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Trabant - Fahrertreffen Trabant - Fahrertreffen: Das Zwickauer Erbe wiegt richtig schwer

Von ULF ROSTALSKY 28.06.2009, 17:53

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Die Stadt aus Eisen bewegte sich am Wochenende im Zweitakt-Rhythmus. Die "Legende auf Rädern" war angerollt in Ferropolis. Gut 300 Trabant nebst ihren Besitzern konnte Bernd Krafczik beim 16. Internationalen Trabant-Fahrer-Treffen vor den Toren Gräfenhainichens begrüßen, das erstmals auf der Halbinsel im Gremminer See gastierte. "Wir sind etwas unter unseren Erwartungen geblieben", erklärte Krafczik unumwunden. Gehofft hatte er auf weit über 1 000 Fahrzeuge. Nun stehen 300 Autos, 550 Camper, 140 Teilnehmer mit Tageskarte und noch einmal fast 2 000 Tagesgäste unter den Baggern in den Büchern. Dennoch sei es möglich, dass das Trabi-Treffen 2010 eine Neuauflage in Ferropolis erleben könnte. Zumal die Bedingungen in der Stadt aus Eisen geradezu ideal gewesen wären. Natürlich sei alles mit heißer Nadel gestrickt worden. "Wir haben sicher auch Reserven", so der Unternehmer.

Doch nach der kurzfristigen Absage des Zwickauer Treffens habe man versucht, das Beste aus der Situation zu machen, sagte Krafczik. "Ich bin stolz darauf." Und dies insbesondere deshalb, weil Bekannte ihn für verrückt erklärt hätten, eine solche Party auf die Schnelle auf den Weg zu bringen. Spaß hatten Trabi-Fahrer, Besucher und Zaungäste in Ferropolis auf jeden Fall. Die Luft war angefüllt mit dem typischen Zweitakt-Klang. Der Geruch des Öl-Benzin-Gemisches tat sein Übriges. Der Trabi ist Kult, die Legende auf Rädern lebt. Immer wieder waren solche Sprüche zu hören. Doch Trabant-Fahrer sind durchaus mehr, etwa "Zweitakthelden", wie eine ganze Gruppe Dresdener auf ihre Mobile geschrieben hatte. Nichts war es dort mit ganz gewöhnlichen Rennpappen. Drei Achsen, zehn Räder: Ja, auch das ist ein Trabant. Wie der Buggy, der zur Knutschkuller wurde, und mit dem Dietmar Handt einen der begehrten Preise der fachkundigen Jury einheimsen konnte.

Die IFA-Freunde Piesteritz hatten genau zu schauen, konnten fachsimpeln und entscheiden. Denn ein Trabant ist längst nicht mehr nur ein Familienauto. Es gibt ihn in allen möglichen Varianten. Getunt in schrillen Farben oder fast schon wie das Original. Christian Müller hatte einen grünen P 600 mitgebracht. Der ist der Stolz des Tornauers. Sechs Jahre hat er am Auto gearbeitet. Im Kofferraum zeigt die Dokumentation penibel genau, wie aus einem arg mitgenommenen Gefährt ein Vorzeigestück wurde.

Trabant-Fahrer sind landläufig die Härtesten. Sie verstehen sich auf ihr Auto, schmücken es auch. Mit Blumenkästen auf dem Dachgepäckträger ging es daher. Oder ganz oben ohne. In Sondershausen ist Johanna Pfefferkorn zu Hause. Zum 18. Geburtstag bekam sie vom Vater einen Trabant 1.1 geschenkt. Der VW-Motor verleiht dem Eigenbau-Cabrio Kraft, von der Kai Fries mit seinem Moos-Trabbi nur träumen kann. Der Jenaer hatte einen 500er in Ferropolis am Start. Ohne Chrom und blitzendem Lack kam der daher. Die Jahre im Regen hatten ihn stumpf gemacht. Ein Hingucker war er trotzdem. Eben anders als die anderen.

Anders war auch Drehorgel-Rolf, der in der Stadt aus Eisen mit Überschlagsimulator, Trabi und der mit 20 Metern längsten Krawatte der Welt angerückt war. "Es haben sich so viele eingebracht", freute sich Bernd Krafzik über den großen Zuspruch. Und er war längst wieder in heller Aufregung. Es hieß nämlich, Aufstellung zu nehmen zum gemeinsamen Autocorso. Mit der Kraft der zwei Kerzen ging es im Dunst der Qualmwolken zum Finale Richtung Autobahn.