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Ausgebüxt Tierpark Wittenberg: Zwei Nasenbären aus dem Gehege ausgebrochen

Von Marcel Duclaud 16.05.2016, 13:52
Ein Nasenbär ruht sich nach anstrengender Flucht aus und wartet auf seinen Bruder Manni.
Ein Nasenbär ruht sich nach anstrengender Flucht aus und wartet auf seinen Bruder Manni. Klitzsch

Wittenberg - Die Nasenbären halten die Stadt und ihren kleinen Zoo weiter in Atem. Von „Rabauken“ spricht Tierparkchef Mario Lindemann angesichts der Ausbruchsfreude der beiden jungen, gut ein Jahr alten (bärischen) Neuzugänge aus Hamburg.

Am Pfingstwochenende ist die Situation noch ein bisschen komplizierter geworden. Verschwunden war (und ist) nämlich nicht nur Nasenbär Manni, sein Bruder hat sich ebenfalls aus dem Staub gemacht und die Sicherheitsvorkehrungen im Gehege, die nach Mannis Flucht in der vergangenen Woche verstärkt worden sind, offensichtlich ignoriert.

Ernst machen mit den Nasenbären

Am Sonntag jedenfalls rückt auch das zweite der Tiere, die gerade erst aus dem renommierten Hagenbecker Zoo nach Wittenberg gekommen sind, aus - vielleicht, um seinem Bruder nicht nachzustehen oder sich auf die Suche nach ihm zu begeben.

„Er hat“, räumt ein sichtlich niedergeschlagener Mario Lindemann am Montag ein, „sämtliche Hindernisse beiseite geräumt.“ Zum einen gelingt es dem Nasenbär, eine Holztafel zu demontieren, die ihn daran hindern soll, aus dem Innen- in den Außenbereich des Geheges zu gelangen.

Nasenbären gibt es im kleinen Wittenberger Tierpark schon seit etlichen Jahren. Nachdem Rolf und Luna in hohem Alter gestorben sind, blieb Ronja allein zurück. Das sollte sich ändern, deshalb sind zwei junge männliche Tiere aus dem Zoo in Hagenbeck geholt worden und Anfang letzter Woche eingetroffen. Lindemann: „Ronja ist alt und ruhebedürftig. Wir wollten mehr Action in die Bude bringen.“ Im Übrigen war auch Ronja mal eine Ausreißerin. Sie nutzte die Chance einer kurzzeitig offenen Gehegetür und kletterte auf einen Baum, konnte aber schnell wieder eingefangen werden.

Zum anderen überwindet er dort auch noch den eigens (provisorisch) montierten Abweiser aus Holz an der Mauer des Außengeheges. „Wir müssen jetzt ernst machen mit den Jungs“, kündigt der Tierparkleiter an, das Außengehege in Kürze komplett einzuzäunen. „Entweder wir halten keine Nasenbären mehr hier oder wir sorgen dafür, dass sie wirklich nicht mehr rauskommen“, lautet seine Konsequenz.

Am Amtsgericht geschnappt

Beim Ausbruch Nummer zwei indessen hat der Tierpark Glück im Unglück. Der Nasenbär, Mannis Bruder, kann noch am selben Tag wieder eingefangen werden. Gesichtet worden ist das Tier am Nachmittag zunächst am Amtsgericht, später wetzt es in Richtung Lucas-Cranach-Straße: „Drei Polizisten und ich hinterher“, beschreibt Lindemann die Szene.

Der Nasenbär entwischt und klettert auf einen Baum. An einer Kastanie, wieder zurück am Amtsgericht, endet die Jagd am Abend schließlich. Tierarzt Wolfgang Paulenz gelingt es, das Tier mittels Blasrohr und Betäubungspfeil zu narkotisieren.

Es kann ins Gehege zurück gebracht werden, wo die etwa zwölfjährige Nasenbär-Dame Ronja, die sich an derlei aufregenden Ausbrüchen nicht beteiligt, bereits wartet.

Wenig Sorgen um Manni

Fehlt also noch Manni. Tierparkchef Lindemann ist optimistisch, dass das Nasenbär-Männchen bald ebenfalls wieder im Gehege sitzt. Bis dahin drohe wenig Ungemach: „Das Tier“, versichert er, „stellt keine Gefährdung dar.“ Und als Allesfresser könne es sich gut versorgen.

Lindemann dankt für die zahlreichen Hinweise aus der Bevölkerung, die regen Anteil nimmt am Verschwinden und Wiedereinfangen der Nasenbären. „Wir sind auf Hilfe der Öffentlichkeit angewiesen.“ Er dankt außerdem Tierarzt sowie Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr, die ebenfalls tatkräftig Unterstützung leisten.

Dass es sich bei Nasenbären um interessante, aktive Tiere handelt, sei bekannt, dass der Freiheitsdrang der beiden Neuankömmlinge aus Hamburg derart groß sei, hat Lindemann allerdings überrascht. „Normalerweise akzeptieren sie ein Gehege. Aber vielleicht waren wir hier auch verwöhnt.“ (mz)

Einer der beiden jungen Nasenbären ist wieder im Wittenberger Gehege, der andere fehlt noch.
Einer der beiden jungen Nasenbären ist wieder im Wittenberger Gehege, der andere fehlt noch.
Klitzsch