Tourismus Tourismus Wittenberg: Für das neue Hotelschiff in Wittenberg gibt es Buchungen

Wittenberg - „Wir haben Buchungen aus aller Welt: aus Singapur zum Beispiel, aus Texas oder Schweden.“ Das Hotelschiff, das bald „Junker Jörg“ heißen soll, liegt noch gar nicht in Wittenberg, nicht wenige Suiten und Zimmer sind aber längst reserviert. Sagt Jan Harnisch, einer der beiden Geschäftsführer der „Luther Travel Cruises GmbH“.
Das Projekt Hotelschiff, der Kauf des großen Flusskreuzfahrtschiffes „Theodor Fontane“ ist eine Nummer größer als die bisherigen Unternehmungen des Wittenbergers. Der schickt seit einigen Jahren das Motorschiff „Lutherstadt Wittenberg“ auf die Reise - und gemeinsam mit Geschäftspartner Mike Pickran auch die Altstadtbahn.
Beide sind nach Harnischs Worten im Ausnahmejahr 2017 außerordentlich gut gebucht. „Bei der Altstadtbahn sind für manche Tage bereits sämtliche sieben Touren vergeben.“ Er verweist auf weit mehr als 200 Busse, deren Passagiere sich in der Tschu-Tschu-Bahn durch die Stadt rollen lassen.
Und auch die kleine Schwester von „Junker Jörg“ ist begehrt: Von „Panorama-Fahrten ohne Ende“ spricht der Unternehmer, der einige schwere Jahre und gescheiterte Pläne überstehen musste. Jetzt sagt er: „Es ist phantastisch. Jeden Tag kommen weitere Buchungen dazu. Die Wittenberger wissen noch gar nicht, was da auf sie zukommt.“
Aber zurück zum Hotelschiff: Zwar wurden die Verträge bereits im September unterzeichnet, das Prozedere der Übergabe aber ist noch nicht abgeschlossen. Bis November fuhr das 94 Meter lange Schiff mit 48 Doppelkabinen und acht Suiten noch für die Viking-Reederei, danach ging es ins Winterquartier nach Tangermünde.
Jetzt beginnen die Details der Übergabe, in dieser Woche haben Harnisch und sein Team das Inventar übernommen - angefangen von der Bettwäsche bis hin zu den Rettungswesten: „Wir haben einen ganzen Tag lang nur gezählt.“ Am Dienstag soll die Reise nach Hamburg gehen in die Werft, ins Trockendock: um den Zustand genau zu überprüfen und einen Unterwasseranstrich vorzunehmen. Für den 16. Februar ist die technische Abnahme vorgesehen, es geht um die Maschine natürlich, aber auch um jedes Küchengerät.
Dass das Flusskreuzfahrtschiff in guter Verfassung ist, davon ist Kapitän Harnisch freilich überzeugt. „Ich bin schon mal drei Tage mitgefahren und überall drin gewesen. Man merkt, da steht eine große Reederei dahinter. Alles läuft professionell und das Schiff befindet sich in einem Top-Zustand.“
Muss es auch, wenn die Pläne der „Luther Travel Cruises GmbH“ aufgehen sollen. Am 17. oder 18. Februar wird „Junker Jörg“ in Richtung Wittenberg schippern. Dort erfolgt schlussendlich die Übergabe des Schiffes. In Dienst genommen wird es bereits im März: mit der Taufe am Abend des 10. und mit zwei Tagen der offenen Tür am 11. und 12. März. Danach steht das Schiff für den Rest des Jahres den Hotelgästen zur Verfügung - und das Restaurant allen, die das möchten.
Dass letzteres bei der Kalkulation eine wichtige Rolle spielt, verschweigt Harnisch nicht. „Wir haben gerade einen Küchenchef eingestellt, der schon in Zermatt in der Schweiz gearbeitet hat. Er schickt jeden Tag Menü-Vorschläge.“ Harnisch hofft auf exzellente Küche. Ansonsten ist die Belegschaft noch nicht ganz komplett. Ohne nautisches Personal werden im Hotelschiff 20 Leute beschäftigt: in der Küche etwa, beim Housekeeping, einen Hotelmanager gibt es ebenfalls. Gesucht wird noch nach einem Barkeeper und nach Servicekräften.
Ab nächstem Jahr soll das Schiff nur noch in den Sommermonaten als Hotel dienen und sonst (vom Winter mal abgesehen) wieder seine Rolle als Flusskreuzfahrtschiff spielen. Die Vorbereitungen dafür laufen längst: „Wir sind an der Ausarbeitung der Fahrpläne und am Einholen der Anlege-Genehmigungen.“
Harnisch will das Schiff auf der Elbe Richtung Hamburg und Richtung Prag fahren lassen. Dass der Bedarf besteht, glaubt er fest: „Flusskreuzfahrten boomen und auf der Elbe sind nicht so viele Schiffe unterwegs. Wir hoffen auf 230 Fahrtage pro Jahr.“ Der Suche nach den Gästen für die Touren widmen sich die Wittenberger aber nicht mehr selbst - anders als bei den gelegentlichen Kreuzfahrten der kleinen „Lutherstadt Wittenberg“.
„Wir haben eine Agentur, die für uns nach Reiseveranstaltern Ausschau hält. Wir stellen lediglich das Schiff zur Verfügung, mit allen Leistungen, mit Mannschaft und Vollpension.“
Dass Harnisch ab und an selber ans Steuer möchte, ist für ihn keine Frage: „Laut Patent darf ich bis zu 1 600 Personen transportieren.“ Er ist das Kreuzfahrtsschiff auch schon gefahren: „Oh, ist das groß, dachte ich zuerst. Aber von Besuch zu Besuch wird es kleiner.“ (mz)