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Verbraucherzentrale Verbraucherzentrale: Warnung vor Pillenabos per Telefonakquise

Von ilka Hillger 12.02.2013, 18:13

wittenberg/MZ. - In San Bartolome lässt es sich vermutlich nicht nur gut unter der Sonne sitzen, sondern auch über Betrügereien nachdenken. Die Firma Mare Salisan hat sich die sonnige Geschäftsadresse auf Gran Canaria gewählt und von dort verschickt sie Zahlungsaufforderungen an Kunden.

Gratisprobe lockt

Bevor diese im Briefkasten landen, steht jedoch ein Telefonat. Freundliche Menschen bieten eine Gratisprobe für Vital-Perlen an, deren Zusendung die meisten Verbraucher ahnungslos zustimmen. Mit der Probepackung im Päckchen kommt jedoch - zumindest aus Sicht von Mare Salisan - ein Pillen-Abo zustande, das ein Jahr läuft und dann fast 300 Euro kostet. Weil sich vermehrt derart unfreiwillige Pillen-Abonnenten in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen einfinden, warnen diese nun vor den angeblichen Wundermitteln, die per Telefonaquise an den Kunden gebracht werden.

"Auch bei uns gab es diese Fälle schon und wir konnten den Verbrauchern helfen", berichtet Liane Lominski. Erst kürzlich hat die Verbraucherberaterin aus Wittenberg im Namen einer Ratsuchenden einen Brief an Mare Salisan auf den Kanaren abgeschickt. Darin klingt alles sehr amtlich. "Das wirkt", weiß Lominski. "Wenn wir uns einschalten, gibt die andere Seite in der Regel Ruhe."

Dass Leute - meist sind es Ältere - auf diese oder ähnliche Anrufbetrügereien anspringen, kann Liane Lominski zum Teil verstehen. "Rentner sind zu Hause, haben Zeit, freuen sich über einen Anruf", sagt sie. Doch da geht es schon los, denn Telefonwerbung gegenüber Verbrauchern ohne deren vorheriger ausdrücklicher Einwilligung ist verboten. Hat man den Anruf entgegen genommen, fällt es oft schwer, sich den fachlich offensichtlich kompetenten Anrufern zu entziehen. "Zuweilen wird sogar das Abo erwähnt, allerdings so schnell, dass man es überhören kann", sagt Liane Lominski. Die Verbraucherberaterin kann jedoch auch dann noch helfend eingreifen, wenn sich die Firma auf die Erwähung beruft. "Ein Widerspruch ist immer möglich."

Wirkung nicht bestätigt

Generell rät die Verbraucherzentrale davon ab, Nahrungsergänzungsmittel, wie sie Mare Salisan und andere Firmen (Medivatis, Vitaciti, Medi-Pharm oder Helvetia vital) per Telefon abzusetzen versuchen, einzunehmen. "Die Wirkung ist umstritten", gibt Lominski die Erkenntnisse von Ernährungsberatern wieder. Derartige Produkte würden sich weitestgehend amtlicher Überwachung entziehen und die Wirkversprechen seien unseriös. "Lieber sollte man seinen Arzt fragen oder die Angebote aus Apotheken und Drogeriemärkten nutzen", findet Liane Lominski.

Den Ratsuchenden, die zu den Sprechzeiten in die Wittenberger Pfaffengasse 18 kommen, gibt sie gerne eine neue Broschüre mit. "Abgezockt und geschockt" heißt das Heft, das die Verbraucher vor Schockrechnungen schützen soll und vor Internetabzocke ebenso warnt wie vor Betrügereien am Telefon, per Mail oder beim Kauf von Apps. "Das sind die Bereiche, in denen wir die meisten Beratungsfälle haben", sagt Lominski. Auch für dieses Jahr prognostiziert sie eine steigende Tendenz. "Die Betrüger lassen sich immer wieder was Neues einfallen."

Die Wittenberger Verbraucherzentrale in der Pfaffengasse 18 ist dienstags von 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.