Tourismus Tourismus : Eine Tschu-Tschu weniger

Wittenberg - Dass 2018 ein enttäuschendes Jahr war, Thoralf Klagge redet nicht drum herum. Die Zahl der Gäste sei weit unter den Erwartungen geblieben, erklärt der Prokurist der Wittenberger Altstadtbahn, die hier im vergangenen Jahr noch mit zwei so genannten Tschu-Tschu-Bahnen unterwegs war und bis zu zehn Touren täglich im Angebot hatte: „Wir mussten deutlich weniger Umsatz im Vergleich zu 2017 verzeichnen.“ Er habe sich mehr als halbiert. 2017 sei ein Ausnahmejahr gewesen, sicher. „Aber einen solchen Einbruch haben wir nicht erwartet.“
Für das Unternehmen Altstadtbahn, das im vergangenen Jahr einen Besitzerwechsel erlebte - Mike Pickran aus Malchow ist jetzt alleiniger Inhaber - hat das Folgen. Zwar bleiben die längst nicht nur bei Touristen beliebten Touren der Stadt erhalten, weil die Hoffnung groß ist, dass wieder bessere Zeiten kommen, Einschnitte aber wird es geben. Klagge sagt es so: „Das Jahr 2018 hat weh getan. Aber das Gesamtkonzept ist gesund.“ Eigentümer Pickran, der überdies eine Reederei mit zwei Fahrgastschiffen in Malchow betreibt samt einer Tschu-Tschu-Bahn in Waren an der Müritz, könne eine schlechte Saison verkraften.
Allerdings: Die zwei Bahnen in Wittenberg gehören - zumindest vorerst - der Vergangenheit an. Eine wird, wie das schon einmal der Fall war, in Halle unterwegs sein und dort Stadtrundfahrten anbieten. Der Vertrag mit dem Stadtmarketing sei unterschrieben, die Flyer, die auf das neue Angebot hinweisen, gedruckt. Zurzeit warten beide Altstadtbahnen noch in Wittenberg auf ihren Einsatz - eine der beiden aber wird im April in die Saalestadt verlegt. Klagge: „Die genaue Route steht noch nicht fest.“ Es werde aber, wie in Wittenberg, feste Tage und Zeiten geben.
Der erste Vorstoß Richtung Halle war an einem Unfall mit einer Straßenbahn gescheitert: „Die Tschu-Tschu-Bahn wurde dabei so stark beschädigt, dass eine Reparatur nicht möglich war.“ Damals habe sich aber gezeigt, dass die Nachfrage stimme, so Thoralf Klagge: „Wir hatten gute Umsatzzahlen.“
In Wittenberg werden die Touren hingegen reduziert. Von künftig sechs Fahrten pro Tag spricht der Prokurist, der sich auch um die Organisation kümmert. Die Route soll ebenfalls leicht geändert werden. Bereits ab März wird die Tschu-Tschu-Bahn - „Die Keks-Bahn mit der Wikana-Werbung bleibt hier“ - wieder zum Stadtbild gehören. Die richtige Saison beginnt Anfang April, dann stehen an sieben Tagen die Woche Rundfahrten auf dem Programm.
Nicht mehr angelaufen wird der Bahnhof: „Der Zuspruch fehlt“, erklärt Klagge. Beibehalten werden aber die beiden festen Haltestellen an der Tourist-Information und am Lutherhaus. Neu ist zudem, dass dem Arsenalplatz-Areal mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Klagge: „Wir wollen weg von Luther und zeigen, es gibt mehr: das Zeughaus zum Beispiel, Klosterkirche, Arsenal.“ Der Weg der etwa einstündigen Standardroute führt unter anderem über Markt und Jüdenstraße, Schwanenteich und Lutherstraße bis hin zur Schillerstraße mit dem Hundertwasser-Gymnasium.
Über Asisi-Panorama und Lutherhaus geht es wieder zurück zur Tourist-Information am Schloss. Neben der festen Tour ist die Altstadtbahn eingebunden in verschiedene touristische Pakete. Da sind zum Beispiel Sonderfahrten mit Stadtführer zum Thema Industriekultur (mit Werkssiedlung, SKW Piesteritz und Kaffeetrinken bei Wikana) und zum Thema Hundertwasser-Haus oder aber Tagesprogramme, die über Wittenberg hinausgehen - nach Dessau zum Bauhaus, in den Wörlitzer Park oder zur Goitzsche. Thoralf Klagge jedenfalls ist sich sicher: „Um erfolgreich zu sein, müssen wir uns auch ein Stück neu erfinden.“
››Weitere Informationen unter: www.altstadtbahn.deoder unter der Telefonnummer 03491/4591196 (mz)