Ausbildung beendet Thema Pflege: Junge Leute aus El Salvador bestehen Examen in Wittenberg
Jugendliche aus El Salvador schließen nach drei Jahren ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft ab. In einem Gottesdienst erhalten sie ihre Examensurkunden. Wie es weiter geht.
Wittenberg/MZ. - In einem Gottesdienst haben 15 Jugendliche aus El Salvador zum Abschluss ihrer dreijährigen Pflegeausbildung an der Krankenpflegeschule am Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg ihre Examensurkunden erhalten. „Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern ist es uns nicht nur gelungen, die so dringend notwendigen Pflegefachkräfte auszubilden, sondern wir haben den Auszubildenden zugleich eine Zukunftschance eröffnet, die sie so in ihrer Heimat nicht haben, sagte Birgit Baier, Pflegedirektorin am Paul-Gerhardt-Stift, während des Gottesdienstes in der Katholischen Kirche in Wittenberg.
Dass ein Gottesdienst zum bestandenen Examen der Pflege-Auszubildenden gefeiert wird, ist in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Wittenberger Krankenpflegeschule nichts Besonderes. Die Veranstaltung diesmal war es laut Paul-Gerhardt-Stift schon: Erstmals haben junge Menschen aus El Salvador die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann an der Bildungseinrichtung in Wittenberg absolviert. Die ehemaligen Azubis gestalteten den Gottesdienst aktiv mit und sorgten mit Liedern und Gitarrenspiel für Gänsehaut-Momente.
Während die theoretische Ausbildung für alle 15 an der Krankenpflegeschule stattfand, hatten vier von ihnen einen Ausbildungsvertrag mit dem Krankenhaus; die weiteren mit Kooperationspartnern in der Stadt und dem Landkreis Wittenberg und angrenzend.
Große Herausforderung
Das Pilotprojekt sei dabei für beide Seiten spannend und aufregend gewesen, berichtet Birgit Baier in einer Pressemitteilung: „Als wir die insgesamt 15 El Salvadorianer im Oktober 2021 am Berliner Flughafen abholten, begrüßten wir schüchterne, aber sehr interessierte junge Menschen, die in den ersten Tagen, Wochen oder sogar Monaten eine Vielzahl an Herausforderungen bewältigen mussten. Diese reichten vom Klima über die fremde Sprache bis hin zu verschiedenen Alltagssituationen, die völlig anders als in der Heimat funktionierten. Das von uns noch als mild empfundene Herbst-Klima vermuteten unsere El Salvadorianer schon als kalten Winter und so waren die von uns zum Flughafen mitgenommenen Winterjacken ein willkommenes Geschenk.“ Die Vorkenntnisse der deutschen Sprache haben zunächst zwar beim Verstehen geholfen. Das Sprechen selbst sei vor allem am Anfang aber noch schwergefallen. Dazu seien bürokratische Hürden gekommen, der Alltag in der ersten eigenen Wohnung und die Ausbildung, die zu Beginn auch noch durch die Corona-Krise gezeichnet war, blickt die Pflegedirektorin zurück.
Teil der Stationsteams
Doch allen Herausforderungen zum Trotz haben die Azubis gezeigt, wie wichtig ihnen diese Ausbildung ist. „Wir erlebten alle als sehr fleißige Auszubildende sowohl im theoretischen Unterricht als auch auf unseren Stationen und in den Praxiseinsätzen,“ lobt Mathias Held, Leiter der Krankenpflegeschule. „Unseren Patientinnen und Patienten gegenüber zeigten Sie sich sehr mitfühlend und empathisch, so dass unsere Stationsteams sie nicht mehr missen möchten“, ergänzt Birgit Baier.
Besonders freut sich die Pflegedirektorin, dass die vier frisch Examinierten des Paul-Gerhardt-Stifts sowie ein weiterer Teilnehmer ihre Fachkompetenz auch in Zukunft einbringen und nach der Ausbildung die Teams im Krankenhaus als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann verstärken.
Projekt geht weiter
„Und weil Sie mit Ihrer erfolgreichen Ausbildung bewiesen haben, dass das Kooperationsprojekt mit El Salvador ein richtiger und wichtiger Schritt war, haben im September dieses Jahres weitere junge Menschen aus dem mittelamerikanischen Land ihre Ausbildung bei uns begonnen und beenden diese hoffentlich ebenso erfolgreich wie Sie“, so Birgit Baier.
Auch Ministerin Petra Grimm-Benne lobt das Projekt. Sie hofft, dass dies ein Modellprojekt für weitere Orte in Sachsen-Anhalt wird. Die Botschafterin von El Salvador ergänzt, dass sie sehr stolz auf die frisch Examinierten sei, die fernab der Heimat in einer neuen Sprache und einer neuen Kultur diese anspruchsvolle Ausbildung so erfolgreich beendet haben.