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Theater an der Hundertwasserschule Theater an der Hundertwasserschule: Wo das Gute siegt

Von Corinna Nitz 11.05.2019, 16:12
Harry Potter lässt grüßen: Auch sprechende Bilder sind zu erwarten im neuen Stück der Theatergruppe „dunkelbunt“ des Luther-Melanchthon-Gymnasiums in Wittenberg. Das trägt den Titel „Das Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ und ist am 19. Mai in der Phönix Theaterwelt zu erleben.
Harry Potter lässt grüßen: Auch sprechende Bilder sind zu erwarten im neuen Stück der Theatergruppe „dunkelbunt“ des Luther-Melanchthon-Gymnasiums in Wittenberg. Das trägt den Titel „Das Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ und ist am 19. Mai in der Phönix Theaterwelt zu erleben. Alexander Baumbach

Wittenberg - Auch verwundert dreinschauen will geübt sein. Oder komisch gucken, dito eingebildet. Vergleichsweise neutral blicken für den Moment vor allem die Schachfiguren. Ihnen kommt noch eine wichtige Rolle zu in jenem Stück, das unter dem Titel „Das Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ firmiert. Uraufgeführt wird diese Produktion von der Theatergruppe „dunkelbunt“ des Luther-Melanchthon-Gymnasiums (LMG) in Wittenberg am 19. Mai in der Phönix Theaterwelt.

Das heißt auch, die Proben gehen jetzt in die heiße Phase und Heike Masser, jene Frau, die das alles verantwortet, läuft entsprechend hochtourig, zumal sie, wie sie anlässlich des Probenbesuchs der MZ sagt, noch die Schlussszene schreiben muss. Die entwickele sich mit den einzelnen Szenen und auch im Gespräch.

Von Grimm inspiriert

Für das „Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ hat sich Masser, Kunstlehrerin, Theater-Enthusiastin und Leiterin des Kurses „Darstellendes Spiel“ am LMG, von „Sechse kommen durch die ganze Welt“ inspirieren lassen. In diesem Klassiker der Gebrüder Grimm trifft ein Soldat, der nach dem Krieg vom König mit kargem Salär entlassen wurde, fünf Zeitgenossen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten.

Dazu gehören etwa ein Läufer, der sich, um nicht zu schnell zu sein, ein Bein abschnallen muss. Oder einen Mann, der durch das Pusten aus einem Nasenloch mehrere Windmühlen antreiben kann. Indem sie sich zusammenschließen, findet der Soldat, sollten sie durch die ganze Welt kommen. Dass es am Ende auch Gerechtigkeit gibt, liegt in der Natur des Märchens.

Auch Masser betont unter Hinweis auf manche, sagen wir, Inselbegabung oder besonderen Eigenschaften, dass es die damit Gesegneten (oder Geschlagenen?) allein durchaus schwer haben könnten. Doch im Zusammenwirken aller werde - wie schon in der Vorlage, so auch in der Neuinterpretation - „das Gute siegen“. Zu den außergewöhnlichen Eigenarten der Protagonisten im neuen Märchen von den sechs schrägen Vögeln gehört nun beispielsweise die Fähigkeit eines Jungen, sich alles merken zu können. Ein Mädchen kann andere versteinern, ein weiteres hört das Gras sprechen. Und die bereits erwähnten Schachfiguren? Sie streben schon bald danach, mit Menschen zu spielen...

