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Volksbank Wittenberg Volksbank Wittenberg: Onlinebanking und Niedrigzinspolitik gefährden Ortsmodell

Von Stefanie Hommers 13.08.2016, 14:00
Niedrige Zinsen spüren auch die Geldinstitute im Landkreis Wittenberg.
Niedrige Zinsen spüren auch die Geldinstitute im Landkreis Wittenberg. dpa

Wittenberg - „Leistungsstark, bodenständig, verlässlich“ und „eng mit den Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt verzahnt“, so charakterisierte Oberbürgermeister Torsten Zugehör die Wittenberger Volksbank. Dies sei heute keine Alltäglichkeit, betonte das Stadtoberhaupt im Rahmen eines Grußwortes auf der diesjährigen Generalversammlung.

Beschäftigungssicherung, Nachwuchsförderung, ein partnerschaftliches Verhältnis insbesondere zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Region und nicht zuletzt ein ausgeprägtes soziales Engagement zählte Zugehör zu den Pluspunkten des Kreditinstituts. Und das Geheimnis des Erfolgs sei Partizipation, meinte er.

Aktuell hat die Wittenberger Genossenschaftsbank rund 3400 Mitglieder, die allesamt auch Bankteilhaber sind; knapp zehn Prozent nahmen am Donnerstagabend im Stadthaus an der Generalversammlung teil und folgten aufmerksam den Ausführungen von Vorstand und Aufsichtsrat. Die geschäftliche Entwicklung der Bank vor Ort stand dabei im Fokus, die Auswirkungen internationaler Turbulenzen erforderten indes genauso den globalen Blickwinkel.

Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise von 2008 sei eine Vielzahl von neuen Regularien entwickelt worden, so Bankvorstand Thoralf Flaake. Sie bedeuteten einen hohen zeitlichen sowie personellen Aufwand und belasteten kleine Banken in besonderem Maße. Auch die Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank (EZB) bereite Anlass zur Sorge. Flaake forderte, die Wirtschaftspolitik müsse kleine Kreditinstitute stärker entlasten, denn „sie haben die Wirtschaftskrise nicht verursacht“.

Eine eher konservative, auf Sicherheit hin orientierte Anlagepolitik, die flächendeckende Präsenz und damit einhergehend genaue Kenntnisse um die Gegebenheiten sowie Partner vor Ort sind nicht erst seit der Finanzkrise Punkte, die Volksbankmitglieder an ihrem Kreditinstitut mit 45 Angestellten und neun Auszubildenden schätzen. Mit den Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres untermauerte Vorstand Gerlinde Gonszczyk die solide Entwicklung der Volksbank. Dank eines Bilanzgewinns von 287 Millionen Euro können sich die Anteilseigner auch in diesem Jahr über die Auszahlung einer Dividende in Höhe von fünf Prozent freuen.

Der Vorstand zeigte sich mit der Entwicklung des Geschäftsjahres insgesamt zufrieden. Doch trotz des ausdrücklichen Bekenntnisses zur Präsenz in der Fläche, hat die Volksbank Wittenberg aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Filialen, wie zuletzt in Reinsdorf, geschlossen. „Das fällt uns nicht leicht“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Gramzow.

Die Gründe lägen im Wesentlichen in der demografischen Entwicklung sowie der zunehmenden Nutzung von Online-Banking, und es sei nicht zuletzt der anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB geschuldet, die das klassische Ortsmodell gefährde. „Diesem Trend kann sich keine Bank verschließen“, so Gramzow.

Der 70-Jährige mit langjähriger Erfahrung im Aufsichtsrat wurde auf der Generalversammlung, ebenso wie sein Kollege Werner Wildgrube, nach turnusmäßigem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat von den Mitgliedern der Generalversammlung für die kommenden drei Jahre wiedergewählt. (mz)