Trauergottesdienst Trauergottesdienst: In Wittenberg wurde Propst Siegfried Kasparick gedacht

Wittenberg - Das letzte Mal, dass der Wittenberger Propst und Beauftragte der Landesbischöfin für Ökumene und das Reformationsjubiläum, Siegfried Traugott Kasparick, in größerem Rahmen öffentlich auftrat, war im März dieses Jahres.
Mit weiteren Verantwortlichen stellte er im evangelischen Krankenhaus Paul Gerhardt Stift vor Medienvertretern das Projekt „Ein Hospiz für Wittenberg“ vor. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits von schwerer Krankheit gezeichnet - und hatte doch die Schirmherrschaft für die Initiative übernommen. Gewiss in der Hoffnung, dem Glauben, der Annahme, dass er die Fertigstellung der Einrichtung, die er für wichtig erachtete, bestimmt erlebt.
Es kam anders: Nur wenige Tage nach seinem 61. Geburtstag ist Kasparick am 31. Mai gestorben. Am Donnerstag haben Hunderte Menschen in einem ebenso bewegenden wie würdevollen Trauergottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche Abschied von ihm genommen. In ihrer Predigt würdigte die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, unter anderem seine berufliche Lebensleistung: „Wir haben ihm viel zu verdanken“, betonte sie, „die ganze Kirche auf dem Weg der Fusion und danach“, viele Gemeinden und einzelne Menschen.
„Mit seiner Besonnenheit hat er so oft auf den Boden des Menschlichen zurück geholt - die Streithälse wie die sich Überfordernden“, so Junkermann. Er habe Frieden gestiftet und konnte doch auch „zornig werden“, besonders „wenn er eine Selbstinszenierung der Kirche befürchtete, dass sie sich selbst zur Mitte macht“.
Junkermann spürte der Biografie Kasparicks nach, der am 18. Mai 1955 im brandenburgischen Herzberg geboren wurde, in Schönewalde und Stendal aufwuchs und offenbar schon sehr früh - lange vor seinem Theologiestudium - Trost in Psalmen fand. So habe er als Vierjähriger miterleben müssen, wie am Schönewalder Pfarrhaus „ein Lautsprecherwagen der Polizei vorfuhr und den Vater als Staatsfeind beschimpfte“. „Der Herr ist meine Schutzburg“, dieses Wort habe ihm damals Halt gegeben - „und es hat ihn in seinen vielen Lebensjahren getragen“. Auch die letzten Wochen und Tage „im Auf und Ab zwischen Hoffnung auf Heilung und Annehmen der schweren Erkrankung“.
Erinnert wurde, wenn auch nur kurz in einem Satz, an Kasparicks Wirken im „Petersburger Dialog“. Zudem war er Mitglied der EKD-Dialogkommission mit der Russischen Orthodoxen Kirche.
Zu alledem passt, was Hans Mikosch in einem Nachruf in der Mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“ schreibt: Er, Kasparick, „war ein Diplomat, der zu moderieren verstand“ und ein „überaus geschätzter, kirchlicher ,Außenminister’“. Diese Gabe hat Kasparick in der Tat an vielen Stellen eingebracht, er hat Kontakte nicht nur gen Osten sondern ebenso nach Skandinavien oder Amerika geknüpft und gepflegt. Von „unserem Internationalen“ sprach insoweit am Donnerstag gegenüber der MZ der Wittenberger Europaabgeordnete Arne Lietz (SPD), der betonte: „Wittenberg verliert auch einen Weltbürger.“
Unter den Trauergästen war auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er habe Kasparick „als einen Menschen geschätzt, der seinen Glauben beispielgebend lebte, sich um das Wohl der Kirche sorgte und den ökumenischen Zusammenhalt im Blick hatte“.
Die Angehörigen im Blick hatte nach dem Gottesdienst Siegfried Kasparicks Witwe Hanna Kasparick. Schmal, im schwarzen Kleid stand sie kurz nach 15 Uhr vor der Schlosskirche vor einem Bus, der Familie und Freunde zum Friedhof bringen sollte - denn im engsten Kreis sollte die Beerdigung sein. (mz)