Starke Gemeinschaft

Im Gespräch mit Masser fällt am Rande noch der Begriff Inklusion, auch darum gehe es bei dem Stück, ohne jedoch das Wort „plakativ zu benennen“. In einer Schule bedeutet Inklusion, dass Kinder mit und ohne Einschränkung zusammen lernen können. Von Nachteilsausgleich spricht Masser. Ihre fröhliche Botschaft: „Man kann ja schräg sein. Aber in der Gemeinschaft ist man stark.“

Eine starke Gemeinschaft sind sie in der aktuellen Besetzung bei „dunkelbunt“. Und die neue Produktion zählt insgesamt über 40 Mitwirkende, dazu gehören Schülerinnen und Schüler, die in Klassenstufe neun und zehn im Kurs „Darstellendes Spiel“ sind, aber auch solche der Jahrgangsstufen elf und zwölf. Musik macht die Band „Füjazzko“, deren Mitglieder ebenfalls Schüler am LMG sind. Sie haben sich dem Jazz verschrieben, werden aber nun auch Titel von Udo Lindenberg spielen (unter anderem bekannte Songs wie „Ich mach mein Ding“).

Toi, toi, toi!

An der Inszenierung beteiligt ist zudem Juliane Nitschke von der Arbeiterwohlfahrt Wittenberg. Im LMG ist die Kulturpädagogin als „Respekt-Coach“ unterwegs - und sie hat ebenda eine Tanz-AG gegründet, weshalb im „Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ auch getanzt wird. Mit Alina Gütling bringt sich außerdem ein ehemaliges Mitglied von „dunkelbunt“ in die Produktion ein, doch arbeite sie vor allem am Bühnenbild. Das scheint ebenso vielversprechend zu werden wie die Kostüme, die im Falle einer Szene von zwei Müttern kreiert wurden.

Wohin es übrigens führen kann, wenn man bei „dunkelbunt“ respektive im Kurs „Darstellendes Spiel“ mitmacht, zeige das Beispiel eines Schülers, der in der aktuellen Geschichte den König spiele und nach Auskunft von Heike Masser einmal Schauspieler werden will. Na dann: ein großes Toi, toi, toi!

20 Jahre Hundertwasser: Festwoche wird vorbereitet

2019 jährt sich in Wittenberg die Umgestaltung einer grauen Plattenbau- zur bunten Hundertwasserschule zum 20. Mal. Das Luther-Melanchthon-Gymnasium, das in dem Gebäude an der Schillerstraße untergebracht ist, organisiert aus diesem Anlass eine Festwoche, die am 29. Mai mit zwei Veranstaltungen ihr Finale erlebt. Eröffnet wird die Festwoche von der schuleigenen Theatergruppe „dunkelbunt“, die am 19. Mai um 16 und 19 Uhr in der Phönix Theaterwelt „Das Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ zeigt.

Diese Neuinterpretation des Grimm’schen Märchens „Sechse kommen durch die ganze Welt“ erzählt die Geschichte von jungen Menschen, „die als scheinbar nicht normal von ihrer Umwelt eingestuft werden: Jeder von ihnen ist besonders und zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Eigenschaft aus, welche im Zusammenwirken aller auch in diesem Märchen das Gute siegen lässt“, so Heike Masser.

Die Kunstpädagogin hat in der Vergangenheit gemeinsam mit der heutigen Schulleiterin Anja Aichinger und „dunkelbunt“ fünf große Aktionen realisiert (unter anderem „Das Narrenkarussell“ und „Die fabelhafte Welt der Gelehrsamkeit“).

Hinzu kamen etliche mittelgroße und kleine Sachen und Projekte, die sie ohne Aichinger, aber mit der Kreismusikschule Wittenberg und dem Tanzstudio Porwol gemacht hat. Für die aktuelle Produktion „Das Märchen von den sechs schrägen Vögeln“ werde jetzt fast täglich geprobt.

Kartenanfragen nimmt die Schule unter Tel. 03491/8777812 entgegen. Das Ticket kostet acht Euro.

(mz)

Kunstpädagogin und Theater-Enthusiastin Heike Masser hat sich von den Gebrüdern Grimm inspirieren lassen und führt auch Regie.
Kunstpädagogin und Theater-Enthusiastin Heike Masser hat sich von den Gebrüdern Grimm inspirieren lassen und führt auch Regie.
Alexander Baumbach