ein Maler aus Sachsen-Anhalt Europa begeistert

Christian Tschierske malt farbenfrohe Fantasiewelten im expressionistischen Stil, die inzwischen in ganz Europa ausgestellt werden. Nun sind seine Werke in Wittenberg zu sehen. Was seine Kunst so besonders macht.

Von Lea Fischer 18.03.2025, 08:00
Christian Tschierske (r.) mit seinem Kunstagenten Giampaolo Trotta (l.) und einem Vertreter der Stadt in Fiesole in Florenz
Christian Tschierske (r.) mit seinem Kunstagenten Giampaolo Trotta (l.) und einem Vertreter der Stadt in Fiesole in Florenz Foto: Tschierske

Wittenberg/MZ - Mit drei Tuben Ölfarbe fängt vor sieben Jahren alles an: Die habe er sich damals aus Langeweile gekauft, erinnert sich Christian Tschierske: „Drei Tuben, ein Stück Papier, dann habe ich irgendetwas gemalt.“ Das Geld für die teure Farben zwackt er sich von seiner EU-Rente ab und erschafft damit bunte Fantasiewelten.

Ein kreativer Zufall mit Folgen: Ausstellungen in ganz Europa

Dass er überhaupt zur Kunst gefunden hat, bezeichnet der Maler heute als „einen dummen Zufall“. Und doch hat er damit Erfolg: Tschierskes Werke wurden bereits in Cannes, Paris, London, Mailand und Palermo ausgestellt.

In diesem Jahr ist seine Kunst nicht nur im Neuen Rathaus in Wittenberg zu sehen, sondern auch in Halle, Leipzig, Jena und Italien. Dabei war seine Leidenschaft ursprünglich eine ganz andere: Der gebürtige Bad Salzunger ist gelernter Koch.

Vom Kochen zur Malerei: Inspiration durch Patissier Urs Regli

Über die Begeisterung für Kulinarik kam Tschierske zur Malerei: Während seiner Ausbildung lernt er auf einer Messe den Patissier Urs Regli kennen, woraus sich eine langjährige Freundschaft entwickelt. In Reglis Kursen lernt Tschierske, aus einfachsten Materialien – Margarine, Schokolade und Gemüse – kunstvolle Schaustücke herzustellen.

Daraus, erklärt Tschierske, habe sich sein Malstil entwickelt – eine Mischung aus naiver, realistischer und abstrakter Kunst, reduziert auf einfachste Formen. So einfach, dass selbst kleine Kinder etwas damit anfangen könnten. „Es ist eine große Kunst, einen perfekten Schwan zu malen, aber eine ebenso große Kunst ist es, einen eigenen Schwan zu entwerfen“.

Erste Erfolge auf internationaler Bühne

Tschierskes expressionistisch anmutende Bilder in leuchtenden Farben kommen vor allem in Italien gut an. 2020 bewirbt sich Tschierske eher zufällig für eine Ausstellung in der Galleria Mentana in Florenz – und wird angenommen. Für ihn der Wendepunkt. „Vorher hat in meinem Leben nichts geklappt, und dann die erste Ausstellung in Florenz.“

Seither geht es für den 41-Jährigen bergauf. Das liegt nicht zuletzt an einer Zufallsbekanntschaft auf seiner ersten Ausstellung: Giampaolo Trotta, Kunstkritiker, Professor für Architektur und Kunst und seit ihrer Begegnung in Florenz Tschierskes Kunstagent.

Kunst als neue Perspektive

Sein Leben habe sich damit schlagartig geändert. Tschierske, der an Schizophrenie erkrankt ist, war in seinem Leben schon etlichen Anfeindungen ausgesetzt. In Italien findet er durch seine Kunst neue Freundschaften und Akzeptanz. Seine Krankheit ist für den Künstler Fluch und Segen zugleich: „Ohne ein gewisses Stigma wäre ich nie auf die Idee gekommen, zu malen.

Ich würde irgendwo als Koch arbeiten.“ Auch die Ideen für seine Fantasiewelten, meint Tschierske, hätte er sonst nie gehabt. Heute engagiert er sich für eine Entstigmatisierung der psychischen Erkrankung. Eine Online-Ausstellung seiner Werke ist auf der Website des Leipziger Vereins „Durchblick“ geplant, der sich für Psychiatriebetroffene einsetzt.

Auch wenn er beruflich einen anderen Weg eingeschlagen hat – das Kochen hat sich Tschierske als Hobby beibehalten. Kochen und Malerei habe schließlich einiges gemeinsam: „Auch in der Gastronomie kann man immer neue Sachen entwickeln.“