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Treckertreffen in Braunsdorf Treckertreffen in Braunsdorf: Tuckern und schnaufen

Von Karina Blüthgen 26.06.2017, 09:15
Neben großen, fanden auch die kleinen Traktoren mit den kleinen Fahrern den Weg nach Braunsdorf zum Treckertreffen.
Neben großen, fanden auch die kleinen Traktoren mit den kleinen Fahrern den Weg nach Braunsdorf zum Treckertreffen. Thomas Klitzsch

Braunsdorf - Kaum hat Manfred Brixel den Gasbrenner unter den Lanz Bulldog gestellt, ist das Gefährt dicht umlagert. Einen Traktor mit Glühkopfmotor bei einem Treckertreffen zu sehen, ist immer etwas besonderes. Als der Labetzer dann den Motor anwirft, haben die Enthusiasten längst das Handy parat und filmen, was das Zeug hält.

54 Fahrzeuge, davon 47 Traktoren und Schlepper, sind am Sonntag in Braunsdorf. Die T-Shirts künden, woher sie kommen: Möllensdorf, Marzahna, Teuchel, Nudersdorf und Braunsdorf. „Wir haben jemanden gefunden, der uns T-Shirts macht“, freut sich Norbert Mehre über die knallroten Teile. Dabei haben die Braunsdorfer nicht etwa ihre Namen auf die Ärmel drucken lassen, sondern den Traktorentyp.

„Deutz luftgekühlt“ heißt es entsprechend bei Mehre. Sein Traktor ist Baujahr 1964, er selbst ist Baujahr 1980. „Auch schon ein Oldtimer“, meint er lachend. Ein bisschen Wald und Wiese habe er zu beackern und dann ab und zu für andere mal was zu fahren. Schneepflüge hat er selbst gebaut und Gabelstaplermasten. Ansonsten gebe es Ersatzteile im Internet oder bei größeren Treffen als Markt, weiß er.

Sie haben zu viel mit dem Reformationsjubiläum zu tun, begründet vor allem die freiwillige Feuerwehr ihre diesjährige Absage, das Dorffest in Braunsdorf gemeinsam mit dem Förderverein Flämingkirche zu organisieren. Aber das Traktorentreffen am Sonntag, das sich seit Jahren steigender Beliebtheit erfreut, wollten sie nicht ausfallen lassen. Allerdings dürfen es nicht viel mehr Teilnehmer werden. Die Wiese am Dorfgemeinschaftshaus gibt nicht viel mehr Platz dafür her.

Gern zu Gast sind die Treckerfreunde aus Groß Marzehns im Brandenburgischen. Sie werden am 5. August ihr Traktorentreffen im Rahmen des Dorffestes veranstalten. Eingeladen sind diesmal vor allem Trecker der Marke „Aktivist“, die in den 50er Jahren gebaut wurden. Fünf davon gibt es allein im Dorf noch. 

Allein der Klang der Motoren lässt manchen Besucher an diesem Vormittag verzückt aufhorchen, als die Kolonne auf ihrer Ausfahrt eine Tour durch den Ort macht. Einige Traktoren schnurren leise und gleichmäßig vor sich hin, andere wie der Lanz Bulldog schnaufen fast wie eine Dampflok. Niemand stört sich am Dieselduft, und den einen oder anderen Fleck auf Hemd oder Bluse muss man hier billigend in Kauf nehmen.

„Es ist doch schön, einfach nur zu fahren und sich die Landschaft anzusehen. Man sieht mehr als im Auto“, findet Brixel.

Was der Nudersdorfer Michael Hoffmann bestätigt. „Alle Jahre wieder“ komme er mit seinem Deutz nach Braunsdorf. „Wir kriegen so was ja nicht auf die Beine.“ Gern nimmt er alles an Treffen mit, was in der Nähe liegt: Marzahna und Groß Marzehns etwa. „Das ist wie eine Familie.“

Ganz entspannt sitzen Willi und Margot Hennig auf ihrem Miag, Baujahr 1941. Die beiden Dobiener sind 81 Jahre alt, ihr Traktor muss nicht mehr in der Landwirtschaft den Dienst verrichten, wird nur noch zu Ausfahrten genutzt. „So viel waren noch nie hier“, meint Margot Hennig beim Blick über die Festwiese. „Wir sind jedes Jahr hier.“

Ganz original sei der Traktor nicht mehr verrät Ehemann Willi. „Er ist ein bisschen umgebaut, das war früher ein Holzvergaser.“

Auch wenn dieses Jahr kein Dorffest mit Programm stattfindet, das große Zelt haben die Braunsdorfer sicherheitshalber aufgebaut. Zum Glück, denn während das Publikum auf die Rückkehr der Traktoren wartet und sich nebenbei an Bratwurst oder Gulasch auf Nudeln stärkt, fängt es an zu regnen.

Da müssen die Kinder eine halbe Stunde auf ihre Hüpfburg verzichten. Aber die Resonanz auf den Sonntag ist für Martina Schering, Vorsitzende des Fördervereins Flämingkirche, zufriedenstellend. „Das entschädigt für den Rest“, sagt sie.

„Es ist beeindruckend, was manche Leute aufwenden, um alles in Gang zu halten“, staunt Ronald Balkowskie. Der Braunsdorfer ist gekommen, um sich die Traktoren anzusehen. „Wenn schon mal was gemacht wird, sollte man auch hingehen. Ich habe keinen Traktor, bin heute nur Betrachter. Aber man ist ja damit groß geworden.“

Entsprechend ist er jedes Jahr auf dem Festplatz. Und für den, der genau hinsieht, ist auch ein kleiner Gag dabei. Einer der Fahrer hat einen Strafzettel hinter den Scheibenwischer geklemmt. (mz)