Verkehr in Reinsdorf Verkehr in Reinsdorf: Neue Straße soll nun doch kommen

Wittenberg - Kommando zurück: Die Straße in Reinsdorf, eine nicht ganz billige neue Verbindung zwischen Strandbadstraße und Belziger Straße soll doch gebaut werden. Das hat der Stadtrat am Mittwochabend mit komfortabler Mehrheit entschieden, bei 23 gegen neun Stimmen.
Das überrascht insofern, als sich der Bauausschuss erst jüngst für das von der Verwaltung favorisierte Kippen des jahrelangen Bauvorhabens entschieden hat. Bereits 2006 beschloss der Stadtrat, dass die neue Straße eine Notwendigkeit sei. Wegen der engen Kreuzung, wegen der Schulwegsicherheit, wegen der Wirtschaft. Mehr als zehn Jahre sind seither ins Land gegangen, passiert ist wenig. Weil sich die Situation nun aber geändert habe, plädiert die Verwaltung für das Aufheben des Votums von 2006 und für die Realisierung einer abgespeckten, kostengünstigen Variante.
Es fehle an Gründen für den Bau einer teuren Verbindungsstraße, sagte Fachbereichsleiter Jörg Jordan vor dem Stadtrat. Die enge Kreuzung sei „unauffällig in Sachen Unfällen“, der Knoten nicht überlastet. Argumentiert wird zudem mit der Nordumfahrung, die bekanntlich inzwischen den Status „vordringlicher Bedarf“ genießt. Prognosen legten nahe, dass sich die „Verkehrsströme in diesem Bereich“ nicht erhöhen werden.
Diskutiert worden sind im Vorfeld mehrere Möglichkeiten einer kleinen Lösung, um das Problem der Kreuzung zu entschärfen. Favorisiert wird eine Verbreiterung des sehr schmalen Gehwegs auf zwei Meter, kombiniert mit einer Ampel im 24 Stunden-Betrieb. Kostenpunkt 1,4 Millionen Euro. Die Verbindungsstraße wird um einiges teurer, zurzeit werden die Kosten auf 1,9 Millionen geschätzt (es waren mal 600 000 Euro), in Kombination mit dem Ausbau der Strandbadstraße wären es 2,5 Millionen.
Vehement für eine neue Straße hat sich Reinhard Rauschning, Ortsbürgermeister von Reinsdorf und Stadtrat der SPD, ausgesprochen. Grundprobleme seien die Schulwegsicherung und die Entschärfung der engen Kreuzung. Die favorisierte Einengung, die mit der Verbreiterung des Fußweges einhergehen würde, nennt er eine „Verschlimmbesserung“.
Eine Engstelle werde weiter verengt. Rauschning erhielt viel Unterstützung. Etwa von den Christdemokraten. Die Vorzugsvariante der Verwaltung sei die denkbar schlechteste, sagte Michael Strache. Der Knoten dort müsse entzerrt und nicht weiter verengt werden. Er fordert überdies: „Wir müssen Akzente setzen in
der Verkehrsplanung.“ Mehrere Stadträte wiesen darauf hin, dass die Straße längst hätte gebaut sein können, dann wären die steigenden Kosten kein Thema.
Für den Plan, den Beschluss von 2006 zu kippen, setzte sich indes Stefan Kretschmar, Fraktionschef der Freien Wähler ein. In zehn Jahren, argumentiert er, habe sich eine Menge verändert. Der Schulweg sei nach Investitionen inzwischen deutlich sicherer, die Kreuzung beileibe kein Unfallschwerpunkt. Er fürchtet vielmehr, dass mit einer neuen Straße mehr Verkehr nach Reinsdorf kommt und fragt, warum nicht die Variante weiter verfolgt worden ist, die den Ausbau einer ordentlichen Kreuzung gestattet hätte.
Nämlich den Kauf des Eckgrundstückes. Dass die Eigentümer bereit seien, ihr Grundstück zur Verfügung zu stellen - gegen gleichwertigen Ersatz - hatte zuvor Jörg Jordan bestätigt. Die Sache sei nicht forciert worden, um keine Hoffnungen zu wecken, die dann nicht erfüllt werden. Geschätzte Kosten für Grundstückskauf und Ausbau der Kreuzung: rund 1,7 Millionen Euro. (mz)